Voller Systemzugriff mit Anlaufschwierigkeiten
Canonical vermarktet sein mobiles Betriebssystem als sehr nah verwandt mit der frei verfügbaren Desktopversion. Doch um zu überprüfen, wie sehr sich die Varianten tatsächlich voneinander unterscheiden und um Interna des Systems zu erfahren, müssen erst einige kleine Hürden überwunden werden - das löst der Wettbewerber Jolla einfacher.
Eine Root-Shell als Anfang
Zunächst fehlt auf dem Ubuntu Phone ein Terminal, was aber schnell über den Appstore nachinstalliert werden kann. Damit haben Nutzer wie bei anderen Linux-Distributionen auch eine gewohnte Umgebung als Alternative zur eigentlichen Oberfläche. In der Standardeinstellung ist die Schriftgröße des Terminals allerdings so klein, dass darauf fast nicht zu erkennen ist.
Die Schriftgröße lässt sich aber leicht ändern und darüber hinaus haben sich die Entwickler viel Mühe gegeben, die Nutzung zu vereinfachen. So gibt es neben der virtuellen Tastatur, die prinzipbedingt zu wenig Platz bietet, einen Knopf für den Schnellzugriff auf einige Standardbefehle wie ls, find, top, auf die Funktionstasten F1 bis F11, auf Scrolltasten wie Tab, Enter und die Pfeiltasten sowie auf häufig genutzte Kombinationskürzel der Strg-Taste, etwa um laufende Anwendungen abzubrechen.
Unerwartet ist, dass wir direkt einen vollen Zugriff auf das System erhalten. Per sudo -s landen Nutzer problemlos in einer Root-Shell und können ihr System erkunden, verändern oder schlimmstenfalls gar zerstören. Für mehr Komfort am Terminal ist auch ein Zugriff von außen auf das Gerät möglich, was jedoch schwieriger ist als erwartet.
Intuitiv ist anders
Dafür muss das Gerät in den Entwicklermodus versetzt werden. Die entsprechende Option ist in den Einstellungen unter den Informationen über das Gerät versteckt und ausgegraut. Das heißt, der Modus kann nicht einfach durch ein Tippen aktiviert werden. Erst nachdem ein Passwort zum Entsperren gesetzt worden ist, lässt sich auch der Entwicklermodus aktivieren.
Per Android Debug Bridge (adb) kann ein Host leicht mit dem MX4 verbunden werden. Doch findet adb unser per USB angeschlossenes Gerät nicht. Dafür muss erst noch die Vendor-ID in einer Konfigurationsdatei hinterlegt werden. Letztlich erscheint die Shell des MX4 aber im Terminal auf dem Host-Gerät, was die einfache Bedienung per Tastatur ermöglicht.
Um kabellos eine Verbindung zu dem Ubuntu Phone aufzubauen, kann der SSH-Server genutzt werden. Standardmäßig läuft dieser aber nicht und nach dessen Start ist ein Login über Benutzername und Passwort nicht erlaubt. Es muss also ein öffentlicher Schlüssel per adb auf das Gerät übertragen werden, dann klappt aber auch die SSH-Verbindung per WLAN.
Auf dem Jolla war es einfacher
All diese Informationen sind sehr schlecht dokumentiert und finden sich meist nur als Antworten im Hilfeforum von Ubuntu, so dass wir viel zu lang für das Einrichten benötigen. Auf dem Jolla war der Aufbau einer SSH-Verbindung hingegen in wenigen Minuten geschafft, weil er selbsterklärend war.
Andererseits erhöhen die Vorkehrungen bei Ubuntu mit einem zwingenden Passwort für den Entwicklermodus, mit Standardzugriff nur über Kabel per abd und mit dem Aufsetzen von SSH für erfahrene Nutzer im Vergleich zu Jolla aber ein wenig die Sicherheit.
Interna wenig überraschend
Wie vermutet setzt auch das Ubuntu auf dem Meizu auf einen Android-Kernel, der sich mit Versionsnummer 3.10 meldet. Wie beim Jolla wird die Bibliothek Libhybris verwendet, um trotzdem die gewohnte Umgebung einer Linux-Distribution mit altbekannten Paketen zu ermöglichen.
Als Init-System wird Upstart verwendet, Systemd ist aber für einige andere Werkzeuge installiert. Pakete können mit Apt aus den Archiven installiert werden. Noch nicht genutzt werden die Snap-Pakete, stattdessen kommt der technisch etwas simplere Vorgänger der Click-Pakete zum Einsatz. Die auf Qt 5.4 aufbauende Oberfläche Unity8 wird außerdem von Canonicals eigenem Displayserver Mir dargestellt. Künftig soll auch die Desktop-Version die Architektur mit Snap-Paketen, Unity8 und Mir verwenden.
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