MINT-Berufe: Fachkräftemangel so groß wie nie

Trotz Zuwachs blieben 2021 viele IT- und Elektro-Arbeitsplätze unbesetzt. Bundesländer im Osten sind besonders stark betroffen.

Artikel veröffentlicht am , Daniel Ziegener
Der Arbeitsplatz ist da, nur die Fachkraft fehlt.
Der Arbeitsplatz ist da, nur die Fachkraft fehlt. (Bild: Laura Davidson/Unsplash)

Die Fachkräftelücke in Digitalisierungsberufen ist im letzten Jahr wieder angestiegen. Das geht aus einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz hervor. Für die Hälfte aller offenen Stellen gebe es deutschlandweit keine ausreichend qualifizierten Arbeitssuchenden.

Im September 2021 fehlten in sogenannten Digitalisierungsberufen demnach rund 77.000 Fachkräfte. Die Stellenüberhangsquote lag bei 52 Prozent. Das heißt, dass jede zweite Stelle unbesetzt blieb - und das, obwohl besonders IT-Berufe eigentlich einen starken Zuwachs erlebten. Von 2013 bis 2020 ist die Zahl der Beschäftigten um 41 Prozent gewachsen. Dennoch fehlten 27.472 qualifizierte IT-Fachkräfte. Am deutlichsten sei der Fachkräftemangel in Elektroberufen. Im September 2021 waren 70 Prozent der Stellen in Berufsbildern wie Mechatroniker oder IT-System-Elektroniker unbesetzt geblieben. In digitalen Elektroberufen fehlten laut der Studie insgesamt 38.953 Personen, um diese Stellen zu füllen.

"Insbesondere in den ostdeutschen Flächenländern ist das Arbeitsangebot in Digitalisierungsberufen deutlich zu niedrig", so das IW. Dort war die Stellenüberhangsquote der letzten beiden Jahre etwa doppelt so hoch wie in den Stadtstaaten Bremen, Berlin und Hamburg. In Bayern und Baden-Württemberg sowie in den Stadtstaaten Bremen und Hamburg arbeiten mehr als zehn Prozent der Angestellten in den unter Digitalisierungsberufen zusammengefassten Berufsbildern. In Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt sind es hingegen unter sieben Prozent.

Großprojekte in ostdeutschen Bundesländern

In diesem Jahr wurden bereits mehrere Großprojekte von Technologieunternehmen in ostdeutschen Bundesländern angekündigt, die Tausende Arbeitsplätze schaffen sollen. Der chinesische Batteriehersteller CATL eröffnet im Sommer ein Werk in Thüringen mit langfristig mehr als 3.000 Arbeitsplätzen. Auch in Schleswig-Holstein ist eine Batteriezellenfabrik geplant. Im brandenburgischen Grünheide bei Berlin eröffnete im März 2022 das erste deutsche Werk des E-Auto-Herstellers Tesla.

Das größte Projekt aber ist Intels geplante Megafab in Magdeburg mit Baukosten in Höhe von 17 Milliarden Euro und perspektivisch 10.000 Arbeitsplätzen, davon 3.000 langfristig. Politiker erhoffen sich von solchen Ansiedlungen eine Sogwirkung für die jeweiligen Regionen.

Ausbildung und Zuwanderung als Lösungsansätze

Als Handlungsempfehlung nennt das IW Maßnahmen, die junge Menschen unabhängig vom Geschlecht für die fehlenden Berufsbilder begeistern sollen. Ähnliche Schlüsse zogen auch schon das MINT-Nachwuchsbarometer und der Digitalbranchenverband Bitkom. Der niedrige Frauenanteil in MINT-Fächern und IT-Berufen deuten auf ein ungenutztes Potential am Arbeitsmarkt hin. Man sei "auf Frauen angewiesen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen und nachhaltiges Wachstum zu sichern", so Bitkom-Vizepräsidentin Sabine Bendiek im März.

"Historisch waren die IT-Berufe auch sehr offen für Quereinsteiger und autodidaktischen Kompetenzerwerb", heißt es in der IW-Studie. "Das Berufsfeld professionalisiert sich jedoch zunehmend und es wird davon ausgegangen, dass der Anteil fachspezifischer Abschlüsse weiter steigen wird." Gleichzeitig ging aus dem letzten MINT-Nachwuchsbarometer der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften hervor, dass die Hälfte aller Studenten in MINT-Fächern entweder das Fach wechseln oder das Studium ganz abbrechen würden. Diese Zahlen wurden im April 2022 veröffentlicht.

Auch Weiterbildungsmaßnahmen hält das IW für nötig: "Der digitale Wandel erfordert eine Weiterentwicklung der beruflichen Bildung. Arbeitslose sollten regional und beruflich mobiler werden und dabei unterstützt werden." Darüber hinaus sollten Fachkräfte aus dem Ausland aktiver angeworben, die Anerkennung von Abschlüssen erleichtert und Sprachhürden abgebaut werden.

Weitere Informationen zum Thema IT-Fachkräfte gibt es hier in unserem Karriere-Ratgeber

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Wasserflasche 28. Mai 2022

das ist falsch, die werkstudenten und dualen studenten bekommen alle deutlich mehr als...

bananajoe86 28. Mai 2022

Danke

LordSiesta 27. Mai 2022

Kann man das überhaupt abstellen? Ich kann mich nicht erinnern, gefragt worden zu sein.

bananajoe86 27. Mai 2022

Das wäre zu einfach. Der beste Rat ist doch immer Nutze deine Freizeit um dich...



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