Linux 3.10: Torvalds schließt Merge-Fenster
Die neuen Funktionen im Linux-Kernel 3.10 stehen weitgehend fest. Zu den ersten Patches zur Beseitigung von überflüssigen Ticks kommen weitere, die Caching auf SSDs ermöglichen.

Linus Torvalds hat den ersten Release Candidate des Linux-Kernels 3.10 freigegeben und damit auch das Merge-Fenster geschlossen, in dem Entwickler neue Funktionen einreichen können. Die weitreichendste Änderung dürfte die optionale Beseitigung der Ticks sein. Die neuen Funktionen dafür werden unter dem Namen Dynticks geführt. Bis die Funktionen auch für Desktopanwender eine wesentliche Rolle spielen, wird es noch eine Weile dauern, gegenwärtig sind sie nur für High-Performance-Computing (HPC) oder Realtime-Umgebungen interessant.
Zu dem bereits in Linux 3.9 eingepflegten Code für Dm-Cache bringt Linux 3.10 mit Bcache (Block Layer Cache) eine ähnliche Funktion, mit der das Zwischenspeichern von Daten auf schnelleren SSDs langsamere Festplatten entlasten soll. Der Code stammt von Google und ist dort bereits seit längerem im Einsatz. Eine weitere Änderung am Block-Layer ermöglicht die Kontrolle der I/O-Anfragen, wenn ein Speichergerät aufgeweckt oder schlafen gelegt wird. Damit soll die Energieeffizienz des Kernels verbessert werden.
Btrfs und F2FS
Das bereits in Linux 3.8 eingeführte Flash-Friendly File-System (F2FS) von Samsung für Flash-Speicher erhielt weitere Optimierungen. Ein globales Lock Scheme soll das gleichzeitige Ausführen verschiedener Operationen auf Multithreading-Systemen ermöglichen. Bislang werden Befehle sequenziell abgearbeitet, was zu Leistungseinbußen führt. Für das Debugging wurden weitere Tracepoints eingepflegt. Weitere Änderungen, wie ein erweiterter Readahead-Modus und reduzierte Lock-Page-Aufrufe, sollen die Leistung nochmals verbessern.
Das Btrfs-Dateisystem erhält schlankere Extent-Strukturen. Das wirkt sich auf den Speicherplatz auf der Festplatte aus, vor allem aber auf den Verbrauch im Arbeitsspeicher. Bis zu 30 bis 35 Prozent Platzersparnis versprechen sich die Entwickler von dem neuen Patch. Damit können auch mehr Extents im RAM gehalten werden, was wiederum die Geschwindigkeit bei der Verarbeitung von Metadaten erhöhen soll. Die Funktion ist allerdings nicht abwärtskompatibel und muss explizit bei der Erstellung des Dateisystems angegeben werden.
Der TCP-Stack erhält einen neuen Algorithmus, der verlorene Pakete am Ende einer Transaktion wiederherstellen soll. Der unter dem Namen Tail Loss Probe (TLP) eingereichte Patch soll lange Timeouts verhindern und so die TCP-Leistung insgesamt verbessern.
Mit der Veröffentlichung des ersten Release Candidates beginnt auch die Testphase für Linux 3.10, die normalerweise etwa sechs Wochen währt. Geht alles nach Plan, dürfte die finale Version Anfang Juli 2013 erscheinen.
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