Probleme in Steam mit Deutschland
Doch bevor ich detailliert auf das Spiel eingehe und meine heutigen Erfahrungen schildere, gibt es leider noch eine schlechte Nachricht. Es ist nämlich hierzulande nicht so ohne Weiteres möglich, Max Payne zu kaufen und zu spielen.
Ein gebrauchtes Original von 2001 ist auf Ebay und Co. zwar nicht besonders teuer, allerdings erfordert die Installation auf modernen PCs sowohl Geduld als auch die richtigen Patches. Ansonsten gäbe es noch die Playstation-2-Umsetzung, die aber technisch deutlich schwächer als das Original ist und für die man natürlich die passende Konsole benötigt.
In Deutschland unerwünscht
All das wäre kein Problem, denn schließlich kann man Max Payne auf Steam kaufen - aber nicht in Deutschland. Valve, der Betreiber der digitalen Vertriebsplattform, blockiert nämlich jedes Spiel, das von unserer hiesigen Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert wurde.
In der Tat betraf dies auch Max Payne, bis es 2012 aufgrund eines neu gestellten Antrags von der Liste entfernt wurde und von der USK eine Altersfreigabe "ab 18" erhielt.
Seither gibt es rein rechtlich gesehen kein Hindernis mehr, das Spiel auch hierzulande über Steam anzubieten. Jedoch hat Valve nie auf die Rücknahme der Indizierung reagiert. Mehr noch: Die meisten - nicht alle - Key-Anbieter verweigern ebenfalls einen Verkauf an deutsche Kunden.
Unabhängig davon hatte ich beim Start meiner Steam-Version Probleme, bedingt durch mein Windows-10-Betriebssystem. Abhilfe schafft ein Patch, der zum Glück leicht zu finden und zu installieren ist: Am besten wählt man Max Payne in seiner Steam-Bibliothek aus und sucht nach dem Unterpunkt Guides, den man rechts neben Shopseite und Communityhub findet.
Dort gibt man in die Suchleiste "Complete FixPack" ein und liest sich den ersten Eintrag durch, der unter anderem einige Links zum gleichnamigen Patch verrät. Nebenbei bemerkt möbelt er das Spiel grafisch ein wenig auf, indem er den Oldie mit hochauflösenden Texturen verfeinert.
Rache als Motivation
Jetzt geht es aber endlich mit dem Spiel los: Gleich in der ersten Szene steht ein zerknautschter Max Payne auf dem Dach eines Hochhauses im New York City der Gegenwart, das von der Polizei umstellt wird.
Er hält ein Sniper-Gewehr im Arm und läutet mit seiner hervorragend gewählten englischen Erzählerstimme (James McCaffrey) eine der längsten Rückblenden der Spielegeschichte ein, die sich fast über die gesamte Dauer der 22 Kapitel erstreckt.
Max Payne wird als ein ehemals unbedarfter und lebensfroher Polizist gezeigt, der nichtsahnend nach Hause fährt und sich auf seine Frau und die neugeborene Tochter freut. Doch sein Glück endet jäh, als er seine Familie erschossen in der Wohnung vorfindet.
Sie wurde von durchgeknallten Junkies ermordet, die unter dem Einfluss der gefährlichen Droge Valkyr standen. Von diesem Schicksalsschlag auf ewig gezeichnet, schwört Payne Rache und tritt dem New Yorker Drogendezernat bei, um sich an den Dealern zu rächen.
Einen derart ernsten Plot kannte man kurz nach der Jahrtausendwende nicht - erst recht nicht jenseits von storylastigen Adventures oder Rollenspielen. Zwar wirken manche Handlungsdetails im Nachhinein an den Haaren herbeigezogen und klischeehaft.
Aber unterm Strich war die Qualität hoch genug, sodass viele Rezensenten das Spiel seinerzeit mit einer professionellen Kinoproduktion verglichen. Die Ironie: Gerade diese bluternste Dramatik führte 2001 zur Indizierung in Deutschland, weil der Spieler eben in die Rolle eines amoklaufenden Racheengels schlüpfe.
Kaum intellektuelle Herausforderungen
Zudem hätte Remedy rein spielerisch betrachtet kaum etwas Seichteres abliefern können, was mir schon vor 20 Jahren und vor allem im Vergleich mit anderen Shootern aus jener Zeit auffiel.
Die waren nämlich für ihre eher verwinkelten und verschachtelten Levels bekannt, egal ob in Doom (1993), Jedi Knight (1997) oder dem bereits erwähnten No One Lives Forever. Selbst in einem linearen Spiel war es nicht immer ersichtlich, wohin man als Nächstes gehen musste.
Max Payne hingegen stellt mich kaum vor intellektuelle Herausforderungen und konfrontiert mich stattdessen mit immer wilderen Feuergefechten. Rätsel gibt es nahezu keine, und wenn ich mal länger als fünf Sekunden hängenbleibe, dann nur, weil ich nicht gleich die Ausgangstür gesehen habe.
Zu den seltenen Ausnahmen zählen ein paar Traumsequenzen, in denen Payne unfreiwillig unter den Einfluss von Valkyr steht und in einem Labyrinth voller Gänge nach dem Ausgang sucht. Doch wieder entpuppt sich die Lösung als beschämend simpel: Ich muss mich einfach an dem Geschrei von Frau und Kind orientieren, das mein Alter Ego im Wahn vernimmt.
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Max Payne: Als Shooter in Zeitlupe erwachsen wurden | Zug um Zug zum Fazit |
Ist das Selbstkritik?
Läuft :)
Auch vorher schon. In "Final Reality" (1997) gab es bereits Werbung für Max Payne, und...
Die Schärfe der Texturen überrascht mich auch immer wieder - und bei neuen Spielen...