Milliardenprojekt mit Wolfspeed: ZF zieht sich aus Chipfabrik im Saarland zurück

Der Autozulieferer ZF wird sich nicht mehr an der geplanten Chipfabrik im Saarland beteiligen. Das erfuhr das Handelsblatt(öffnet im neuen Fenster) aus Regierungs- und Branchenkreisen. Das Projekt mt einem Volumen von 2,75 Milliarden Euro steht damit vor dem Aus.
Der US-Konzern Wolfspeed wollte im Saarland das weltweit größte Werk für Halbleiter aus Siliziumkarbid (SiC) errichten. An der Fabrik hatte der Getriebehersteller ZF eine Minderheitsbeteiligung zugesagt. Wolfspeed wollte auf dem Gelände eines ehemaligen Kohlekraftwerks in Ensdorf zu bauen.
Die Serienfertigung der vor allem in Elektrofahrzeugen genutzten Leistungshalbleiter aus Siliziumkarbid sollte ursprünglich in rund zwei Jahren beginnen. Wolfspeed mit Hauptsitz in Durham im US-Bundesstaat North Carolina liefert etwa Bauelemente aus Siliziumkarbid für den Antrieb von Elektrofahrzeugen von Mercedes-Benz, die eine höhere Effizienz im Antriebsstrang ermöglichen. Marktführer Wolfspeed arbeitet in den USA bereits mit 200-mm-Wafern (8 Zoll), die das Unternehmen selbst herstellt. Das Packaging sollte im Saarland vor Ort erfolgen, die Wafer sollten in Ensdorf zerteilt (Dicing) und die einzelnen Dies in Gehäuse verpackt und kontaktiert werden.
Selbstbedienungsladen: Staatliche Förderung von 30 bis 40 Prozent
Wolfspeed drängte als Voraussetzung auf eine Zusage für staatliche Förderung. Halbleiterhersteller drücken international in der Regel öffentliche Mittel von 40 Prozent ihrer Gesamtkosten durch. ZF wollte sich mit 170 Millionen Euro beteiligen. Im Frühjahr 2023 hatten die beiden Partner das Vorhaben im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck vorgestellt. Der Bund und das Saarland sagten eine Subventionsquote von 30 Prozent zu, das Geld sollte im Rahmen des europäischen Förderprogramms Important Projects of Common European Interest (IPCEI) für Mikroelektronik fließen .
Doch die Pläne verzögerten sich bereits im Juni 2024 um zwei Jahre. Golem.de hatte das Unternehmen bereits im Februar 2024 erklärt, dass offene Arbeitsschritte den Baustart noch verzögerten.
Dass die Fabrik noch gebaut wird, ist laut Handelsblatt nun nicht mehr zu erwarten. Denn der Halbleiterhersteller Wolfspeed schreibt hohe Verluste und kämpft in seinen US-amerikanischen Werken mit technischen Problemen. Seit Monaten äußerte sich Vorstandschef Gregg Lowe nicht mehr zu dem Projekt. Eine Anfrage des Handelsblatts ließ das Unternehmen unbeantwortet. Auch ZF gab keinen Kommentar ab.
Nachtrag vom 22. Oktober 2024, 18:37 Uhr
"ZF widerspricht der Darstellung in den Medien, wonach ZF maßgeblich für eine Verzögerung der Pläne des Unternehmens Wolfspeed sein soll, eine Chipfabrik in Ensdorf zu bauen. Die Verantwortung für das Projekt hat Wolfspeed" , sagte ein Sprecher. ZF habe das Projekt intensiv und aktiv unterstützt. Zu genauen Inhalten der Partnerschaft und zu Förderinstrumenten äußere ZF sich nicht.



