Die Touch Bar als Unterhaltungshilfe
Apple hat es nicht geschafft, in all seine Produkte die Touch Bar zu integrieren. So soll etwa bei der DAW-Software Logic X die Touch Bar erst im kommenden Jahr unterstützt werden. Wer Software außerhalb des Apple-Universums nutzt, wird die Touch Bar erstmal kaum verwenden und mit ein paar Irritationen leben müssen.
Wer statt Safari lieber Googles Chrome oder einen anderen Browser nutzt, bekommt beim Auswählen der Adressleiste angeboten, die URL fett zu markieren oder zu unterstreichen - die Adresszeile wird irritierenderweise als einfaches Textfeld erkannt. Bei den meisten Anwendungen ohne Touch-Bar-Unterstützung wird nichts auf den für spezifische Software vorgesehenen Bereichen dargestellt.
Entwicklerrichtlinien verhindern flexiblen Einsatz
Die Aufteilung der Touch Bar ist nicht immer ideal, darf allerdings auch nicht geändert werden, wenn der Entwickler im Mac App Store seine Programme veröffentlicht. Ganz links findet sich die virtuelle Escape-Taste, die in seltenen Fällen umdefiniert wird, wie das etwa beim Anschauen von Vollbildvideos in Safari passiert. Rechts daneben ist Platz für anwendungsabhängige Elemente und am rechten Rand sind vier vom Nutzer definierte Funktionstasten.
Dies ist fest in den strikten Entwicklerrichtlinien für die Touch Bar definiert, eine fünfte Taste ist nicht möglich. Wer diese braucht, muss die Funktionsleiste öffnen. Die geöffnete Funktionsleiste kann auch konfiguriert werden, das meiste dahinter braucht aber grundsätzlich einen Arbeitsschritt mehr als mit der alten Methode. Um Mission Control zu verwenden, müssen die OLED-Leiste aktiviert, die Kontrollleiste geöffnet und dann Mission Control gedrückt werden. Beim alten Macbook Pro ist das mit einem Tastendruck erledigt. Für die Touch Bar müsste man Mission Control zu einer Funktionstaste definieren und trotzdem die OLED-Leiste erst noch aktivieren.
Immerhin lassen sich Helligkeit und Lautstärke aus der Kontrollleiste direkt bedienen. Dazu muss der Anwender aber darauf kommen, dass er aus der Schaltfläche heraus wischen kann. Wenn die OLED-Leiste an ist, ist das sogar schneller und präziser als mit den Direkttasten.
Diese Richtlinien zeigen, wie Apple die Touch Bar definiert: als Erweiterung der Tastatur, nicht als Second Screen. Benachrichtigungen, Nachrichten, statische Elemente und Animationen verbietet Apple in den Richtlinien. Das schränkt nicht nur die Kreativität der Entwickler ein, sondern verhindert auch einige praktische Funktionen: Mit Anwendungen hätte der Fortschritt eines Downloads oder der Erhalt einer Mail angezeigt werden können. Das würde weniger von der Arbeit ablenken als eine Benachrichtigung auf dem Hauptdisplay.
Entwickler sollen außerdem möglichst wenig Farbe einsetzen und die Elemente an das monochrome Design der Tastatur anpassen; das verbietet abermals praktische Spielereien. Virtuelle Tasten und Elemente verändern nicht immer ihr Aussehen, wenn sie gedrückt werden - das wäre aber etwa bei der Taste zum Stummschalten des Systems praktisch. Es ist unverständlich, warum bei dieser nicht interaktiv angezeigt wird, ob das System gerade auf Stumm geschaltet ist. Hier verschenkt Apple Potenzial, die Bedienung benutzerfreundlicher zu gestalten. Wer sehen will, ob sein Gerät stummgeschaltet ist, muss die Lautstärkeregelung als eine der vier Funktionstasten definieren.
Solche Designfehler führen dazu, dass wir in der Redaktion gespaltener Meinung über den Nutzen der Touch Bar sind. Bei den meisten Anwendungen zeigt die Touch Bar im softwarespezifischen Bereich nur Funktionen an, die wir bereits als Tastatur-Shortcuts kennen und nutzen. Warum sollten wir die Anwendungen anders nutzen und auf der Touch Bar die Funktion auswählen - insbesondere, wenn die Touch Bar zusätzliche Schritte erfordert?
Wer Shortcuts kennt, braucht die Touch Bar meist nicht
Generell sind die softwarespezifischen Bereiche der Touch Bar bei Anwendungen, die man eher selten nutzt, praktisch. Wer selten Final Cut nutzt, findet dank der Touch Bar deutlich schneller Funktionen, zumal diese passend zum ausgewählten Element angezeigt werden. Doch wird an diesem Beispiel auch deutlich, dass die Touch Bar weniger die Profis - die eigentliche Zielgruppe der Macbook Pro - bei ihrer Arbeit unterstützt.
Es gibt aber Bereiche, in denen die Touch Bar einen Mehrwert bietet, der ist jedoch überwiegend unterhaltender Natur. Wer etwa ein Youtube-Video im Vollbild anschaut, freut sich, direkt auf der Touch Bar spulen zu können, ohne dass die Bedienungsoberfläche eingeblendet wird. Zwiespältig sehen wir beispielsweise die Unterstützung in Pages. Die Wortvorschläge zu nutzen, dauert viel zu lange. Da tippen wir schneller, als ein Wort anzutippen. Fast alles andere ist per Shortcut leichter erreichbar. Allenfalls die Farbauswahl ist hilfreich, doch das ist keine oft genutzte Funktion beim Texten. Und wer üblicherweise einen externen Monitor samt Tastatur betreibt, hat von der Touch Bar auch nichts. Das Desktop-Pendant hat Apple noch nicht vorgestellt.
Generell sind viele Touch-Bar-Funktionen bisher eher als Spielerei zu sehen, produktiver arbeiten wir dank der Touch Bar nicht. Shortcuts sind schneller. Doch was ist mit den F-Tasten?
Die technische Seite und die Integration der Touch Bar | Die F-Tasten sind nicht weg und Touch ID funktionieren gut |
Jeder meint er muß seine Geräte von Anschlüssen und Tasten "befreien" um die Bedienung...
Das ist schlicht falsch. Schau dir die Bilder im Artikel an, dort sieht man wieviel...
Ich halte es schon für etwas schizophren, wenn einerseits das Notebook immer kleiner...
Schon seit Abschaffung der 17" Geräte hat sich Apple aus dem "Pro" Segment verabschiedet...
Ymmd