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Linux-Programmierer: "Warten seit 8 Jahren auf Segmentierung im Vodafone-Kabel"

Eine Berliner Entwicklerfirma ist verzweifelt: Die versprochene Datenrate komme nicht an, Störungen seien Alltag. Vodafone widerspricht.
/ Achim Sawall
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Vodafone zeigt Wege zur Behebung von Rückkanalstörungen. (Bild: Vodafone Video / Screenshot: Golem.de)
Vodafone zeigt Wege zur Behebung von Rückkanalstörungen. Bild: Vodafone Video / Screenshot: Golem.de

Seit dem Umzug der Firma Exactcode vor über acht Jahren in die Lietzenburger Straße zwischen KaDeWe und Ku'damm schafft es Vodafone nach deren Angabe nicht, den dortigen Business-Internetkabelanschluss zu entstören. Da es in dem Gebäude sonst nur 50 MBit/s VDSL gebe, sei man auf die inzwischen vertraglichen zugesicherten 500 MBit/s von Vodafone Kabel angewiesen, auch "wegen des 50-MBit-Upstreams für Software-Verteilung und Videostreams" sagte CEO des Unternehmens, der Linux-Entwickler und frühere Golem.de-Autor René Rebe, Golem.de.

In einem Youtubevideo aus der Coronazeit(öffnet im neuen Fenster) erklärt Rebe, dass man im Upstream nur 6 MBit/s bekommen habe, die Tendenz sei fallend. "Wenn wir die Hälfte, 25 MBit/s bekommen würden, wären wir ja schon zufrieden. Inzwischen kriegen wir tagsüber nicht einmal 1 MBit/s."

Das Docsis-Segment sei überlastet, so dass Kabel Deutschland, inzwischen Vodafone, vor rund acht Jahren ohne Zeitangabe eine Segmentierung versprochen habe. "Seitdem wurde das Internet leider jedes Jahr, natürlich gerade in der Covidpandemie, aber auch danach, immer nur noch schlechter" , erklärte Rebe. "Fast jeden Monat fiel die Internetversorgung teils für Tage, zweimal auch für Wochen komplett aus, so dass wir fast nur noch im Homeoffice arbeiten können."

Vodafone widerspricht der Darstellung

Vodafone-Sprecher Volker Petendorf widersprach der Darstellung, räumte aber ein, dass das Unternehmen nun eine "für diesen Bereich längst geplante Segmentierung durchführen" werde. Er sagte Golem.de: "Selbstverständlich haben wir die Zufuhrstrecke zu diesem Kabelanschluss in der Lietzenburger Straße in Berlin seit der Übernahme von Kabel Deutschland immer wieder modernisiert und auf neuesten Docsis-Stand gebracht. Auch wurden notwendige Kapazitätserweiterungen jeweils durchgeführt." Dass es dort bereits Segmentierungen gab, geht daraus nicht hervor.

Die Planungen und Arbeiten für die nächste größere Kapazitätserweiterung durch Segmentierung seien bereits weit fortgeschritten. "Konkret werden wir Anfang April 2025 einen neuen Verstärkerpunkt auf der Kalkreuthstrasse in Berlin, etwa 200 Meter entfernt von der Adresse des Kunden, in Betrieb nehmen, und dann die längst geplante Segmentierung für diesen Bereich durchführen. Diese Arbeiten werden nach aktuellem Stand bis Ende Mai 2025 vollendet sein."

Vodafone gibt Nachbarn als Störer die Schuld

Auch zu den Störungen im dortigen Kabelnetz hat Vodafone eine andere Sichtweise. Die lokale Einzelstörung, über die sich der Kunde ebenfalls beschwerte, soll durch einen DHCP-Fehler an der lokalen CMTS verursacht werden, über die der Kabelanschluss des Kunden versorgt wird. Dieser Fehler sei bereits am nächsten Tag wieder behoben worden, versicherte Petendorf.

In den vergangenen acht Jahren lagen an diesem Kabelanschluss immer wieder einmal Rückwegs- oder Rückkanalstörungen vor, die durch Nachbarn verursacht worden seien. "Jedes Mal mussten wir dann diese Störquellen durch intensive Messungen und aufwendige Suchen ermitteln und unschädlich machen" , sagte Petendorf. Auch aktuell sei wieder ein kleiner Störer aktiv, der aber nur minimale Auswirkungen habe.

In einer Darstellung vom Juni 2024 erklärte Vodafone(öffnet im neuen Fenster) : "Oftmals sind es aber einzelne Kunden, die das Netz ihrer Nachbarn (meist unbewusst) lahmlegen, indem sie Geräte betreiben, die uralt, defekt oder für den deutschen Markt nicht zugelassen sind." Dies könnten Funkkopfhörer, Babyphone, LED-Beleuchtungsmittel, Flugdrohnen, Spielekonsolen, Netzteile (Ladegeräte), alte VHS-Videorekorder oder Röhrenfernseher sein.

Auch marode Hausanlagen stören

Manchmal handele es sich bei Rückwegstörern aber auch um marode Hausanlagen oder Hausnetze in einem Wohnhaus. Auch defekte Stromkabel und Steckdosen könnten solche Störquellen sein.

Warum im Zentrum des alten Westberlins rund um KaDeWe und Ku'damm besonders häufig Rückwegstörungen auftreten sollen, bleibt unerklärt. Tatsächlich gibt es in dem Viertel viele sehr alte Mietshäuser.


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