Mitgliedschaft: Der Buglas wird durch die Telekom ein anderer Verband

Durch die Mitgliedschaft der Deutschen Telekom verändert sich der Charakter des Bundesverband Glasfaseranschluss Buglas. "Wir verstehen uns als Verband als Plattform für den Austausch und der Best-Practice-Beispiele mit der Telekom. Insbesondere für kleine Unternehmen, von denen einige Bedenken haben, mit einem großen Unternehmen wie der Telekom ins Gespräch allein zu kommen" , sagte Buglas-Vizepräsident Patrick Helmes Tagespiegel Background(öffnet im neuen Fenster) . Helmes ist zugleich der Geschäftsführer der Glasfaser Ruhr, eine Tochter der Stadtwerke Bochum.
Bisher gehörte der Buglas zu den Kritikern des Marktführers Telekom. Noch im November 2023 hatte Buglas-Geschäftsführer Wolfgang Heer den Doppelausbau als "zumindest in der Mehrzahl der Fälle weder volks- noch betriebswirtschaftlich sinnvoll" bezeichnet . Der Überbau verursache "gesamtwirtschaftlich gesehen" eine Verknappung der ohnehin angespannten Ressourcen, Verunsicherung von Investoren und Bevölkerung.
Ende Januar 2023 rief der Buglas, damals noch mit den inzwischen ausgetretenen Gründungsmitgliedern M-net und Netcologne im Vorstand, die Presse in Berlin zusammen. Der Grund: Die Telekom überbaue gezielt die FTTH-Netze anderer Unternehmen. Ein Breitbandverantwortlicher der Telekom habe in einem öffentlichen Beitrag erklärt, dass man "selbstverständlich" bestehende Glasfasernetze, auch wenn sie Open Access anbieten, überbauen werde, legte Nelson Killius, M-net-Chef, dar.
Doch Helmes erwartet auch künftig keine Einigkeit in allen Fragen: "Es wird sicherlich auch Themen geben, bei denen die anderen Mitglieder andere Positionen vertreten als die Telekom und wir werden überlegen müssen, wie wir damit umgehen und das aushalten können" , erklärte er Tagespiegel Background. Aber man habe Lust, dies miteinander zu probieren.
Telekom zieht nicht sofort in den Buglas-Vorstand ein
"Die Telekom bekommt im Zuge ihrer Aufnahme in den Verband keinen Sitz im Vorstand des Buglas, sondern hat bei den nächsten Vorstandswahlen die Möglichkeit, wie jedes andere Verbandsmitglied auch, einen Vertreter für diese Wahlen zu nominieren" , sagte Telekom-Sprecher Christoph Handwerk Golem.de. Allerdings ist es in Wirtschaftsverbänden üblich, dass die größten Beitragszahler - und damit die marktmächtigsten Firmen - oft auch im Vorstand sitzen.
Austritte und Eintritte gibt es bei allen Branchenverbänden. Der zweitgrößte Kabelnetzbetreiber Tele Columbus ist bereits im März 2024 aus dem Buglas und dem kleinen FRK ausgetreten, bestätigte das Unternehmen Golem.de. Grund sei der "Fokus auf weniger Verbände zur Stärkung der politischen Arbeit" . Deutsche Giganetz ist auch nicht mehr im Buglas engagiert.
Buglas-Geschäftsführer Wolfgang Heer sagte Golem.de: "Wir verzeichneten seit der Bekanntgabe gestern zur Telekom zwei neue Firmen, die bei uns Mitglied geworden sind. Ja, es gab auch einige Austritte. Es gibt aber immer Neuzugänge und Austritte, auch bei den anderen Verbänden." Heer werde sich nicht daran beteiligen, hier Interna der Firmen offenzulegen.
Buglas: "Kooperationen nutzen und auf Augenhöhe verhandeln"
Die Telekom und der Buglas erklärten am Vortag(öffnet im neuen Fenster) , man wolle den Schulterschluss mit den regionalen Anbietern weiter intensivieren und noch mehr FTTH-Kooperationen entwickeln. VATM-Geschäftsführer Frederic Ufer erklärte(öffnet im neuen Fenster) dagegen: "Es hört sich gut an - gemeinsam den Glasfaser-Ausbau vorantreiben, Kooperationen nutzen und auf Augenhöhe verhandeln. Die Realität sieht da deutlich nüchterner aus und es verwundert nicht, dass die Telekom sich kleine regionale und allein ohnehin auf Dauer nur selten ausreichend überlebensfähige Partner auserkoren hat."
Von den kleinen Kooperationspartnern nutze die Telekom in der Regel nur die Glasfaser, manage den Betrieb aber lieber selbst und entziehe dem Markt damit strategisch die Wertschöpfung, die die Investoren für einen großflächigen Ausbau benötigten.
"Kleine Unternehmen in Abhängigkeit zu bringen und große Wettbewerber zu schwächen, zahlt zudem auf das erklärte Ziel der Telekom ein, auch langfristig und über das Jahr 2030 hinaus den Glasfasermarkt zu beherrschen und den Wettbewerb zu marginalisieren" , erklärte Ufer weiter. "Und das Angebot, dass alle großen Anbieter wie 1&1, Telefónica oder Vodafone 'Huckepack' mitgenommen werden, hört sich nett an, ist es aber nicht." Die Vermarktungsquote der bundesweiten Zugangsnachfrager auf den Glasfasernetzen der Telekom sei im Vergleich zu Kupfer-DSL mit vier Prozent gegenüber 43 Prozent "katastrophal niedrig" .



