Minidisc gegen DCC: Der vergessene Formatkrieg der 90er-Jahre
Vor 30 Jahren hat Sony die Minidisc als Nachfolger der Kompaktkassette angekündigt - und Philips die Digital Compact Cassette. Dass sich an diese nur noch Geeks erinnern, hat Gründe.
Anfang der 90er war die Kompaktkassette das gängige Medium, um unterwegs Musik zu hören. Philips hatte das Produkt 30 Jahre zuvor auf den Markt gebracht und da hielt es sich sehr hartnäckig. Die Wettbewerber, vor allem Sony, suchten nach einem guten Konkurrenzprodukt und meinten 1991 eines gefunden zu haben: die Minidisc. Zur gleichen Zeit zog auch Philips nach, mit der Digital Compact Cassette, kurz: DCC.
- Minidisc gegen DCC: Der vergessene Formatkrieg der 90er-Jahre
- Eine DCC zu nutzen ist kein Zuckerschlecken
- Ein DCC-Player mag auch alte Kompaktkassetten
- 1996 war für DCC Schluss, Minidisc hielt länger durch
Was folgte, was einer der einseitigsten Formatkriege im Audiobereich und ein Lehrstück für ein nicht konkurrenzfähiges Produkt, das schnell in Vergessenheit geriet. Vier Jahre nach ihrer Veröffentlichung 1992 stampfte Philips die DCC wieder ein. Das Produkt war spektakulär gefloppt - doch auch die Minidisc hatte es schwer, zumindest in Europa.
1991 gab es zur Kompaktkassette kaum Alternativen: Um unterwegs Musik zu hören, Musik zu kopieren und zu tauschen, waren Kassetten nach wie vor das Mittel der Wahl - und das, obwohl es seit 1982 auch schon CDs als Ersatz für Schallplatten gab. CDs boten zwar eine wesentlich bessere Audioqualität, tragbare CD-Player waren aber zu dieser Zeit noch viel zu teuer und vor allem sehr empfindlich, was Erschütterungen betrifft. Ein tragbarer Kassettenrekorder war hingegen auch schon 1991 bei Bewegungen nutzbar, ohne dass der Ton geleiert hat - ein gewisses Preisniveau vorausgesetzt.
CDs waren noch keine Alternative zum Mixtape
Außerdem ließen sich CDs zu diesem Zeitpunkt noch nicht selbst bespielen, Kassetten hingegen schon - das Medium war ideal für Mixtapes und getauschte Alben. Allerdings verloren die Aufnahmen bei jedem Kopiervorgang hörbar an Qualität, anders als zum Beispiel Sonys digitales DAT-Format, das als Konkurrenz zur Kassette startete, sich aber vor allem wegen des Widerstands der Musikindustrie (Stichwort: illegale Kopien) nicht durchsetzte.
Die Minidisc sollte dieses Problem lösen: Kopien waren dank des digitalen Formats qualitativ deutlich besser als bei Kassetten, gleichzeitig aber aufgrund der angewandten Kompression nicht identisch mit dem Ausgangsmaterial. Sonys ATRAC-Codec ermöglicht es, den Umfang einer CD (650 bis 700 MByte) komplett auf eine Minidisc zu kopieren, die zwischen 164 und 177 MByte Datenspeicher bietet. Bei ATRAC handelt es sich um ein psychoakustisches Modell, das vom Gehirn nicht mehr wahrnehmbare Teile der Aufnahme entfernt und die Aufnahme dadurch komprimiert. Sony hat das Format immer weiterentwickelt und verbessert.
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Eine DCC zu nutzen ist kein Zuckerschlecken |
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