Guter Klang beim MW75 allein reicht nicht
Der MW75 gehört zu den ANC-Kopfhörern, die es nicht schaffen, im ANC-Betrieb den gleichen Klang zu liefern wie bei abgeschaltetem ANC. Wenn wir auf den ANC umschalten, gibt es eine leichte, aber hörbare Veränderung des Klangbilds. Im ANC-Betrieb besticht der MW75 mit gut definierten Höhen, einem kräftigem Mittenbereich und einem intensiven Bassfundament. Der Kopfhörer bringt viele Details zu Gehör und hat ein angenehm dynamisches Klangbild sowie eine gute Räumlichkeit.
Im direkten Vergleich gefällt uns der Klang des MW75 durch die große Klarheit und die druckvollen Bässe etwas besser als bei der Konkurrenz von Sony, Bose oder Technics. Allerdings ist der Klang nicht so viel besser, dass dies einen Preisaufschlag von um die 200 Euro rechtfertigen würde. Die Unterschiede fallen eher im direkten Vergleich auf - für sich klingen die jeweiligen Kopfhörer alle sehr gut.
Der gute Klangeindruck wird aber durch einen sehr intensiven Schritthall getrübt, den wir vor allem bei Bluetooth-Hörstöpseln als Problem kennen. Unter den MW75 hören wir jeden Schritt beim Laufen als dumpfes Geräusch im Ohr - das mindert den Musikgenuss erheblich. Diesen Schritthall haben wir immer, auch wenn wir ANC abschalten oder den Transparenzbetrieb verwenden. Er ist damit noch nerviger als beim Airpods Max von Apple, weil er dort weniger intensiv ist und nicht in allen Betriebsmodi auftritt.
MW75 bietet Bluetooth-Multipoint
Der MW75 bietet Bluetooth 5.1 samt der Codecs SBC, AAC, aptX Classic, aptX Adaptive sowie aptX HD. LDAC steht nicht zur Verfügung. Dabei beherrscht der Kopfhörer Bluetooth-Multipoint, kann sich also mit zwei beliebigen Bluetooth-Geräten zur gleichen Zeit verbinden. Diese Funktion ist nicht abschaltbar, wie es bei Sony oder Technics der Fall ist.
Wir können also auf einem Gerät Musik hören und direkt zu einem anderen Gerät wechseln. Oder wir können auf einem Tablet ein Video schauen und dann mit dem Kopfhörer einen Anruf von einem Smartphone annehmen. Damit ist der MW75 auf dem Niveau der Konkurrenz und lässt vor allem den Airpods Max hinter sich, weil Apple Mehrgerätenutzung nur für die eigene Plattform anbietet.
Gute Sprachqualität bei Telefonaten
Der MW75 liefert drinnen und draußen eine gute Sprachqualität, auch wenn er nicht ganz das Niveau des EAH-A800 von Technics erreicht. Es ist für die andere Seite nicht zu bemerken, wenn wir bei einem Telefonat von drinnen nach draußen gehen. Laufen wir an einer Straße entlang, wird der Verkehrslärm von vorbeifahrenden Autos so weit reduziert, dass wir weiterhin gut verstanden werden können.
Allerdings ist ein vorbeifahrendes Auto für andere lauter als Rauschen zu hören als bei der Technics-Konkurrenz. Windgeräusche sind für Gesprächspartner angenehmerweise nicht zu hören. Damit übertrifft der MW75 bei der Sprachqualität beim Telefonieren die Konkurrenzmodelle Airpods Max von Apple sowie Sonys älteren WH-1000XM4.
An die vorzügliche Leistung der Bose-Kopfhörer sowie des WH-1000XM5 von Sony kommt der MW75 aber nicht heran. Dort werden jegliche Störgeräusche für Anrufer restlos eliminiert: Wir können uns beeindruckenderweise direkt vor einer lauten Baustelle aufhalten und der Gesprächspartner hört von dem Lärm nichts.
Wie viele andere Hersteller von ANC-Kopfhörern hat auch Master & Dynamic nicht daran gedacht, die Mikrofone während eines Telefonats am Kopfhörer abschaltbar zu machen. Das mindert den Komfort bei Anrufen. Hier ist Technics mit dem EAH-A800 eine der löblichen Ausnahmen, die an eine Mikrofonsteuerung gedacht haben.
Sonderbare Trageerkennung beim MW75
Master & Dynamic hat in den MW75 einen Tragesensor integriert, der erkennt, wenn der Kopfhörer abgenommen wird. Dann wird die Musik angehalten. Wenn der Kopfhörer wieder getragen wird, sollte eigentlich die Musik weiterlaufen. Das funktionierte aber nicht zuverlässig, sondern war eher vom Zufall abhängig. Ein Muster war nicht zu erkennen. In dieser Form ist die Trageerkennung kaum sinnvoll nutzbar und muss sich der Konkurrenz von Sony geschlagen geben.
Für den MW75 gibt es eine App für Android und iOS, die nicht auf Kundschaft im deutschen Markt zugeschnitten ist. Die gesamte Oberfläche gibt es außer in chinesischer Sprache nur auf Englisch. Für einen so teuren Kopfhörer hinterlässt das keinen guten Eindruck. Auch die Ansagen des Kopfhörers gibt es nur auf Englisch, eine Änderung zu Deutsch ist nicht vorgesehen. Die App benötigt zwingend aktivierte Standortdaten, sonst lässt sich nichts am Kopfhörer einstellen.
MW75-App nervt beim Start
Dabei startet die App vergleichsweise langsam und ist sehr unpraktisch. Wenn die App aufgerufen wird, müssen wir zunächst zehn Sekunden warten und dann erst den Kopfhörer auswählen, bis wir nach etwa 15 Sekunden etwas einstellen können. Vor allem die manuelle Auswahl des Kopfhörermodells ist nervig, aber auch die Wartezeit ist mit um die 15 Sekunden länger als bei den meisten anderen Apps.
Probleme lauern, wenn der Kopfhörer mit zwei Geräten verbunden ist und konfiguriert werden soll. Ist die App bereits auf dem einen Gerät gestartet, bleibt sie beim Start auf dem zweiten Gerät ohne Fehlermeldung hängen. Wir mussten selbst herausfinden, dass die App immer nur auf einem Gerät gestartet sein darf - eine für uns unpraktische und unverständliche Beschränkung.
Die MW75-App hat vergleichsweise wenige Funktionen. Es gibt einen minimalistischen Equalizer, um Bässe zu regulieren oder Stimmen zu verstärken. Weitere Einstellungen für den Klang fehlen. Außerdem können wir die Trageerkennung abschalten sowie eine automatische Abschaltung konfigurieren.
Erfreulicherweise wird der Akkustand in der App exakt angegeben, wir sehen also etwa 74 Prozent und nicht nur 70 Prozent. Über die App können wir Firmwareupdates einspielen und die ANC-Taste konfigurieren.
MW75 bietet eine lange Akkulaufzeit
Master & Dynamic verspricht für den MW75 bei aktiviertem ANC eine Akkulaufzeit von 28 Stunden. Wir erreichen bei unseren Messungen bei aptX-Wiedergabe und aktiviertem ANC eine ununterbrochene Musikwiedergabe von 29 Stunden. Bei der AAC-Nutzung mit aktiviertem ANC verlängert sich die Laufzeit auf knapp 32,5 Stunden. Bei beiden Messungen musste der Kopfhörer die ganze Zeit das Geräusch wie von einer Dunstabzugshaube eliminieren.
Mit diesen Werten schlägt der MW75 einige Konkurrenzgeräte. Apple schafft etwa beim teureren Airpods Max gerade einmal 21 Stunden. An die Spitzenwerte des EAH-A800 von Technics mit mehr als 60 Stunden kommt der MW75 aber nicht heran. Das Gerät gehört zu den wenigen ANC-Kopfhörern am Markt, die sich weiternutzen lassen, während der Akku geladen wird.
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Master & Dynamic MW75 im Test: Eine 600 Euro teure Kopfhörer-Enttäuschung | Master & Dynamic MW75: Verfügbarkeit und Fazit |
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