Zum Hauptinhalt Zur Navigation

MacOS Sonoma: Völlig verbuggt?

Apples jährlicher Upgrade-Zyklus bringt neue Funktionen - und viele neue Bugs. Bei MacOS 14 Sonoma ist so viel schiefgelaufen, dass Apple die Arbeit am Nachfolger pausiert hat.
/ Christian Rentrop
94 Kommentare News folgen (öffnet im neuen Fenster)
Wer einen Bug findet, sollte ihn nicht behalten - sondern Apple melden. (Bild: Apple)
Wer einen Bug findet, sollte ihn nicht behalten - sondern Apple melden. Bild: Apple

Jedes Jahr auf der WWDC im Juni präsentiert Apple das als Nächstes kommende MacOS-System, erschienen ist MacOS 14 Sonoma am 26. September 2023 . Obwohl es relativ schnell freigegeben wurde, erscheint es alles andere als ausgereift: User beschwerten sich seit der Veröffentlichung über zahlreiche Bugs und Fehlfunktionen, das System nervte mit lästigen Fehlern wie spontanen Neustarts, nicht mehr ansprechbaren externen Laufwerken oder sogar Kernel-Panics.

Zwar lieferte Apple inzwischen MacOS 14.1 und 14.1.1 als Funktions- und Bugfix-Update nach. Beide Updates steigern die Qualität des Betriebssystems und entfernen zumindest die offensichtlichsten Probleme: Festplatten funktionieren wieder, auch Abstürze kommen nicht mehr so oft vor. Allerdings hat MacOS Sonoma nach wie vor zahlreiche Fehler, die Usern die Nerven rauben können.

So berichten Mac-Nutzer weiterhin nicht nur im Apple-Forum(öffnet im neuen Fenster) , sondern auch in einem langen Reddit-Thread(öffnet im neuen Fenster) und in anderen Foren über zahlreiche Probleme mit MacOS Sonoma. Von fehlerhaften Finder- und Desktop-Funktionen wie nicht auftauchendem Kontrollzentrum, abstürzenden Finder-Fenstern, Icons mit Eigenleben oder langsamen Dateitransfers.

Airdrop, Handoff und Continuity funktionieren bei vielen Usern nicht reibungslos. Und einige Apple-Silicon-Besitzer stellen eine allgemeine Trödeligkeit des Systems seit dem Upgrade fest, inklusive langwierigem Aufwachen aus dem Ruhezustand.

Zudem gibt es offensichtlich Probleme mit dem Grafiksystem der Macs unter Sonoma: Nutzer berichten nicht nur von optischen Glitches und grafischen Hängern, sondern auch von flackernden Mauszeigern. Externe Displays werden nicht erkannt oder falsch angesteuert. User mit eGPU klagen über Abstürze des Systems beim Trennen der Verbindung.

Hinzu kommen Schwierigkeiten mit USB-Anschlüssen und hochdrehenden Lüftern. In Anbetracht dieser Fehler in Sonoma fallen die fast schon traditionellen WLAN- und Bluetooth-Probleme, die seit Jahren im Grunde bei jedem MacOS-Upgrade auftreten, kaum noch auf: Dass Bluetooth-Peripherie oder die WLAN-Verbindung zum Router nicht mehr rundläuft, ist also keine Sonoma-Spezialität, aber dennoch ein sehr lästiges Problem. Dass Macs mit Sonoma sich bei manchen Nutzern mit der Systemzeit verschlucken, ebenfalls.

Verlorene Dateien, eine zerstörte Fotos-Bibliothek

Neben diesen funktionalen Bugs hat Sonoma allerdings auch enorm viele kleinere Probleme, die die tägliche Arbeit unnötig erschweren können. So berichtet ein User im Apple-Forum über ein ''Objektpermanenz-Problem'' von Stage Manager(öffnet im neuen Fenster) , bei dem die alternative Mac-Bedienoberfläche ständig den App-Fokus verliert.

Hier und da fehlen plötzlich Hotkeys - oder wurden völlig grundlos geändert -, was zum Beispiel die Arbeit mit Pages, Numbers und Co. erschwert, weil hier Muskelgedächtnis gefragt ist. Zudem gibt es Schwierigkeiten im Drucksystem, die auch PDF-Dateien betreffen können. Zu den perfideren Problemen zählt, dass User hier und da über verlorene Dateien oder sogar eine zerstörte Fotos-Bibliothek berichten.

Große Probleme gibt es offenbar auch mit Apples Mail-App in Sonoma: Von langsamer Wiedergabe geschriebenen Textes über beim Upgrade verloren gegangene Ordner und E-Mails bis hin zu fehlerhaftem Umgang mit Anhängen ist die Liste der berichteten Bugs lang. Hier und da kann es in Verbindung mit iCloud-Mailkonten auch dazu kommen, dass E-Mails gar nicht ankommen. Und auch die Spotlight-Suche scheint zumindest in der Mail-App seit dem Sonoma-Upgrade nicht mehr richtig zu funktionieren.

Lange Liste von Fehlfunktionen

Die Liste dieser Probleme ließe sich noch beliebig verlängern: Die Foren sind voll entsprechender Hilfegesuche, allerdings lassen sich einige davon auch nicht unbedingt reproduzieren: Sie scheinen eine Folge von Software- oder Treiberproblemen zu sein oder mit spezifischen Mac-Modellen zusammenzuhängen. Manche der Fehler mit Drittanbieter-Anwendungen und -Hardware können dabei meist über Workarounds - etwa die Aktualisierung von Drittanbieter-Software - behoben werden.

Systemnahe Fehler können möglicherweise durch einen PRAM- oder SMC-Reset oder das einmalige Starten im abgesicherten Modus(öffnet im neuen Fenster) sowie den Einsatz eines Wartungs-Tools wie Onyx(öffnet im neuen Fenster) behoben werden, weil sie mit alten Systemdateien zusammenhängen.

Bei vielen der beschriebenen Probleme hilft betroffenen Nutzern allerdings nur eines: hoffen, dass genug User den Bug bei Apple melden - und dass Apple ihn zeitnah behebt.

Apples jährliche Upgrade-Frequenz wird bleiben

Allerdings hat Apple inzwischen selbst indirekt eingeräumt , dass es mit Sonoma nicht so gut läuft: Laut einem Bericht von Bloomberg(öffnet im neuen Fenster) soll Apple-Software-Chef Craig Federighi die Arbeit am Sonoma-Nachfolger MacOS 15 sowie den entsprechenden iOS- und iPadOS-Versionen für 2024 auf Eis gelegt haben: Zunächst sollen Fehler im Code der aktuellen Systeme behoben werden.

Laut Bloomberg handelt es sich hierbei um einen "seltenes Vorgehen" , das nur mit den Problemen in den aktuellen Versionen zusammenhängen kann. Gut möglich, dass es dadurch im kommenden Jahr zu Verzögerungen beim Release der neuen Version kommt.

Das bedeutet aber nicht, dass Apple Abstand von seinen jährlichen Upgrade-Zyklen nehmen wird: Einerseits bieten sich die regelmäßigen Major Releases passend zu den jeweils neuen iPhone-Modellen an. Andererseits waren sie in der Vergangenheit auch eine praktische Methode, um neue Features zeitgleich auf allen Systemen auszurollen.

Positiver Nebeneffekt, zumindest aus Apples Sicht, dürfte auch sein, dass mit jedem Upgrade eine Reihe von Altgeräten obsolet gemacht wird, weil sie das Upgrade oder Teile der neuen Features nicht mehr erhalten: Das sorgt für erwartbare Neukäufe - und letztlich für ein zuverlässiges Umsatzplus in Cupertino.


Relevante Themen