Raumfahrt wird immer internationaler
Dieser Tage macht sich Maurer auf den Weg in den US-Bundesstaat Texas, um tauchen zu gehen. Er wird im Neutral Buoyancy Laboratory (NBL), einer Einrichtung der US-Raumfahrtbehörde Nasa, für Außenarbeiten an der ISS üben. Das Training für die Arbeit an der Außenhaut der Raumstation ist eines der letzten, die Maurer in seiner Ausbildung durchläuft. Wasser eigne sich, um Schwerelosigkeit zu simulieren, sagt Maurer. "Man muss das Arbeiten in Schwerelosigkeit erst einmal neu erlernen. Wenn ich einen Knopf drücke, drücke ich nicht den Knopf, sondern der Knopf drückt mich. Oder ich drehe eine Schraube und eigentlich drehe ich die Schraube nicht, sondern ich drehe mich." Daher müsse man mit einer Hand oder einem Fuß in einer dafür vorgesehenen Halterung für die nötige Stabilität sorgen, bevor das Werkzeug angesetzt wird.
Seit 2015 ist Maurer acht Stunden am Tag im Dienste der Esa unterwegs. Unterrichtsgegenstand sind die Grundlagen der Raumfahrt: Wie ist die Station aufgebaut, wie funktionieren ihre einzelnen Systeme, welche Aufgaben erwarten die Astronauten?" Das heißt: Jedes Detail, was einen Weltraumflug betrifft, wird durchgesprochen, vom Groben bis hin zu einem ganz spezifischen Teil."
Wie wird die ISS repariert?
Erst findet das alles in der Theorie statt. Dann müssen die angehenden Astronauten das Gelernte in Mockups wie dem in Köln anwenden. Dort üben sie beispielsweise, den Handschuhkasten, die Microgravity Science Glovebox, im Columbus-Modul zu bedienen, in der wissenschaftliche Experimente durchgeführt werden. Oder sie gehen bestimmte Prozeduren Schritt für Schritt durch. Das sind vorgegebene Handlungsabläufe, nach denen ein System, das nicht funktioniert, wieder in Gang gebracht wird, etwa eines der Systeme im Harmony-Modul, die die Station mit Luft, Elektrizität und Wasser versorgen.
Hinzu kommen körperliches Training, darunter verschiedene Überlebenstrainings, etwa in winterlichen Gebieten oder auf See, Sprachausbildung in Englisch, Russisch und Chinesisch sowie interkulturelles Training - Raumfahrt wird ja heute nicht mehr auf nationaler, sondern auf internationaler Basis betrieben.
Die Esa kooperiert mit der chinesischen Raumfahrtagentur
Ein wichtiger neuer Akteur ist China. 2015 haben die Esa und die China National Space Administration eine Zusammenarbeit vereinbart. Das eröffnet europäischen Raumfahrern neue Möglichkeiten: Die Chinesen bauen eine eigene Weltraumstation, die 2022 fertig sein soll. 2023 könnten erstmals auch europäische Astronauten zur Besatzung gehören - und Maurer könnte einer von ihnen sein.
Er hat bereits mit den chinesischen Kollegen trainiert, beim Überlebenstraining auf See. Zwar landen die russischen Sojus-Kapseln, mit denen die Astronauten von der ISS zur Erde zurückkehren, meist irgendwo in der kasachischen Steppe, doch die Sojus kann außerplanmäßig einmal im Wasser aufsetzen, das ist schon vorgekommen. Deshalb sei es wichtig zu wissen, was dann zu tun ist, sagt Maurer.
Das gemeinsame Hochseetraining war eine Premiere: "Im Sommer war ich einer der ersten ausländischen Astronauten, die überhaupt jemals in China gemeinsam mit chinesischen Astronauten trainiert haben", sagt Maurer. Vielleicht wird er ja nicht nur der erste, der mit ihnen trainiert, sondern auch der erste, der mit ihnen fliegt.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Meeresforschung für den Mars | Traumziel Mond |
Solche länger Artikel merke ich mir und lese wenn ich dazukomme, trotzdem muss ich...
Die Strahlung nicht vergessen! Menschen dort oben sind je nach Einsatzort massiv erhöhter...