Microsoft und Activision Blizzard: Scheitert der größte Deal der Spielegeschichte an der Cloud?
Microsoft will den Call-of-Duty-Entwickler Activision Blizzard kaufen, britische Wettbewerbshüter haben das vorerst gestoppt. Warum können sie das, was hat Cloudgaming damit zu tun – und wie geht es jetzt weiter?

Es war die wichtigste Meldung für die Spielebranche in dieser Woche: Microsoft darf Activision Blizzard doch nicht kaufen – zumindest, wenn es nach der britischen Kartellbehörde CMA geht. Der teuerste Deal in der Geschichte der Spielebranche scheint damit vorerst geplatzt zu sein.
Für rund 70 Milliarden US-Dollar wollte Microsoft den Publisher und Entwickler von Megasellern wie Call of Duty, Diablo und Candy Crush kaufen. Statt "Was wäre, wenn" zum Einfluss dieser Fusion auf eine der umsatzstärksten Unterhaltungsbranchen ist die große Frage nun, wie es weitergeht – und warum es überhaupt zu dieser Entscheidung gekommen ist.
Warum blockiert eine britische Behörde die Übernahme eines US-Unternehmens?
Sowohl Microsoft mit Sitz in Redmond als auch Activision Blizzard aus Santa Monica, Kalifornien, sind US-Unternehmen. Trotzdem ist es nicht die amerikanische Wettbewerbsbehörde FTC, die die Übernahme blockiert, sondern dir britische Competition and Markets Authority (CMA).
Beide Unternehmen sind aber auf dem britischen Markt aktiv. Großbritannien gehört mit mehr als 5 Milliarden US-Dollar jährlich zu den umsatzstärksten Spielemärkten der Welt.
Die CMA untersucht Fälle, wenn das zu übernehmende Unternehmen im Vereinigten Königreich einen Jahresumsatz von mindestens 70 Millionen Pfund erzielt oder die fusionierten Unternehmen einen Marktanteil von mindestens 25 Prozent hätten. Diese Kriterien erfüllt Activision Blizzard mit Leichtigkeit: 2020 machte der Konzern im EMEA-Raum (Europa, Naher Osten und Afrika) mehr als 2,2 Milliarden US-Dollar Umsatz und sollte diese Grenze in Großbritannien deutlich überschritten haben.
Was hat die Übernahme von Activision Blizzard mit Cloudgaming zu tun?
Schon 2022 zeigte sich die CMA besorgt, dass Microsoft "seine Kontrolle über beliebte Spiele wie Call of Duty und World of Warcraft nach dem Zusammenschluss nutzen könnte, um Konkurrenten zu schädigen", und kündigte eine Lösung an, die den "Interessen der britischen Gamer und Unternehmen gerecht wird". Die vereinte Kontrolle über einige der größten Gaming-Franchises war auch die größte Sorge von Regulatoren aus der EU und den USA.
Microsoft war im Vorfeld schon zu einigen Zugeständnissen bereit und sicherte nicht nur Sony zu, die Titel weiterhin für die Playstation zu portieren, sondern holte mit Nintendo sogar einen weiteren konkurrierenden Konsolenhersteller mit ins Boot.
In der Entscheidung der CMA spielte aber ein anderes Marktsegment die ausschlaggebende Rolle: Cloudgaming. Dort sieht die CMA schon heute eine deutliche Marktmacht von 70 Prozent bei Microsoft.
Daran änderten anscheinend auch Vereinbarungen nichts, Call of Duty auf anderen Streamingdiensten wie Nvidias Geforce Now anzubieten. Tatsächlich ist der ukrainische Anbieter Boosteroid momentan der einzige Cloudgaming-Dienst, auf dem Call of Duty spielbar ist.
Ist die Übernahme von Activision Blizzard jetzt endgültig geplatzt?
Völlig unmöglich ist die Übernahme noch nicht, auch wenn die Chancen deutlich schlechter stehen als vor dem Beschluss der CMA. Microsoft und Activision Blizzard haben bereits angekündigt, die Entscheidung anzufechten und Berufung einzulegen.
"Das ist nicht die Nachricht, die wir uns gewünscht haben, aber sie ist noch lange nicht das letzte Wort in dieser Angelegenheit", schrieb Activision-CEO Bobby Kotick in einem offenen Brief an seine Angestellten.
Er gibt sich äußerst kämpferisch – und droht indirekt sogar. Wenn Großbritannien hoffe, "seine Führungsposition im Technologiebereich auszubauen", sei die Entscheidung der CMA ein Fehler. "In einer Zeit, in der die Bereiche maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz florieren, wissen wir, dass der britische Markt von Microsofts Stärke in beiden Bereichen profitieren würde", erklärte Kotick. Sollte die Entscheidung der CMA Bestand haben, würde sie Investitionen und "die Schaffung von Arbeitsplätzen in der gesamten britischen Spieleindustrie behindern".
Der offizielle Weg für Microsoft und Activision Blizzard führt nun über ein Berufungsverfahren, das drei bis vier Monate dauern wird. Eine separate Kommission, die CAT, entscheidet dann, ob die CMA eine neue Entscheidung treffen muss.
Die Zukunft entscheidet sich ausgerechnet am Cloudgaming
Zumindest bei einem scheinen sich Microsoft und die CMA einig zu sein: Trotz des plötzlichen Endes von Google Stadia hat das Cloudgaming eine Zukunft – und die Zukunft der Spielebranche entscheidet sich in dem Nischenmarkt.
Ob Microsoft überhaupt genügend Eingeständnisse machen kann, um die Bedenken der britischen Behörde bezüglich einer absoluten Marktdominanz zu beschwichtigen, wird sich zeigen müssen. Denn immerhin kontrolliert der Konzern nicht nur Spieleplattformen wie die Xbox und Windows – sondern ist selbst der zweitgrößte Anbieter von Cloudinfrastruktur weltweit.
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