Die immer gleichen Streitereien um Limux
Sowohl zur Frage der Zentralisierung als auch zur bevorzugten Software mit Betriebssystem, Office-Suite und weiteren Komponenten gibt es in München teils langjährig schwelende Konflikte. Die nun vorgelegte Studie befeuert jedoch nicht nur die politische Debatte im Stadtrat, sondern eben auch die zwischen den Referaten.
Einige Referate beharren auf Insellösungen
So gibt es einige Referate, die der Beschlussvorlage prinzipiell zustimmen. Von besonderer Bedeutung ist hierbei wohl die Stellungnahme vom IT-Dienstleister it@M, die besagt, "dass der ITK innerhalb der Strukturen der Stadtverwaltung mehr Gewicht und Bedeutung beizumessen ist", unter der Bedingung, dass die IT-Verantwortlichen eine bessere Ausstattung bekommen, als vorgeschlagen wurde. Die Techniker von it@M sind schon jetzt für einen großen Teil der Gesamt-IT der Stadt München verantwortlich.
Offenbar können oder wollen einige der Referate aber nicht auf ihre dezentralen IT-Abteilungen verzichten. Am weitesten mit seiner Ablehnung für den Vorschlag geht dabei das Kreisverwaltungsreferat. Dieses geht davon aus, dass eine Zentralisierung der IT "erhebliche Nachteile für die ordnungsgemäße Aufgabenerledigung bringen" würde. Dass sich einzelne Referate, mal mehr mal weniger, gegen eine Zentralisierung ihrer IT-Aufgaben stellen, ist ein immer wiederkehrendes Thema.
Auch Windows muss standardisiert arbeiten
Die Gründe dafür sind zwar vielfältig, dass das von einigen wenig geliebte Limux-Projekt über den zentralen IT-Dienstleister durchgeführt wird und die Kritikpunkte an Limux mit der Zentralisierung als solcher verknüpft werden, ist dabei aber naheliegend. Der Studie zufolge ist aber auch eine zentralisierte Erstellung und Betreuung der weiterhin existierenden Windows-Umgebungen umzusetzen.
Denn der Zwischenbericht hat bereits gezeigt, dass auch die Infrastruktur für die nach wie vor benötigten Windows-Rechner viel zu divers ist. So gebe es etwa immer noch einige Rechner mit Windows XP oder gar Windows 2000, die keine Pflege mehr erhielten. Zudem fehle es für die Rechner mit Windows 7 an einer einheitlichen Verwaltungsstruktur und die Referate erweiterten die Windows-Clients teils unabhängig voneinander, was zu Problemen und Inkompatibilitäten führe. Deshalb erstellt it@M analog zu Limux seit 2013 einen Standard-Windows-Client.
Proprietäre Software für die Außenkommunikation
Obwohl dies zu Beginn der Arbeiten an dem Limux-Projekt sicher anders gedacht war, sind bestimmte Aufgaben der Stadt nach wie vor nur mit Windows, Microsoft Office oder gar Outlook umsetzbar. Das wiederum liegt daran, dass benötigte Software nicht plattformunabhängig ist. Das gilt etwa vielfach für Anwendungen zur Kommunikation mit Einrichtungen von Bund und Ländern.
Darüber hinaus sorge das sowohl auf Linux als auch auf Windows genutzte Libreoffice beim Dateiaustausch mit Anderen trotz aller Bemühungen wohl immer noch für Kompatibilitätsprobleme. Darauf weist insbesondere das Personal- und Organisationsreferat in seiner Stellungnahme hin.
Auf die explizite Nachfrage des Referats für Arbeit und Wirtschaft, was die Gutachter diesbezüglich empfehlen, heißt es: "Die Referate und Eigenbetriebe sollten die Wahl haben, welche Lösung für Client und Bürokommunikation (Microsoft oder Linux/Open Source basiert) für ihren Einsatzbereich die passende ist." Bisher muss die Verwendung der proprietären Software zwingend begründet werden und durch it@M erlaubt werden.
Gutachter stellen Limux grundsätzlich in Frage
"Abhängig von der Entwicklung der Verbreitung der Client-Varianten sollte zu einem späteren Zeitpunkt überprüft werden, ob der Einsatz von Linux als Client-Betriebssystem weiterhin wirtschaftlich sinnvoll ist", schreiben die Gutachter weiter. Sie verweisen also explizit auf eine langfristig Abkehr von Limux - zumindest als Möglichkeit.
Das Problem der extrem vielfältigen IT-Landschaft, deren Aufgaben zentralisiert werden sollen, löst ein Wechsel auf Windows aber nicht. Das schreiben die Gutachter wie erwähnt sogar selbst. Denn auch unter Windows ist eine Standardisierung vonnöten. Noch sind die Arbeiten daran aber nicht besonders weit fortgeschritten.
Für die Limux-Standardisierung hat die Stadt München mehr als zehn Jahre benötigt. Wie viel Zeit diese für Windows in Anspruch nehmen wird, ist derzeit nicht absehbar. Ebenso wenig wird erwähnt, was ein derartiger Wechsel zurück zu Windows allein an Lizenzkosten für die Finanzen der Stadt bedeuten würde und ob dies tatsächlich günstiger wäre als die Nutzung von Linux und Libreoffice.
Bevor die Verantwortlichen der Stadt beginnen, Diskussionen mit derart dünner Faktenlage zu führen, sollten sie eher die von den Gutachtern geforderte und von Oberbürgermeister Reiter unterstützte Zentralisierung der IT-Landschaft vorantreiben. Das wird wohl aber noch einiges mehr an Zeit benötigen. Die nächste Beratung im Verwaltungsausschuss zu diesem Thema findet wohl erst im Januar 2017 statt.
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Limux: München verbastelt das nächste IT-Großprojekt |
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Ich dachte, Linux ist ein Pinguin?
linux als bs würde alle benötigten standards spielend erfüllen...das problem sind nach...
Da wird diskutiert und studien erstellt und überprüft und diskutiert, die sollen endlich...
Komisch: die größten Backdoors wurden in letzter Zeit in OpenSource gefunden - teilweise...