Missbrauch der Marktmacht: Microsofts Cloudsparte Azure im Visier der EU-Kartellwächter
Nutzt Microsoft seine Marktmacht aus, um andere Cloudanbieter zu verdrängen? Das Unternehmen könnte vertrauliche Informationen dazu nutzen.

Die Wettbewerbshüter der EU-Kommission untersuchen das Geschäftsgebaren von Microsofts Cloudsparte Azure. Einem Bericht des Wirtschaftsdienstes Bloomberg zufolge werden in einer informellen Untersuchung Konkurrenten und Kunden befragt, ob Microsoft möglicherweise den Zugang zu vertraulichen Unternehmensinformationen von Clouddiensten missbraucht, mit denen es in geschäftlicher Verbindung steht. Bloomberg beruft sich auf entsprechende Unterlagen, die dem Dienst vorlägen.
Die EU-Kartellwächter wollten wissen, ob Microsoft solche vertraulichen Informationen nutze, um mit Clouddienstanbietern auf dem Markt zu konkurrieren, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen, die nicht namentlich genannt werden wollten. Die Behörde habe auf Anfrage lediglich bestätigt: "Die Kommission hat mehrere Beschwerden über Microsoft erhalten, auch in Bezug auf das Produkt Azure, die wir auf der Grundlage unserer Standardverfahren prüfen."
Die Befragten hatten demnach bis zum 16. Mai 2023 Zeit, die Fragen der Kommission zu beantworten. Zudem seien sie aufgefordert worden, bis Ende des Monats eine um vertrauliche Angaben bereinigte Version ihrer Beweismittel einzureichen. Das sei laut Bloomberg oft ein Indiz dafür, dass eine formelle kartellrechtliche Untersuchung in Arbeit sei. Eine solche Untersuchung könnte dann zu einer Geldbuße für Microsoft führen.
Erst Ende März 2023 warf Google Microsoft vor, die Marktposition von Office und Windows auszunutzen, um Kunden an den Clouddienst Azure zu binden. Durch das Bündeln von Produkten und seine Preis- und Lizenzpolitik erschwere Microsoft es Kunden, den Anbieter zu wechseln.
Hinter der neuerlichen Untersuchung stecke laut Bloomberg eine Reihe von Beschwerden von Cloud-Firmen über Microsofts Verhalten. Dazu zähle auch Cispe, ein Branchenverband mit Verbindungen zu Amazon Web Services. Frühere Beschwerden seien von der französischen Firma OVH Cloud, dem italienischen Unternehmen Aruba, einem dänischen Cloud-Verband und deutschen Anbieter Nextcloud gekommen.
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