Malware: Sicherheitsfirma F-Secure will Staatstrojaner bekämpfen

Die Antivirensoftware soll jede Schadsoftware erkennen, auch Staatstrojaner.

Artikel veröffentlicht am , / dpa
Ein trojanisches Pferd
Ein trojanisches Pferd (Bild: Pascal Guyot/AFP/Getty Images)

Die finnische Sicherheitsfirma F-Secure wird mit ihrer Antivirensoftware aktiv nach dem deutschen Staatstrojaner suchen und ihn deaktivieren. "Wir sind da nicht zur Kooperation mit dem Staat verpflichtet und werden das daher auch nicht tun", sagte F-Secure-Manager Rüdiger Trost. Damit will F-Secure die Pläne der Bundesregierung durchkreuzen, die Geheimdienste künftig in die Lage zu versetzen, Kommunikation über Whatsapp und andere verschlüsselte Messenger-Dienste mitzulesen.

"Staatstrojaner bekommen von uns keinen Freifahrtschein", sagte Trost der Deutschen Presse-Agentur. Jeder Trojaner sei aus Sicht seines Unternehmens eine Schadsoftware, die es zu bekämpfen gelte. "Daher schalten wir sie aus, wenn wir sie entdecken."

Das Bundeskabinett hatte sich kürzlich darauf geeinigt, dass der Verfassungsschutz, der Bundesnachrichtendienst (BND) und der Militärische Abschirmdienst (MAD) künftig Gespräche und Nachrichten auf den Endgeräten abhören dürfen, die über Messenger ausgetauscht werden. Dazu müssen Geräte wie Smartphones oder Computer mit einem Staatstrojaner infiziert werden. Eine entsprechende Gesetzesänderung zur sogenannten Quellen-TKÜ bedarf noch der Zustimmung des Bundestages.

Sicherheitslücken für Staatstrojaner

Trost sagte, die Geheimdienste würden zunächst versuchen, Sicherheitslücken in den Geräten und Programmen auszunutzen. Außerdem würden die staatlichen Stellen wahrscheinlich auch auf einzelne Anbieter dieser Geräte und Betriebssysteme zugehen und die Programmierung von Hintertüren verlangen. Dabei würden sich die Dienste auf die mobilen Plattformen fokussieren.

Hier sei aber nicht nur die Kommunikation mit Whatsapp oder einem anderen Messenger betroffen, betonte Trost. "Das Smartphone ist inzwischen mit Diensten wie Apple Pay oder Google Pay auch eine Geldbörse und ermöglicht das Nachverfolgen von Bezahlungen." Außerdem sei das Smartphone für manche durch Funktionen wie Carkey auch ein Autoschlüssel, auf den der Trojaner im Zweifel Zugriff habe.

FDP-Fraktionsvize Stephan Thomae warnte am Samstag, der Staatstrojaner stelle einen massiven Eingriff in die Bürgerrechte dar. Dagegen gebe es erhebliche verfassungsrechtliche Bedenken. Gut organisierte und finanzierte Verbrechens- und Terrororganisationen würden ihn leicht austricksen, sagte Thomae. Sollte der Trojaner für die Nachrichtendienste kommen, sei der Gang vor das Bundesverfassungsgericht "wohl unausweichlich". Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber sieht in dem geheimdienstlichen Trojanereinsatz eine Gefahr für die Demokratie.

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Jonny Dee 28. Okt 2020

Wo bleibt die angemessene Reaktion der Medien??? Das ist doch eine Sensation?!? Der...

ChemoKnabe 27. Okt 2020

Tja, wie wird wohl der Staatstrojaner auf das Handy kommen? Vielleicht mit F-Secure? XD...

Dedado 26. Okt 2020

Dieser erschreckende Wunsch zur Komplettüberwachung wird langsam gefährlich.



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