Lieferdienst: Lieferando-Fahrer leiden unter technischen Problemen
Ein Lieferando-Rider berichtet Golem.de vom Alltag bei dem Lieferdienst. Doch in vielen Punkten widerspricht das Unternehmen.

Neben schlechten Arbeitsbedingungen machen Probleme mit der Technik Lieferando-Arbeitern das Leben schwer. Das berichtet ein Lieferando-Fahrer aus einer deutschen Großstadt Golem.de, der auf Wunsch anonym bleiben möchte. Zu den Problemen gehörten Serverausfälle, die Integration von Google Maps in die Scoober-App von Lieferando und fehlende Möglichkeiten, direkt mit den Vorgesetzten zu kommunizieren.
"Häufig gibt es technische Ausfälle der Server-Infrastruktur, dann bekommen die Fahrer keine Aufträge mehr zugewiesen und man muss irgendwo rumsitzen und warten, bis der Ausfall behoben wurde", sagte der Lieferando-Fahrer, der seit rund einem Jahr für den Essenslieferdienst arbeitet.
Unternehmenssprecher Oliver Klug sagte Golem.de, dass die Fahrer ihren Lohn als regulär Angestellte unabhängig davon erhielten, ob sie arbeiten, warten oder Pause machen. "Auch Pausenzeiten werden vergütet, sogar zugunsten der Fahrer", erklärte Klug. Die Verfügbarkeit der Server liege bei über 99 Prozent.
Es sei es fast unmöglich, mit einem Vorgesetzten persönlich zu sprechen, dies werde nur über Kontaktformular in der App und nur in seltenen Fällen per Telefon abgewickelt, lautet ein weiterer Kritikpunkt seitens des Fahrers. "Ich habe es in einem Jahr Beschäftigung allerdings nicht geschafft, jemanden ans Telefon zu bekommen", sagte der Arbeiter.
Laut Konzernsprecher hingegen bewerten die Fahrer die Beantwortung ihrer Anliegen mit mehr als 8 von 10 Punkten. Im Schnitt nehme das Live-Operations-Team Anrufe binnen weniger als einer Minute entgegen und beantworte Fragen binnen zwei Minuten. Der Austausch per App-Chat sei auch für die Fahrer in der Regel zielführend, das Formular hingegen für komplexere Anliegen gedacht, zumal diese dann für Beschäftigte aus verschiedenen Teams "schnell und klar nachvollziehbar" seien.
App mit mangelhafter Google-Maps-Integration
Laut dem Rider hat die App seit Langem die gleichen Bugs bei der Bestätigung der Auslieferung beim Kunden. Weil die Navigation in Scoober über eine abgespeckte Integration von Google Maps sehr schlecht laufe, seien viele Fahrer gezwungen, ständig zwischen den zwei Apps zu wechseln. "Man hat den Eindruck, Lieferando ist es komplett egal, ob die App verbugged und für die Fahrer nervig zu nutzen ist", erklärte der Fahrradkurier.
Auch die gearbeiteten Stunden seien in der App nicht klar erkennbar. "Lohnabrechnungen stimmen oft nicht, man muss diese daher immer kontrollieren, mir ist es bereits mehrmals passiert, dass zu wenig Gehalt berechnet worden ist. Es gibt keine Zulage für Arbeit am Sonntag."
Laut Lieferando ist Google Maps mit allen Funktionen für Unternehmen in die Scoober-App integriert. "Seitens der Fahrer gibt es dazu wenig Beschwerden", erklärte Klug.
Lieferando-Fahrer: Höherer Stundenlohn gefordert
"Du bestimmst die Tage und Stunden, an denen du arbeiten willst", verspricht der Konzern, doch die versprochene Flexibilität gebe es nicht, kritisiert der Rider. Tatsächlich würden die Verfügbarkeiten, die die Kuriere über die Scoober-App eintragen müssen, regelmäßig nicht respektiert.
"Oft bekommt man andere Arbeitszeiten, kriegt Lücken in die geplante Schicht gepackt. Dann kann man im Winter schon mal zwei Stunden in der Kälte draußen warten, bis die Schicht weitergeht, oder man wird sogar für ganz andere Tage eingetragen." Laut Lieferando dauert eine Schicht "immer zwischen drei und vier Stunden, und während dieser erhalten Fahrer:innen ihren Lohn unabhängig davon, ob sie gerade arbeiten, warten oder Pause machen."
Ein weiterer Kritikpunkt des Fahrers lautet, dass die Beschäftigten ihr eigenes Handy und ihren Mobilfunkvertrag für die Arbeit nutzen müssten. "Lieferando nutzt also kostenlos Eigentum der Fahrer als für den Geschäftsbetrieb grundsätzlich notwendige Produktionsmittel", erklärte der Fahrer. Damit müsse der Fahrer die Kunden im Problemfall auch anrufen, wenn die Klingel nicht funktioniere oder der Name nicht auf dem Klingelschild stehe.
Regenkleidung werde gestellt, die Jacke sei "aber nach ein paar Minuten Regen durchnässt, bis auf die Regenhose, die aus Plastik und wasserdicht ist, dafür aber nicht atmungsaktiv", erklärte der Lieferando-Rider.
Anfang November haben Lieferando-Arbeiter für einen Tarifvertrag demonstriert und 15 Euro Stundenlohn gefordert.
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wir sind doch alle IT Profis hier, heißt also dick, hässlich, picklig und ernähren uns...
Ja, das ist leider so. Die Leute haben keinen Plan mehr und sind bereits zu...
Immer wenn ich Gemecker über den Stundenlohn und stressige Arbeit lese... Ja, es ist...
Wenns nur das wäre, als Radfahrer seh ich schon viele andere Radfahrer extremen Scheiss...