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Die Messung des elektrochemischen Potenzials funktioniert jedoch nicht überall. In manchen Fällen befinden sich sogenannte Spanndrähte in einem Hüllrohr aus Metall. Es bildet einen Faradayschen Käfig, der die Drähte für das Messverfahren unsichtbar macht.

Das ist vor allem in Deutschland ein Problem. Dort wurden zwischen den 50er und 70er-Jahren, im Osten bis Anfang der 90er-Jahre, viele Brücken mit einer besonderen Art von Spannstählen gebaut. "Die starke Luftverschmutzung, speziell das Schwefeldioxid, griff die damals verwendeten Stähle in Kombination mit Feuchtigkeit an, ehe sie in Mörtel eingefasst wurden," erzählt Ebell.

Im Verborgenen haben sich an den Drähten feine Risse gebildet, nach Jahrzehnten reißen sie nun durch. Ab einer gewissen Zahl gerissener Spanndrähte können die verbleibenden den Zugkräften nicht mehr standhalten.

Die Carolabrücke in Dresden beispielsweise stürzte 2024 teilweise ein(öffnet im neuen Fenster) . Bei ähnlichen Bauwerken wurde das Schlimmste durch Sperrungen verhindert.

Die Folgen für den Verkehr indes sind dramatisch - Staus und große Umwege. Das zeigt das Dilemma, wenn über Sperrung oder Weiterbetrieb zu entscheiden ist: Jeder wünscht Sicherheit, aber auch eine nutzbare Infrastruktur.

"Viele Brücken, die potenziell geschädigt sein können"

"Es gibt viele Brücken, die potenziell geschädigt sein können," sagt Ebell. "Nicht alle lassen sich in kurzer Zeit durch Neubau ersetzen." Oft bleibe kaum etwas anderes als "palliative Begleitung," wie es der Ingenieur nennt.

Die Bauwerke werden mit Sensoren versehen, die Erschütterungen messen und gleichsam hören können, ob und wo Spanndrähte reißen. Dazu kommen Sensoren, die kleinste Verformungen erfassen. "Anhand der Daten ist schnell zu erkennen, ob der Zustand stabil bleibt oder ob er sich verschlechtert und womöglich eine Vollsperrung nötig ist," sagt er. Entsprechende Sensortechnik sei stark nachgefragt, die Anbieter hätten lange Wartelisten.


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