Lokalisierung: Spiele verboten!

Verse aus religiösen Schriften, vergessene Landesgrenzen, umgedrehte Flaggen oder zu viel Sex und Gewalt: Publisher müssen eine Vielzahl von Bestimmungen beachten, damit ihre Spiele nicht irgendwo auf der Welt verboten werden. Ein Mitarbeiter von Microsoft erzählt aus seiner Berufspraxis.

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Localization als Thema auf der GDC 2013
Localization als Thema auf der GDC 2013 (Bild: Golem.de)

Zeb Wedell, bei Microsoft für die Lokalisation von Spielen zuständig, hat nachgezählt. Auf rund 70 Spiele ist er gekommen, die in den vergangenen Jahren irgendwo auf der Welt verboten worden sind - "aber vermutlich sind es viel mehr", sagt er. In den USA war der erste ihm bekannte Fall das Actionspiel Death Race von Atari, das 1976 aus den Läden genommen wurde. "Heute lacht man darüber, weil da nur ein paar Cartoonfiguren überfahren wurden, aber damals war das ein Aufreger", sagt Wedell.

Inhalt:
  1. Lokalisierung: Spiele verboten!
  2. Deutschland ist nur ein kleines Problem

Er ist mit seinem Team dafür zuständig, dass neue Spiele von Microsoft möglichst unbeschadet überall auf der Welt durch die Altersfreigabekontrollen kommen. Denn für die Entwickler sind Verkaufsverbote oft eine Katastrophe, weil sie entgangene Einnahmen bedeuten.

  • Übersicht über problematische Spielinhalte in aller Welt (Bild: Golem.de)
Übersicht über problematische Spielinhalte in aller Welt (Bild: Golem.de)

So wurde Black Ops 2 in Pakistan verboten, weil nach Auffassung der Zensurbehörden die pakistanische Armee negativ dargestellt wurde. Das erste Mass Effect hatte in Singapur und den Vereinigten Arabischen Emiraten ein Problem, weil homosexuelle Beziehungen zwischen Spielfiguren möglich waren; in Singapur wurde der Verkaufsstopp später aufgehoben. Pokémon hat in Saudi-Arabien Schwierigkeiten, weil Glücksspielelemente nicht gerne gesehen sind, und der Football Manager 2005 ist in China auf dem Index gelandet, weil Taiwan und Tibet als eigenständige Länder aufgelistet wurden.

Fünf Punkte sind es, auf die Entwickler nach Auffassung von Wedell besonders achten müssen. An erster Stelle problematischer Inhalte stehen religiöse Symbole. So wurde bei der Produktion von Perfect Dark Zero erst kurz vor Fertigstellung festgestellt, dass ein Teppich im Spiel ein für einige Muslime nicht hinnehmbares Symbol enthielt. Auch die Musik müssen seine Mitarbeiter gründlich prüfen: Im Soundtrack von Kakuto Chodin etwa wurde ein Refrain mit Versen aus dem Koran gefunden. Er wurde dann zwar noch geändert, aber eine weltweite Vermarktung war dann nach Angaben von Wedell kaum noch möglich.

Vergessene Grenzen

Weitere Probleme drohen aus einer ganz anderen Ecke: So berichtet Wedell, dass bei Forza Motorsport 4 erst im letzten Moment aufgefallen ist, dass auf der Weltkarte die Grenze zwischen Nord- und Südkorea gefehlt hat. Auch bei Flaggen müssen seine Mitarbeiter aufpassen - die Fahne von Nordkorea, einem besonders sensiblen Staat, tauchte beispielsweise versehentlich mehrfach verkehrt herum in Spielen auf.

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Deutschland ist nur ein kleines Problem 
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