Marathon: Bungie klaut Kunst - und das nicht zum ersten Mal

3,6 Milliarden US-Dollar. So viel Geld bezahlte der Publisher Sony für das Spielestudio Bungie, das zum Zeitpunkt der Übernahme im Jahr 2022 nur Destiny 2 auf dem Markt hatte. Seit einiger Zeit arbeitet das Unternehmen auch am Extraction-Shooter Marathon. Im April 2025 konnten User sich das Spiel ansehen. Dabei haben sie unter anderem offenbar geklaute Artworks in der Alpha-Testversion entdeckt.
"Die Marathon-Alpha wurde vor Kurzem veröffentlicht, ihre Umgebungen sind mit Assets bedeckt, die aus meinen Posterdesigns von 2017 stammen" , schrieb die Künstlerin mit dem Alias Antireal auf X.(öffnet im neuen Fenster) "Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ein großes Unternehmen es für einfacher hielt, einen Designer dafür zu bezahlen, meine Arbeit zu imitieren oder zu stehlen, anstatt mir eine E-Mail zu schreiben."
Die Anschuldigungen untermauerte die Künstlerin(öffnet im neuen Fenster) mit diversen eigenen Projekten, die größtenteils eins zu eins direkt in Marathon kopiert wurden. Bungie gab den Fehler direkt zu, nachdem das Studio von dem Vorfall erfuhr. "Wir können bestätigten, dass ein ehemaliger Bungie-Künstler diese in einer Texturvorlage aufgenommen hat, die schließlich im Spiel verwendet wurde." , schreibt Bungie(öffnet im neuen Fenster) .
Das Studio sei mit der Urheberin in Kontakt und wolle das Problem lösen. Zudem wurde laut Unternehmensaussagen eine interne Untersuchung eingeleitet. Vor allem die Arbeit des nicht näher genannten Ex-Angestellten soll noch einmal genau angeschaut werden. Währenddessen wird in der Community eine hitzige Debatte geführt.
Manche Nutzer argumentieren, dass Bungie einen ganzen Kunststil für Marathon kopiert habe(öffnet im neuen Fenster) . Sich von anderen Künstlern inspirieren zu lassen, ist in diesem Handwerk allerdings normal, zumal Art Director Joseph Cross einen ähnlichen Stil schon vor Marathon umsetzte. Einige Produktionen sind auf dem Portal Artstation(öffnet im neuen Fenster) zu finden.
Marathon als letzte Chance?
Trotzdem scheint Bungie ein generelles Problem zu haben. Es ist nicht das erste Mal, dass das Studio beim Kopieren von Kunst erwischt wurde. Ein Werk des Künstlers Julian Faylona(öffnet im neuen Fenster) wurde fast unverändert in eine Zwischensequenz von Destiny 2 eingebaut. An anderer Stelle war Fankunst ungefragt(öffnet im neuen Fenster) und ohne Nennung der Urheber in einen Destiny-Trailer zu sehen. Auf der Nerf-Gun-Replik(öffnet im neuen Fenster) des Destiny-2-Revolvers Ace of Spades sind Eins-zu-Eins-Kopien von Texturen eines anderen Künstlers aufgedruckt.
All diese Vorfälle ereigneten sich in den vergangenen zwei Jahren. Das zeigt zumindest oberflächlich, dass bei Bungie einige Prozesse nicht richtig funktionieren. Der aktuelle Skandal kommt aber zu einem besonders schlechten Zeitpunkt.
Marathon wird für das Entwicklerstudio als eine der letzten Chancen angesehen - vor allem mit dem Wissen, was Sony mit Entwicklerstudios und Spieleprojekten anstellt, wenn diese nicht erfolgreich sind. Das konnten wir zuletzt beim Teamshooter Concord sehen, der nach nur wenigen Tagen vollständig eingestellt und das Studio aufgelöst wurde.
Zuvor hatte Sony wohl 400 Millionen US-Dollar in Concord investiert. Der Verlust von Bungie, wo zuletzt viele Entwickler entlassen werden mussten , wäre für Sony noch teurer.
Der ungewöhnliche Kunststil ist aktuell das Alleinstellungsmerkmal für Marathon - ein Game, das in Betatests größtenteils als generisch und wenig innovativ wahrgenommen wurde. Dem steht ein Titel wie Arc Raiders gegenüber, der in ersten Tests von den meisten Spielern gefeiert wurde und ebenfalls als Extraction Shooter konzipiert ist.
Marathon soll im September 2025 erscheinen. Möglicherweise kann Bungie das Spiel bis dahin noch etwas ausbauen.



