Haftungsfrage im Einzelfall klären

Dieser befindet sich im Kühlergrill unterhalb eines Fernbereichsradars. Der rückwärtige Verkehr wird nicht nur mit Multimode-Radaren überwacht, sondern auch mit einer Kamera am oberen Rand der Heckscheibe. Diese soll in Verbindung mit einem Innenraum-Mikrofon beispielsweise herannahende Einsatzwagen mit Blaulicht und Martinshorn erkennen. In solchen Situationen wird der Fahrer aufgefordert, wieder das Steuer zu übernehmen.

Sollte es dennoch zum Unfall kommen, hängt die Haftungsfrage vom Einzelfall ab. Grundsätzlich können sowohl Halter als auch Fahrer und Hersteller zur Verantwortung gezogen werden. Anhand der in der Blackbox gespeicherten Daten lässt sich wie gesagt klären, ob zum Zeitpunkt des Unfalls der Drive Pilot aktiviert war. Die Fahrzeuge zeichnen jedoch nicht wie eine Dashcam die Daten der Sensoren auf, um diese nach einem Unfall auswerten zu können.

Kartenmaterial wird von Auto aktualisiert

Während der Fahrt gleichen die Fahrzeuge die hochpräzise Karte mit den Sensordaten ab. "Jedes Fahrzeug sichert zudem ein Abbild der Karteninformationen an Bord, vergleicht diese ständig mit den Backend-Daten und aktualisiert gegebenenfalls den lokalen Datensatz", schreibt das Unternehmen. Veränderungen können zudem nach dem Konzept der Schwarmintelligenz wieder hochgeladen werden und in das Kartenmaterial einfließen. Für die initiale Karte hat Mercedes jede Autobahnspur deutschlandweit einmal abgefahren. Bei Messfahrten beträgt das Datenvolumen 2,87 GByte pro Minute. In speziellen Situationen, die der Testfahrer auslösen muss, steigt die Rate sogar auf 33,7 GByte pro Minute.

Diese selbstlernende Funktion gilt jedoch nicht für Algorithmen zur Objekterkennung. "Der Fokus liegt vielmehr auf sogenanntem supervised learning - das heißt die Mercedes-Entwickler definieren und kontrollieren, was die Künstliche Intelligenz lernen darf", heißt es. "Bei der Fußgängererkennung unterstützt KI das System dabei, Objekte und Situationen auf und neben der Fahrbahn schnell und sicher zu identifizieren. Die ethische Anforderung von Mercedes-Benz ist dabei, dass die Erkennung diskriminierungsfrei abläuft. Das heißt, der Automobilhersteller will mit verschiedenen Sensoren des Fahrzeugs, die permanent die Straße und den Straßenrand überwachen, Menschen immer korrekt erkennen, unabhängig von Kleidung, Körpergröße, Körperhaltung oder anderen Merkmalen."

Ob und wie die Software des Drive Pilot künftig aktualisiert werden kann, steht einem Sprecher zufolge noch nicht fest. Prinzipiell sind die Fahrzeuge für Updates Over the Air (OTA) ausgelegt. Doch bestimmte Softwarefunktionen könnten von einer veränderten Hardware abhängen. Das gilt beispielsweise für eine Ausweitung des Einsatzgebietes, die innerhalb der aktuellen Regulatorik schon möglich wäre.

Drive Pilot darf rechtlich mehr als Teslas FSD

Ingesamt ist der Drive Pilot sicher noch nicht der große Sprung in die Welt des autonomen Fahrens, wie er vor sieben Jahren schon möglich schien. Aber es ist der erste Schritt, der auch für nicht-kommerzielle Käufer gangbar ist. Die selbstfahrenden Taxis von Waymo und Cruise verfügen über eine deutlich teurere Sensorausstattung und wären schon rein optisch für normale Kunden eher uninteressant.

Zwar ist der Drive Pilot auch weit von dem entfernt, was Tesla-Chef Elon Musk seit Jahren mit dem Selbstfahrmodus Full Self Driving (FSD) ankündigt. Doch anders als bei Tesla müssen beim Drive Pilot die Fahrer nicht mehr das Verkehrsgeschehen überwachen. Bis Ende des Jahres will Mercedes "die behördliche Serienzulassung für die beiden US-Bundesstaaten Kalifornien und Nevada erhalten, sofern es die rechtliche Lage dort zulässt".

In Deutschland dürfte BMW als nächster Anbieter mit einem Level-3-System folgen, bei VW und dessen Tochterfirmen Audi und Porsche könnte es noch länger dauern. Wie die bisherige Entwicklung gezeigt hat, sind Prognosen für die nächsten Entwicklungen wie Level 4 oder 5 eher schwierig abzugeben. Im Zweifel dauert der Schritt in die Serie doch einige Jahre länger, als es die Prototypen vermuten lassen.

Nachtrag vom 6. Mai 2022, 18:13 Uhr

Wir haben auf der vierten Seite im fünften Absatz die Angaben von Mercedes-Benz zur Handynutzung ergänzt. Demnach hat der Gesetzgeber "die Handynutzung für die Fahrt im hochautomatisierten Betrieb erlaubt".

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 Komfortabel, aber kein fahrendes Büro
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SanderK 10. Mai 2022

->Honda says 100 flagship Legend vehicles will be leased with its Traffic Jam Pilot...

nomorenoless 10. Mai 2022

Du solltest nochmals lesen.

FreiGeistler 08. Mai 2022

Du meinst den Bus/Postauto?

thinksimple 07. Mai 2022

Wieso? Man kann ja gewisse Bereiche für Level 3 freigeben. Da muss anderes nicht...



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