Führung im Konflikt mit der Öffentlichkeit
Im Gegensatz zu Torvalds hält Kroah-Hartman regelmäßig Vorträge auf Konferenzen, ist Ansprech- und Kooperationspartner für eine Vielzahl von Unternehmen und Konsortien und steht außerdem der Community immer nett und freundlich Rede und Antwort. So mischt sich Kroah-Hartman, oft auch mit seiner Familie, unter Konferenzteilnehmer und ist offen für Fragen, Autogramme oder spontanen Smalltalk.
Zuletzt ist dies sogar in dem Format der sogenannten Office Hours formalisiert worden. Konferenzteilnehmer können sich hierbei zu einer festgelegten Zeit mit dem Entwickler treffen und ihm Fragen stellen. Mit Torvalds scheint solch ein Format überhaupt nicht umsetzbar.
Trotzdem war und ist Torvalds der hauptverantwortliche Entwickler des Linux-Kernels und hat damit eine gewisse Führungsrolle, die zum Beispiel zu einer gesteigerten öffentlichen Beobachtung durch Journalisten führt. Außerdem dient Torvalds' Verhalten - wenn auch vielleicht nicht direkt beabsichtigt - als Vorbild für andere Entwickler, die ihr eigenes Verhalten mit dem Verweis auf Torvalds rechtfertigen.
So kritisierte etwa der Systemd-Gründer Lennart Poettering die "furchtbare Linux-Community" und ihre teils "hasserfüllten" Diskussionen. Eine besondere Rolle komme hier führenden Kernel-Entwicklern zu, allen voran Linus Torvalds. Er sei für viele ein Vorbild, allerdings ein sehr schlechtes, schrieb Poettering.
Code of Conflict als Anfang
Im Jahr 2015 musste aber auch Torvalds letztlich einsehen, dass seine Art, mit Konflikten umzugehen, vermutlich nicht die beste Strategie für alle in der Kernel-Community ist. Nach Diskussionen mit Sharp und vielen anderen pflegte der Chefentwickler schließlich einen von Greg Kroah-Hartman verfassten Patch ein, der durch mehr als 60 teils sehr profilierte Entwickler unterstützt wurde.
In diesem Beitrag wird ein Conflict festgelegt, der bezeichnenderweise sehr technisch verfasst ist und den Ablauf bei persönlichen Auseinandersetzungen regeln sollte. Was damals zwar durchaus als Erfolg und Schritt in die richtige Richtung betrachtet wurde, reichte einigen der Beteiligten jedoch nicht aus. Denn echte Veränderungen im Umgang konnte durch den Conflict nicht erreicht werden.
Deshalb zog sich schließlich Sarah Sharp vollständig aus der Kernel-Entwicklung zurück. Ihr folgten einige weitere bekannte Entwickler wie etwa Matthew Garrett. Die Debatte wurde unterdessen weitergeführt, wenn auch weniger öffentlich und auf persönlicher Ebene, etwa bei Konferenzen.
Vor wenigen Monaten schließlich gab es doch noch die von Sharp schon vor Jahren angestrebten klaren Regeln mit klaren Definitionen für nicht akzeptiertes Verhalten. Doch auch die neu gewählten Grundlagen, die Umstände dieser Entscheidung und die konkrete Umsetzung entfachten letztlich wieder teils heftige Diskussionen innerhalb und außerhalb der Kernel-Community.
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