Masterplan Ladeinfrastruktur II: Stromwirtschaft kritisiert "teure Schaufensterpolitik"

Die Energiewirtschaft fordert von der Bundesregierung einen stärkeren Fokus auf einen wettbewerblichen Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos. Der Anfang Juli 2022 von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) vorgestellte Entwurf des neuen Masterplans sei "leider eine teure Schaufensterpolitik" , kritisierte der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in einer Stellungnahme (PDF)(öffnet im neuen Fenster) und fügte hinzu: "Die meisten Maßnahmen sind auf eine zentrale staatliche Planung ausgelegt, kombiniert mit langwierigen Prüfaufträgen und teuren Fördermaßnahmen."
Der Entwurf für den Masterplan Ladeinfrastruktur II (PDF)(öffnet im neuen Fenster) enthält "62 neue regulatorische und investive Maßnahmen" . Demnach will die Regierung unter anderem prüfen, ob für das sogenannte Deutschlandnetz rund 5.000 weitere Schnellladepunkte von Ende 2023 an ausgeschrieben werden. Ebenfalls wird "ein Programm für die Förderung eines Pakets aus PV-Anlage, Zwischenspeicher und einer steuerbaren und idealerweise bidirektionalen Wallbox angestrebt" . Öffentlich ausgeschrieben werden sollen zudem ein initiales Ladenetz für Lkw sowie der für 2025 errechnete Bedarf an Pkw-Ladepunkten auf Rastanlagen.
Die Energiewirtschaft lehnt dabei die Ausweitung des Deutschlandnetzes ab, das bislang 1.000 Standorte vorsieht . Der zusätzliche Bedarf sei nicht belegbar, zudem habe das Bundeskartellamt die wettbewerblichen Auswirkungen des Deutschlandnetzes kritisiert. "Diese Kritikpunkte sind weiterhin offen und sorgen in der Branche für eine massive Verunsicherung" , schreibt der Verband. Mehrere Ladenetzbetreiber wie Allego sollen bei der EU-Kommission in Brüssel bereits eine Beschwerde eingereicht haben , um das Deutschlandnetz zu stoppen.
Darüber fordert der Verband einen diskriminierungsfreien Zugang zum Fahrzeug. Dies gelte beispielsweise "für die Anzeige von Ladepunkten in Navigationsgeräten, den Zugang zum Fahrzeug zum Hinterlegen von Ladetarifen, die Möglichkeit zur Vermarktung der Speicherkapazität von Fahrzeugen oder die Anzeige des aktuellen Ladestatus während des Ladevorgangs" . Diese Fragen müssten geklärt werden, "damit sich digitale Ladeservices weiter optimal im Markt entwickeln können" .
Diskriminierungsfreier Zugang zum Fahrzeug gefordert
Mit Blick auf die Ladeinfrastruktur für Lkw an Autobahnen sind der Stellungnahme zufolge zwei Engpässe schnell zu lösen: "eine - diskriminierungsfreie - Flächenverfügbarkeit sowie der erforderliche Zeitaufwand für die Realisierung des Netzanschlusses" . Sowohl die Standortplanung als auch der Aufbau der Infrastruktur müssten dabei privatwirtschaftlich erfolgen.
Darüber kritisiert der BDEW, dass bestimmte Punkte weiterhin nur geprüft werden sollen, obwohl dies schon im ersten Masterplan von 2019 zugesagt worden sei. Dies betreffe beispielsweise die Bereitstellung von Flächen der öffentlichen Hand sowie die Verbesserung von Genehmigungsprozessen. Zu begrüßen seien hingegen die vorgesehenen Maßnahmen zur Verbesserung der Netzanschlussprozesse
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Zu guter Letzt kritisiert die Energiewirtschaft die Entscheidung der Ampelkoalition, die Förderung von Elektroautos deutlich zu verringern. "Nur durch den Ausbau des Ladeangebots wird kein einziger vollelektrischer Pkw zusätzlich verkauft. Ladeinfrastrukturausbau allein spart kein einziges Gramm CO2 im Verkehrsbereich" , schreibt der Verband. Gefordert wird "ein konsistenter Rahmen für die Verkehrswende, um die privatwirtschaftlichen Investitionen optimal zu mobilisieren" .



