Mark Zuckerberg: Freiheit ist immer die Freiheit von Facebook
Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat sich in einer Rede als Hüter der Meinungsfreiheit aufgespielt. Darunter versteht er vor allem den eigenen Vorteil.

Manche Reden bleiben in Erinnerung, weil sie besonders revolutionär sind. Manche, weil sie emotional mitreißend waren. Und manche, weil sie so skurril sind. Die Rede von Facebook-Chef Mark Zuckerberg am Donnerstagabend fällt eher in letztere Kategorie.
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Der Gründer des sozialen Netzwerks spielte sich an der Georgetown University in Washington als Hüter der freien Meinungsäußerung auf. Immer mehr Menschen im gesamten politischen Spektrum glaubten, dass bestimmte politische Ergebnisse wichtiger seien, als dass jede Person eine Stimme habe, sagte Zuckerberg vor den Studierenden. "Ich denke, das ist gefährlich." Es sei notwendig, dass immer mehr Menschen ihre Perspektiven teilen könnten, um eine integrativere Gesellschaft zu bauen. "Diese Sichtweise wird zunehmend infrage gestellt."
Facebooks Freiheit ist nicht Meinungsfreiheit
Wer genau die Meinungsfreiheit infrage stelle, sagte Zuckerberg nicht. Aber er glaube, dass man weiter für freie Meinungsäußerung sein müsse. Als positive Beispiele erwähnte er Bewegungen wie die schwarze Bürgerrechtsinitiative #BlackLivesMatter oder die Geschichten von Missbrauch unter #MeToo, die auf Facebook viral gegangen seien. Vor 100 Jahren hätte es gegen Gesetze verstoßen, die Geschichten überhaupt aufzuschreiben, sagte der Firmengründer. Jetzt würden sie etliche Menschen erreichen.
In seiner Rede nährte Zuckerberg die Skepsis vor traditionellen Medien und vor Politikerinnen und Politikern. "Die Menschen müssen sich nicht mehr auf traditionelle Pförtner in Politik oder Medien verlassen, um ihre Stimme zu Gehör zu bringen, und das hat wichtige Konsequenzen", sagte er. Er verstehe die Bedenken gegenüber der zentralisierten Macht von Technologieplattformen, aber die größere Geschichte sei, wie die Plattformen Macht dezentralisiert hätten.
Zuckerberg setzte in seinen Erklärungen auf geschickte Abwägungen. Radikalisierung? Wolle man auf Facebook natürlich nicht befördern, aber sei ja auch gar nicht so schlimm: Die meisten Menschen würden sich durch das Internet breiter informieren als zuvor. Hasskommentare? Bekämpfe man, aber da verstehe ja auch jeder und jede etwas anderes drunter. Fake-News? Wolle natürlich niemand lesen. Aber: "( ) ich denke nicht, dass die meisten Menschen in einer Welt leben wollen, in der man nur Dinge posten kann, die Technologieunternehmen für hundertprozentig wahr halten", sagte Zuckerberg.
Facebooks Definition der Meinungsfreiheit bedeutet demnach vor allem: Freiheit für Facebook. Folgt man der Argumentation Zuckerbergs, dürfte das soziale Netzwerk weitermachen wie bisher und selbst bewerten, welche Probleme überhaupt Probleme sind, welche es angeht und welche dann doch zu heikel oder zu kostspielig sind.
Was der Firmenchef am Donnerstag unerwähnt ließ, ist Facebooks eigene Rolle. Natürlich sind erst einmal alle Nutzerinnen und Nutzer verantwortlich für das, was sie auf dem sozialen Netzwerk posten. Und natürlich muss man sich darüber Gedanken machen, wie stark ein Unternehmen in Inhalte eingreifen sollte.
Doch Zuckerbergs Narrativ, dass Facebook die freie Meinungsäußerung uneingeschränkt hochhalte, blendet aus, dass es nicht nur um die Äußerung allein geht: Algorithmen entscheiden darüber mit, welcher Beitrag in unsere Newsfeeds gespült wird und welcher eher nicht. Nutzerinnen und Nutzer konsumieren Beiträge nicht einfach nur, sie können sie mit Herzchen oder Wut-Smileys bewerten und Kommentare hinterlassen. Und basierend darauf zeigt Facebook mehr vom Gleichen an.
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Der gute Mark vom Menlo Park |
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Ist das nicht ein Pleonasmus? Wahlwerbung ist immer Lüge. Und eine Meinung ist eine...
Aus dem anderen Thread: Also ist doch (oft) mit "die Aussage ist rechts" "Du bist rechts...
Stimmt aber nicht. Er stellt das öffentliche Äußern bestimmter Dinge unter Strafe, nach...
Manche Politiker. Und sie brauchen natürlich auch Schafe, denen sie als Hirten dienen...