Metro & Dish: Tisch-Reservierung auf Google übernehmen
Die Tische im Lieblingsrestaurant anbieten: Die Tisch-reservieren-Funktion in der Google-Suche zu kapern, ist nicht schwer. Golem.de konnte unter anderem die Tische im Bundeskanzleramt verwalten. Google und Dish reagieren verhalten.

Mit zwei großen, blauen Buttons in der Google-Suche können Nutzer komfortabel Tische reservieren. In Restaurants, Kneipen, im Bundeskanzleramt. Moment - im Bundeskanzleramt? Das hat Angela Merkel sicher nicht bei Google angemeldet. Nein, das war Golem.de. Eine Handynummer genügte, um diese Location und einige andere, wie einen Berliner Großhandels-Supermarkt des Metro-Konzerns und die Golem Media GmbH, bei Dish - einem Dienst der Metro-Tochter Hospitality Digital - zu registrieren. Wir staunten nicht schlecht, als wenige Stunden später die Buttons tatsächlich in der Google-Suche auftauchten. Der IT-Dienstleister und Golem.de-Leser André Steden hatte uns darauf aufmerksam gemacht, wie leicht sich die Funktion auf Google mit Dish übernehmen lässt.
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- Google prüft und prüft nicht
"Freie Tische morgen" und "Tisch reservieren" steht in großen, weißen Lettern auf den Buttons, direkt unter dem Namen der jeweiligen Lokalität. Oft sind die Buttons von den Betreibern erwünscht, manchmal aber auch nicht. Ein Pizzabäcker, den André Steden in Sachen IT betreut, hat sie nicht haben wollen. Steden kümmerte sich darum - und war baff, als er feststellte, wie einfach sich die Buttons für andere Betriebe oder Locations registrieren lassen.
"Ich dachte mir, ich teste das noch mal ganz dreist und habe ein Dish-Konto mit Fake-Daten angelegt", erzählt Steden. Anschließend habe er die Adresse des McDonald's am Berliner Ostbahnhof aus dem Google-Infokasten kopiert und für das Restaurant das Dish-Reservierungstool freigeschaltet. Es funktionierte: Wenige Stunden später können über die Google-Suche vermeintlich Tische bei McDonald's reserviert werden.
Schwierige Kommunikation mit Dish
Steden weist Dish unverzüglich auf das Problem hin. Dish reagiert nicht und die Buttons sind immer noch auf Google zu sehen. Er versucht es telefonisch. "Der Telefonsupport kannte offensichtlich das Problem, dass sich Dish-Kunden über die Reservier-Buttons auf Google wunderten", sagt Steden. So wie der Pizzabäcker, der die Dienste von Metro zwar in Anspruch nahm, das Reservierungstool aber deaktivieren ließ.
"Dass man auch für fremde Unternehmen die Buttons anlegen kann, haben sie am Telefon lange nicht verstanden", sagt Steden. Trotz der Geschichte mit dem McDonald's-Restaurant habe er nur beschwichtigende Antworten erhalten - die Buttons bleiben auf Google. Steden wendet sich an Golem.de.
"Füge zu deiner Website Online-Tischreservierungen hinzu. Rund um die Uhr verfügbar zu sein, wird deine Tische füllen", wirbt Dish auf seiner Webseite. Wir melden uns an. Mit Fake-Daten registrieren wir ein Konto für die Golem Media GmbH und weisen Dish auf den Sachverhalt hin. Wie von Steden geschildert, erhalten auch wir nur ausweichende Antworten - auch unsere Buttons bleiben bestehen. "Eine Identitätsprüfung ist aktuell nicht vorgesehen, allerdings sehen unsere Sicherheitsstandards einen Double-Opt-in über die Mobilfunknummer im Rahmen der Registrierung auf Dish vor. Weitere Sicherheitsstufen zur Vermeidung eines Identitätsdiebstahls werden hinzukommen", antwortet uns Birgit Winn, Sprecherin von Hospitality Digital. Auf Nachfragen erhalten wir keine Antwort.
Da wir das Gefühl haben, dass das Problem nicht ernst genommen wird, registrieren wir das Reservierungstool auch für das Bundeskanzleramt und für den Metro Großhandels-Supermarkt in Berlin. Dann rufen wir bei der Pressestelle von Metro an, der Konzernmutter hinter dem Dienst Dish. Ein Telefoninterview wird vereinbart, das Reservierungstool der Golem Media GmbH wird ohne Nachfrage gelöscht.
Auch in unserem Telefongespräch reagiert Dish ausweichend. "Die meisten Dish-Kunden sind bereits Metro-Kunden und kommen auf diesem Wege zu uns, nur wenige registrieren sich selbst", erklärt uns die Metro-Sprecherin Hülya Dagli. "Zudem haben wir ja einen Verifikationsprozess über die Handynummer." Auf den Einwand, dass es dennoch für jeden Menschen mit einer Handynummer problemlos möglich sei, ein Konto für Unternehmen oder Konkurrenten anzulegen, entgegnet Dagli: "Man kann ja auch für jemand anderes eine Pizza im Internet bestellen, da findet ja auch keine Überprüfung statt, ob ich die wirklich bestellt habe." Das Vorgehen unterscheide sich da nicht von anderen Reservierungstools, das sei Industriestandard.
Google überprüft Unternehmen jedoch, bevor sie Informationen in dem Infokasten der Google-Suche ändern können. Im Zusammenspiel mit Dish bleiben viele Fragen offen - beispielsweise wie man den Dienst wieder loswird. Wir wenden uns an Google.
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Google prüft und prüft nicht |
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Kriegst doch bestimmt E-Mail-Adressen zusammen mit Namen und evtl. Telefonnummer...
Die Schwere des Problems wird wie immer der Identitätsdiebstahl sein und die Dummheit der...
Ja ist auch genau das gleiche ne. Außer lustige tischreservierungen für den Bundestag...
Und bevor du etwas erlaubst, muss man fragen, ob du überhaupt dazu berechtigt bist. Am...