1996 war für DCC Schluss, Minidisc hielt länger durch
1996 hat Philips endgültig eingesehen, dass der Markt kein Interesse an einem digitalen System auf Kassette hatte. Die DCC wurde still und heimlich eingestellt, neue Kassetten und Player wurden nicht mehr entwickelt. Neben der umständlichen Bedienung im Vergleich zur Minidisc scheiterte die DCC auch an einem fehlenden Markt: Viele Nutzer waren im Privatbereich weiter mit Kompaktkassetten glücklich. Eine gut aufgenommene Kassette klingt zudem nicht so schlecht, wie mancher es heute in Erinnerung haben mag.
Die Minidisc hingegen war noch lange nicht am Ende: Die letzten Player wurden 2013 abverkauft, also über 20 Jahre nach Einführung des Systems. Aus deutscher/europäischer Perspektive mag die Minidisc wie ein Flop wirken, in vielen anderen Ländern der Welt feierte sie aber durchaus Erfolge - unter anderem in Asien. Auch waren Minidisc-Recorder in der Musikproduktion und bei Journalisten sehr beliebt.
Bevor Sony 2011 die Produktion einstellte, gab es einige neue Features. Neben Longplay-Optionen wurde noch NetMD eingeführt: Mit entsprechenden Rekordern konnten Musikstücke mit Hilfe eines Programms direkt von einem Rechner auf eine Minidisc übertragen werden - allerdings nicht zurück. So sollte verhindert werden, dass Musik einfach geteilt werden konnte. Die Audioqualität entsprach dem LP2-Standard (LP = Longplay, entspricht ATRAC3) mit 132 kbit/s, während der normale ATRAC-Standard 292 kbit/s hatte.
HiMD sollte Minidisc retten
Allerdings spürte Sony schon länger den Druck der MP3-Player, die sich Anfang der 2000er immer weiter verbreiteten. Um sich gegen sie zu positionieren, wurde 2004 mit HiMD ein neuer Standard veröffentlicht, der spezielle Abspielgeräte voraussetzte. Ein HiMD-Player konnte NetMD und ursprüngliche Minidisc-Formate abspielen, ältere Player aber keine HiMDs.
Eine HiMD kann 1 GByte an Daten speichern, dabei lassen sich Daten und Musik gleichzeitig auf einer Minidisc ablegen. Musik kann entweder unkomprimiert in CD-Qualität oder komprimiert gespeichert werden (ATRAC3 oder ATRAC3 Plus). Je nach gewählter Bitrate lassen sich so dutzende Stunden Musik speichern. Den immer preiswerter werdenden MP3-Playern konnte Sonys System aber nichts entgegensetzen, weshalb auch für HiMD zwischen 2011 und 2013 Schluss war.
DCCs und Minidiscs wurden auch als Datenspeicher eingesetzt. Sony hat unter anderem eine Digitalkamera mit Minidisc als Speicher veröffentlicht, im Audiobereich gab es Mischpulte mit Minidisc-Laufwerken. Großflächig durchsetzen konnten sich beide Systeme aber nicht.
Heutzutage sind Minidiscs (zumindest in Europa) und DCCs eher eine Fußnote in der Geschichte der Audioformate. Die Formate sind auch nicht Teil der Retrowelle, die vor allem Vinylplatten und Kassetten beinhaltet - zumindest noch nicht. In das Thema Minidisc lässt sich preiswert einsteigen: Tragbare Recorder sind in funktionsfähigem Zustand oft für unter 30 Euro erhältlich. Für einen tadellosen MZ-R30 mit funktionierendem Akku und Netzteil haben wir 21,30 Euro bezahlt. Auch Hifi-Decks sind günstig: Unser MDS-JE510 hat uns bei Ebay 60 Euro gekostet.
DCC-Leermedien sind teuer
Beim Thema DCC hingegen müssen Interessenten mehr investieren: Unser DCC-91 hat uns bei Ebay Kleinanzeigen um die 150 Euro gekostet, dazu kommen 15 Euro für neue Antriebsriemen - die waren wie erwartet bei unserem Gerät ausgeleiert. Wir haben absichtlich darauf verzichtet, ein DCC 900 zu kaufen, das bei Ebay oft anzutreffen ist. Das Gerät ist dafür bekannt, dass die Kondensatoren ausgetauscht werden müssen.
Bei Aufnahmemedien sind Minidiscs ebenfalls günstiger als DCCs. Für originalverpackte, ungenutzte DCCs sind Preise zwischen 15 und 20 Euro pro 90-Minuten-Band üblich. Minidiscs sind auch originalverpackt für einen wesentlich geringeren Preis erhältlich - es gibt schlichtweg mehr davon. Über Amazon sind immer noch Sonys Neige-Minidiscs im Zehnerpack für knapp 73 Euro erhältlich.
Angesichts der Art und Weise, wie die meisten Menschen heute Musik hören (Streaming), sind Minidisc und DCCs natürlich obsolet. Wer auf Qualität und alternde Musikformate wert legt, wird zudem eher eine CD mit unkomprimierter Musik hören. Den Formaten fehlt zudem der gewisse Charme, den Vinylplatten für viele Fans haben.
In der Hifi-Anlage des Autors haben aber sowohl das Minidisc-Deck als auch das DCC-Deck einen festen Platz. Das liegt allerdings eher an nostalgisch-nerdigen Gründen und ist nicht praxisorientiert. Der Autor stellt allerdings fest, dass er wie bei Platten auch bei Minidiscs und DCCs Musik bewusster hört als über Streaming - das mag aber eine sehr subjektive Wahrnehmung sein.
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Ein DCC-Player mag auch alte Kompaktkassetten |
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