Mercedes-Sicherheitsstudie: Mit der Lichtdusche gegen den Sekundenschlaf
Autofahrer erhalten hinter dem Steuer offenbar sehr wenig Tageslicht. Mit einer "vitalisierenden Innenbeleuchtung" will Mercedes-Benz die Konzentration der Fahrer steigern.

Autofahren macht schnell müde, auch wenn man am helllichten Tage losgefahren ist. Das könnte daran liegen, dass nur ein sehr geringer Anteils des Tageslicht im Auge des Autofahrers ankommt - unabhängig davon, wie viel Glas die Fahrzeugkabine umgibt. Um dieses Defizit auszugleichen, will der Autokonzern Daimler mehr künstliches Licht in Lkw und Pkw bringen. Die "vitalisierende Innenbeleuchtung" soll Fahrer länger wachhalten. Ein erstes Konzept hat Mercedes-Benz in seinem Experimental-Sicherheitsfahrzeug (ESF) 2019 umgesetzt.
- Mercedes-Sicherheitsstudie: Mit der Lichtdusche gegen den Sekundenschlaf
- Höhere Aufmerksamkeit in Winterstudie
Hintergrund des Konzepts sind Erkenntnisse aus der sogenannten Chronobiologie. Demnach wird der Tag-Nacht-Rhythmus vor allem durch den Einfluss des Tageslichts bestimmt. Sogenannte fotosensitive Ganglienzellen nehmen die Helligkeit wahr, um diesen Rhythmus mit der Umwelt zu synchronisieren. Dazu gehört die Steuerung des Stresshormons Cortisol und des Schlafhormons Melatonin im menschlichen Körper.
Wenig Licht erreicht das Auge
Das Problem beim Autofahren: Nach Darstellung von Mercedes-Benz sind Fahrer und Passagiere "einer relativen Dunkelheit" ausgesetzt. "Man sitzt eigentlich weit oben und ist total verschattet", erklärte Entwickler Daniel Betz bei der Präsentation des ESF 2019. Untersuchungen hätten gezeigt, dass nur etwa 5 bis 20 Prozent des Tageslichts die Augen der Insassen erreichten. Studien zufolge (PDF) soll die Beleuchtung der unteren Netzhauthälfte eine größere Auswirkung haben als die der oberen.
"Bei bewölktem oder trübem Wetter ist die Lichtstärke so gering, dass die normalerweise vorhandenen positiven Effekte praktisch unwirksam und nutzlos sind", heißt es in einer 2015 veröffentlichten Studie. Damals testeten die Daimler-Ingenieure, wie sich sogenanntes biologisch aktives Licht oder biologisch wirksame Beleuchtung auf die Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit von Lkw-Fahrern auswirkt.
Wichtig bei diesem Licht ist ein Blaulichtanteil mit einer Wellenlänge von 460 Nanometern. Lampenhersteller haben inwzischen das Konzept des Human Centric Lightning entwickelt.
Hoher Blaulichtanteil
Bei der Studie ergab sich ein "stimulierender, aktivierender und leistungssteigernder Effekt" durch eine biologisch wirksame Beleuchtung. Die Forscher regten damals an, die Lichtwirkung unter verschiedenen äußeren Lichtverhältnissen näher zu untersuchen. Zudem solle darauf geachtet werden, das Spektrum des künstlichen Lichts dem natürlichen möglichst anzupassen. Daher sollten die Blaulichtanteile im Laufe des Tages sinken und die Rotlichtanteile steigen, damit der natürliche Schlafrhythmus des Fahrers konstant bleibt.
Die positiven Ergebnisse dieser Untersuchung mit acht Probanden führten dazu, dass Daimler das Konzept im Jahr 2017 in einer umfangreichen Winterstudie in Finnland testete. "Der Fahrer wird morgens mit einem Lichtwecker, der den Sonnenaufgang simuliert, geweckt. Während der Fahrt passt sich die Helligkeit den äußeren Lichtverhältnissen an, damit der Fahrer nicht geblendet wird. Steht der Lkw, ist die Leuchtkraft im Maximalbetrieb", schreibt Daimler. Die biologische Wirksamkeit der Beleuchtung sei "durch einen hohen Blauanteil mit 460 bis 490 Nanometer erreicht" worden.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Höhere Aufmerksamkeit in Winterstudie |
- 1
- 2
Hallo, ich muss sagen, ich genieße mittlerweile die Übersicht, die ich in meinem Mini SUV...
Doch. Nur tut das hier der Öffi auch. Das heißt er kommt 10 min. zu spät und dann steht...
Der Zweck der Assistenzsysteme im 737 ist auch nicht, dass das Ding abstürzt …...
Da schläft man aber auch meistens :)