Limux: Windows-Rückkehr würde München Millionen kosten

Die Stadt München würde die Rückkehr zu Windows mehrere Millionen Euro kosten, bestätigt eine Stadtratsanfrage. Dort heißt es, dass die genannten Probleme nicht primär mit Limux oder Open Source in Verbindung ständen. Die städtische IT ist weiter von dem Projekt überzeugt.

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Die IT-Verwaltung Münchens unterstützt weiter das Limux-Projekt.
Die IT-Verwaltung Münchens unterstützt weiter das Limux-Projekt. (Bild: Stadt München)

Allein die Beschaffung neuer Hardware bei einem Wechsel von Linux zurück auf Microsofts Betriebssystem Windows 7 würde 3,15 Millionen Euro kosten, die Kosten eines Umstiegs auf eine aktuelles Windows 8 wären "noch wesentlich höher", heißt es in der Antwort (PDF) von Münchens OB Dieter Reiter (SPD) auf eine Anfrage der Stadtratsfraktion der Grünen und der Rosa Liste. Hinzu kämen noch Kosten für den Aufbau der Infrastruktur sowie Lizenzkosten, "die ohne weitere Planung derzeit nicht bezifferbar sind".

Darüber hinaus wäre ein Großteil der bis Ende 2013 für das Limux-Projekt getätigten Ausgaben wohl verloren, glaubt der städtische IT-Dienstleister IT@M und beziffert diese auf insgesamt circa 14 Millionen Euro. Darin enthalten sind etwa "Schulungskosten, Anpassungen an Fachverfahren" oder "die Kosten für das LiMux Konfigurationsmanagement und Softwareverteilung". Eine Schätzung darüber, ob und wie viel ähnliche Kosten bei einer fortlaufenden Verwendung und Migration auf neue Windows-Systeme angefallen wären, ist aber nicht vorgenommen worden, sodass ein Vergleich der Strategien nicht möglich ist.

Probleme mit iPhones

Der Anfrage vorausgegangen sind verschiedene Medienberichte in diesem Sommer, in denen der zweite Bürgermeister Josef Schmid (CSU) äußerte, er sehe "deutliche Schwächen bei Limux" und das Betriebssystem hinke "den Anwendungen in Wirtschaft und Gesellschaft um Jahre hinterher". Der neue Bürgermeister hätte ebenso zu lange auf die Auslieferung seines dienstlichen Smartphones warten müssen, was mit dem E-Mail-Server und der Verwendung von Limux in Zusammenhang gebracht worden ist.

Die nun offiziell abgegebene Begründung für die lange Dauer der Auslieferung ist jedoch ein klassisches IT-Problem, das so wohl auch mit Windows aufgetreten wäre, denn bei den Diensttelefonen handelt es sich um iPhones. Geräte mit deren Betriebssystem iOS sind vorher nicht in der "Verwaltung eingesetzt worden". Aus diesem Grund waren verschiedene Aktivitäten vor der Ausgabe der Geräte notwendig, um eine sachgerechte Integration in die IT-Infrastruktur zu realisieren. Hierzu zählen in Bezug auf die Geräte "etwa die Festlegung der Sicherheitsmerkmale, deren Konfiguration oder auch notwendige Datenmigrationen."

Um die persönlichen und eventuell kritischen Daten und Informationen der Smartphones zu sichern, ist zusätzlich eigens ein Server eingerichtet worden, der als stadteigener Ersatz für die iCloud von Apple dient. Das soll die Vertraulichkeit der Daten gewährleisten sowie den Support und die Wiederherstellung unabhängiger von Apple ermöglichen. Die Infrastruktur habe aber nicht um einen Mail-Server erweitert werden müssen, obwohl dies "oft zu lesen war".

Nutzerbeschwerden nicht ursächlich zu Open Source

In seinen Ausführungen hat sich Schmid auf Beschwerden von städtischen Mitarbeitern bezogen. Derzeit ist allerdings nicht klar, ob die Beschwerden "ursächlich mit Open Source in Verbindung stehen", wie es in der Antwort heißt. Denn es hat zwar eine Mitarbeiterbefragung unter dem Namen Great Place to Work stattgefunden. Die circa "1.000 Freitextmeldungen zum Bereich der IT" umfassen dabei aber verschiedene Bereiche, wie die Hardware, Fachanwendungen oder auch den Support.

Eine Befragung, die unter anderem die möglichen Probleme mit der eingesetzten Open-Source-Software am Arbeitsplatz aufdecken soll, ist aber in Planung. Daraus sollen sich vorhandene Verbesserungspotenziale im Bereich des Arbeitsplatzes identifizieren und realisieren lassen. Über Details dazu soll der Stadtrat aber noch informiert werden.

Prüfung hat noch nicht begonnen

Die unter anderem von Schmid und auch dem Pressesprecher der Stadt angekündigte Studie zur Prüfung der internen IT ist außerdem noch nicht über ein Vorstadium hinaus. So ist eine Arbeitsgruppe eingesetzt worden, die ein Leistungsverzeichnis erarbeiten soll, wodurch verschiedene Fragen beantwortet werden sollen. Etwa, wie effizient die IT organisiert ist, oder wie wirtschaftlich diese arbeitet.

Diese und weitere Fragen sollen dann durch die Beauftragung eines externen Beratungsunternehmens beantwortet werden. Dabei geht es aber "nicht primär um die Frage des Betriebssystems, sondern um die Gewährleistung einer zukunftsfähigen städtischen IT", Erst nachdem die Vorschläge des Leistungsverzeichnisses vorliegen, will OB Reiter über weitere Schritten berichten.

IT-Abteilung steht zu Limux

Derweil unterstützt die IT-Verwaltung der Stadt weiterhin Limux und betont erneut den "erfolgreichen Projektverlauf". Zudem konnten "noch wesentliche weitere Verbesserungen erzielt werden. Exemplarisch zu nennen sind in diesem Zusammenhang etwa die Unterstützung offener Standards oder die Reduzierung der Heterogenität bei Makros und anderen Office-Lösungen. Aus IT-interner Sicht kommt der erfolgreichen Etablierung von wirksamen und erprobten Prozessen zum Anforderungs-, Test- und Releasemanagement von LiMux besondere Bedeutung zu".

Auch die bisherige IT-Bürgermeisterin und nun dritte Bürgermeisterin der Stadt, Christine Strobl (SPD), ist mit Bezug auf die Stadtratsentschlüsse, auf eine freie Alternative zu setzen "auch heute noch der Meinung, dass diese Beschlüsse richtig waren". Eine derart deutliche Aussage gibt OB Reiter jedoch nicht. Auf die Frage, ob "eine Re-Migration zum Betriebssystem MS Windows ernstlich in Betracht gezogen" werde, antwortet dieser etwas ausweichend.

Er verweist in seiner Antwort lediglich auf eine leistungsfähige und moderne Großstadtverwaltung, die "die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer jederzeit zufriedenstellend abdecken kann". Dazu gehöre auch eine "entsprechende Nutzerzufriedenheit". Bei der Frage zu dem Betriebssystem gehe es "weder um meinen persönlichen Geschmack noch meine individuellen Erfahrungen mit Open Source", so Reiter.

Der Stadtrat Florian Roth, der die Anfrage gemeinsam mit einem Fraktionskollegen gestellt hat, plädiert in einer Auswertung der Antworten dafür "das Bestehende zu verbessern und besonders bürokratische Abläufe zu verändern, statt - wie OB Reiter und sein 2. Bürgermeister Schmid es taten - ganz anders bedingte Probleme mit ihren Diensthandys auf offene Software zu schieben". Dieser Meinung sind auch die IT-Experten der jeweiligen Stadtratsfraktionen.

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finzl 08. Apr 2015

Sagt jemand der offensichtlich noch nie ein aktuelles Windows gesehen hat. Und windows 8...

finzl 08. Apr 2015

Erstens ist es kompletter Schwachsinn das man hier neue Hardware bräuchte, zweitens ist...

WarumLinuxBesse... 22. Okt 2014

http://www.computerwoche.de/a/freie-software-sucht-nach-wegen-in-die-kommunalverwaltung...

obermeier 17. Okt 2014

Und: KAUFT MILCH! MILCH IST GESUND UND LECKER!



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