Luftfahrt: Warum die Ära der Großraumflieger bald endet
Sie waren die Giganten der Lüfte. Doch wie es so oft mit Giganten ist: Sie werden von kleineren Konkurrenten verdrängt.

Vor rund anderthalb Jahrzehnten standen meine Frau und ich nach einer Radtour im Alten Land auf dem Deich des Airbus-Geländes in Hamburg-Finkenwerder, der damals noch begehbar war. Eigentlich wollten wir nur einen Blick auf die Flugzeugwerft des europäischen Luftfahrtkonzerns werfen. Doch ein lautes Dröhnen riss uns aus der Betrachtung: Ein Airbus A380 kam von einem Testflug zurück. Beinahe in Augenhöhe flog er vorbei und landete dann auf der eigens dafür verlängerten Landebahn.
- Luftfahrt: Warum die Ära der Großraumflieger bald endet
- Großraumflieger sind sehr wirtschaftlich
- Neue Triebwerke und verändertes Passagierverhalten
Es war ein gigantischer Anblick - doch er wird selten und wahrscheinlich bald gar nicht mehr zu genießen sein: Die Ära der vierstrahligen Großraumflieger A380 und Boeing 747 endet. Das ist bereits seit einiger Zeit absehbar. Die Krise, in welche die Covid-19-Pandemie die Luftfahrtindustrie gestürzt hat, hat es aber beschleunigt. Über 90 Prozent dieser Maschinen stehen derzeit am Boden.
Die 747 soll nicht mehr starten...
Diverse Fluggesellschaften werden sie auch nach der Krise nicht mehr starten lassen. So gab etwa British Airways (BA) Mitte Juli bekannt, dass ihre 31 Jumbos nicht mehr starten werden. Die australische Fluglinie Qantas und die niederländische KLM hatten ihre 747 bereits Ende März stillgelegt.
Die Lufthansa teilte ebenfalls im März mit, dass ihre A380 vorerst am Boden bleiben. Im April hieß es dann von der deutschen Fluggesellschaft, sie werde fünf ihrer 747 sowie 14 der A380 aus dem Verkehr ziehen. Air France wollte seine A380-Maschinen ab 2022 stilllegen, hat das aber vorgezogen.
"Das Coronavirus ist ein Beschleuniger", sagte Remy Bonnery, Luftfahrtexperte beim französischen Beratungsunternehmen Archery Consulting, der Nachrichtenagentur Agence France Press (afp). Bereits Mitte des Jahrzehnts hatten Airbus und Boeing Probleme, ihre Großraumflieger abzusetzen. Es kamen erste Gerüchte auf, dass zumindest Airbus sein Großraumprojekt wieder aufgibt.
Bis es soweit war, dauerte es jedoch: Anfang vergangenen Jahres kündigte Airbus schließlich an, den Bau des A380, des größten Passagierflugzeugs der Welt, einzustellen. Anlass sei gewesen, dass mehrere Fluglinien ihre Bestellungen zurückgezogen hatten, erklärte der Konzern im Februar 2019.
... und nicht mehr gebaut werden
Boeing ließ sich noch etwas mehr Zeit: Anfang des Monats berichtete die US-Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Quellen mit Insiderwissen, dass der US-Luftfahrtkonzern die 747 nicht mehr bauen werde.
Das sei zwar noch nicht offiziell verkündet. Aber die letzte Maschine werde in etwa zwei Jahren fertiggestellt. Überraschend dürfte das jedoch nicht kommen: Zulieferer Triumph hat die Fabrik, in der die Rümpfe mit dem typischen Buckel gebaut wurden, im vergangenen Jahr geschlossen. Die letzte Bestellung für eine 747 ging demnach 2017 bei Boeing ein - für die Präsidentenmaschine Air Force One.
Für Flugzeugfans eine traurige Nachricht.
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Großraumflieger sind sehr wirtschaftlich |
.... Welch grausame Distopie, soll das dann konsequenter Weise auch auf andere...
Ich habe noch nie verstanden was daran toll ist für einen Tag nach Madrid zu fliegen.
Tja und trotzdem trügt mich mein Gefühl nicht: https://www.heise.de/news/COVID...
Die Fläche des Bläsers ist nicht 1:1 mit Luftwiderstand gleich zu setzen... Herr...
Ja, das denke ich auch. Es ist bestimmt gut für die Umwelt, dass es einmal eine Pause...