Mit einer Drohne: Zwei DLR-Forscher kartieren nach Erdbeben zerstörte Stadt

Mit einer Drohne haben zwei Forscher des DLR eine vom Erdbeben in der Türkei zerstörte Stadt kartiert. Ziel war, Helfern vor Ort ein genaues Bild der Lage für ihre Einsätze zu verschaffen.

Ein Bericht von veröffentlicht am
Einer der DLR-Mitarbeiter mit der Drohne: "Es waren lange Tage."
Einer der DLR-Mitarbeiter mit der Drohne: "Es waren lange Tage." (Bild: DLR)

Am frühen Morgen des 6. Februar hat im Südosten der Türkei und im Norden Syriens die Erde gebebt. Das Erdbeben mit der Stärke 7,8 hat die Landoberfläche bis zu sechs Meter verschoben und ganze Städte zerstört. Rettungskräfte aus aller Welt kamen in die Region, um zu helfen. Mit der Hilfsorganisation International Search And Rescue (I. S. A. R.) Germany reisten auch zwei Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in das Erdbebengebiet, nach Kırıkhan in der Provinz Hatay.

Inhalt:
  1. Mit einer Drohne: Zwei DLR-Forscher kartieren nach Erdbeben zerstörte Stadt
  2. Bilder mit 50 Megapixeln Auflösung
  3. Idee entstand nach dem Erdbeben in Nepal 2015

Matthias Geßner und Jörg Brauchle vom Institut für Optische Sensorsysteme des DLR in Berlin waren aber nicht vor Ort, um in Trümmern nach Verschütteten zu suchen. Ihre Aufgabe war es vielmehr, den Helfern den Weg zu weisen. Mit einer Drohne überflogen sie die Stadt und erzeugten eine digitale Lagekarte, mit der die Rettungskräfte ihre Einsätze planen.

"Die Karte vermittelt einen aktuellen und fotorealistischen Eindruck der Gegend", beschreibt Geßner im Gespräch mit Golem.de ihre Arbeit."Man kann beispielsweise den Zerstörungsgrad der Gebäude auf den Bildern abschätzen und diese auch genau verorten, weil alle Bilddaten georeferenziert sind. Außerdem kann man Entfernungen oder auch Durchfahrtsbreiten messen."

Drohnen brauchen keinen Himmel

Zwar werden auch optische Satelliten zur Kartierung von Katastrophengebieten eingesetzt. Allerdings stehen deren Daten erst zur Verfügung, wenn die Satelliten das Gebiet überflogen haben – und wenn dann dort klares Wetter geherrscht hat. Für die Drohne hingegen ist es egal, ob der Himmel klar oder wolkenverhangen ist – sie bleibt unter den Wolken.

  • Jörg Brauchle (l) und Matthias Geßner (r) vom Institut für Optische Sensorsysteme des DLR in Berlin in Kırıkhan (Bild: DLR)
  • Mit der Drohne im Einsatz (Bild: DLR)
  • Bilder der Drohne: Kaum ein Haus... (Bild: DLR)
  • ... war unbeschädigt. (Bild: DLR)
  • Aus Drohnenbildern erstellte Lagekarte (Bild: DLR)
  • Die Drohne: eine Vector von Quantum Systems (Bild: Werner Pluta/Golem.de)
  • Am DLR entwickeltes Kamerasystem Macs-Nano (Bild: Werner Pluta/Golem.de)
Jörg Brauchle (l) und Matthias Geßner (r) vom Institut für Optische Sensorsysteme des DLR in Berlin in Kırıkhan (Bild: DLR)

Das Werkzeug der beiden bestand aus einer Drohne mit einem am Berliner DLR-Institut entwickelten Kamerasystem. Mithilfe eines ebenfalls am DLR entwickelten Verfahrens zur Echtzeitkartierung werden die zahlreichen Einzelbilder der Drohnenkamera zu einer standardkonformen Luftbildkarte montiert, die dann wiederum mit weiteren digitalen Karten kombiniert werden kann.

"Ziel war, die ganze Stadt zu kartieren und ins Einsatzleitsystem einzubinden", sagt Geßner. Im Rucksack hatten er und Brauchle für den Tageseinsatz alle verfügbaren Akkus, Laptops und natürlich die Drohne. Um sie fliegen zu lassen, haben sich die beiden anhand einer Karte einen höhergelegenen Platz über der Stadt gesucht, damit, sie freie Sicht auf den Horizont zu haben – "damit wir einfliegende Helikopter früh ausmachen und gefährliche Situationen vermeiden können."

"Wir haben anhand einer Karte den Bereich geplant, den wir abfliegen wollen. Die Flugplanungssoftware erzeugt dann einen Wegpunktpfad, den wir auf die Drohne übertragen. Sie fliegt dann diese geplanten Wegpunkte vollautomatisch ab", erzählt er. Während die Drohne in der Luft war, mussten sie die Kamera bedienen und falls nötig anpassen sowie das das Fluggerät im Blick behalten.

Die Drohne kann etwa anderthalb Stunden in der Luft bleiben. Dann kehrte sie zum Ausgangspunkt zurück. Nach einem Akkuwechsel ging es wieder in die Luft. Sobald die zu kartierenden Bereiche für einen sicheren Flugbetrieb zu weit entfernt lagen, wechselte das Team zu einem anderen geeigneten Standort. Insgesamt haben die beiden so ein etwa acht Quadratkilometer großes Gebiet abgeflogen.

Waren alle Akkus leer geflogen, ging es mit den Rohdaten zurück ins Basislager. Dort erstellten Geßner und Brauchle anhand der Daten eine Lagekarte. Da es in den ersten Tagen kein Internet im Katastrophengebiet gab, konnten sie per USB-Stick oder über das WLAN im Basislager den Einsatzkräften des I.S.A.R. Germany und des Technischen Hilfswerks (THW) die Karten zu Verfügung stellen.

"Das war der erste Erfolg, nur noch nicht unser selbst gestelltes Ziel. Es war nur eine Insellösung."

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