Winter is coming
Dann trugen die Besucher Streumaterial ins Miniatur Wunderland, und der Splitt verursachte Störsignale über Störsignale. "Wenn man sich das auf dem Oszilloskop angeschaut hat, zuckte da alles wild", erzählt Braun. "Irgendwann tauchte die Welle eines Signals, das wir hören wollten, auf." Damit war eine genaue Ortung kaum mehr möglich: Das System war dafür darauf angewiesen, die erste Welle des Signals zu erkennen. Verpasste es die und erkannte erst die zweite Welle, war die Ortung um 9 Millimeter falsch, beim dritten Signal um 18 Millimeter und so weiter.
Das Anlegen verläuft ruckartig
Gleichzeitig ließ sich aber aus technischen Gründen nur eine Ortung pro Sekunde durchführen - mit dem Ergebnis, dass die Software, die das Schiff steuerte, eine Positionsbestimmung mit Verzögerungen bekam, oft von mehreren Sekunden. Problematisch wurde das dann bei Anlegemanövern: Das Schiff driftete gemächlich mit einer Geschwindigkeit von 3 Millimetern pro Sekunde auf die Kaimauer zu. Die Software hingegen glaubte wegen der verzögerten Positionsmeldung, es sei weiter entfernt, driftete also weg. Also gab sie Schub, und das Manöver wurde ruckartig und sah merkwürdig aus.
"Wir haben gemerkt: Die Genauigkeit von einem Millimeter auf dem Wasser, wo jeder denkt, da reichen auch fünf Zentimeter, die müssen wir haben, wenn das Signal springt", resümiert Braun. "Das haben wir bis zur Eröffnung nicht hinbekommen."
Wo die Software herrscht
Die Idee, ein zweites Signal als Kontrollsignal einzuführen, kam zu spät. Also wurden die Schiffe bei der Eröffnung der Skandinavien-Anlage im Juli 2005 per Hand gesteuert. Braun nahm sich vor, sich wieder damit zu beschäftigen - "wann immer Zeit ist". Doch es kamen immer andere Projekte dazwischen: 2007 wurde der Abschnitt Schweiz eröffnet, 2011, nach fünf Jahren Bauzeit, der Flughafen. 2013 wurde die Hafencity und - vier Jahre vor dem Vorbild um die Ecke - die Elbphilharmonie eingeweiht. Zuletzt kam im September 2016 der Abschnitt Italien hinzu.
Vier Mal in der Stunde wird es Nacht und wieder Tag. Und: "Kein Tag und keine Nacht gleicht der anderen", sagt Braun. Trotzdem ist die Fehlerquote in der knapp 1.500 Quadratmeter großen Modellwelt mittlerweile überraschend gering: Software-Abstürze treten praktisch nicht mehr auf. Rund 30 Rechner steuern das Geschehen. Das Miniatur Wunderland wird nicht zentral gesteuert, sondern jeder Abschnitt der Anlage hat mehrere eigene Computer. Aus Sicherheitsgründen, sagt Braun: "Wenn etwas ausfällt, ist nur ein kleiner Bereich betroffen."
Die Computer sind handelsübliche Systeme mit Standardkomponenten. Die haben den Vorteil, dass sie günstig sind und beim Komplettausfall schnell ersetzt werden könnten. Beim 2011 eröffneten Flughafen etwa sind es drei: einer für die Lichter in den Gebäuden und auf dem Rollfeld, einer für die Flugzeuge und Autos, die über den Flughafen wuseln, und schließlich einer für die Züge. Im Abschnitt Italien sogar jeweils zwei Computer Züge und Licht.
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Von der Schwierigkeit, Schiffe zu orten | Regeln und Zufälle |
artavenue schrieb in der Überschrift: Finde ich auch. Allerdings kam er mir auch ziemlich...
1. Schiffe über das Internet fernsteuerbar machen. 2. Geschlossene Community mit...
Ui. Toll. Dann kann das Schiff genau eine Route fahren, und das auch noch nur in eine...
kt