Libanon: Tote und Tausende Verletzte durch explodierende Pager

Im Libanon sind durch offenbar koordiniert herbeigeführte Explosionen von Pagern mehrere Menschen getötet und Tausende verletzt worden. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters(öffnet im neuen Fenster) am 17. September 2024 unter Berufung auf Sicherheitskreise.
Die Jerusalem Post berichtet(öffnet im neuen Fenster) unter Berufung auf den libanesischen Gesundheitsminister Firass Abiad, dass bei dem Angriff mehr als 2.750 Menschen verwundet worden seien, davon 200 schwer. Acht Menschen seien ums Leben gekommen.
Ein Sprecher der islamistischen Hisbollah-Miliz sprach laut Reuters von der "größten Sicherheitsverletzung" in dem fast ein Jahr lang währenden Konflikt mit Israel. Die Miliz bestätigte demnach in einer Erklärung den Tod von mindestens drei Personen, darunter zwei ihrer Kämpfer. Bei der dritten getöteten Person handele es sich um ein Mädchen, hieß es. Die Ursachen der Explosionen würden untersucht.
Neue Lieferung von Pagern
Die Welle von Explosionen habe etwa eine Stunde nach den ersten Detonationen angedauert, die gegen 15:45 Uhr Ortszeit (14.45 MESZ) begonnen hätten. Es sei nicht sofort klar gewesen, wie die Sprengsätze gezündet worden seien. Nach Angaben von Sicherheitskreisen wurden die Pager von der Hisbollah erst in den vergangenen Monaten angeschafft. Möglicherweise wurden die Geräte zuvor entsprechend manipuliert.
Den Berichten zufolge wurden die Pager vor der Explosion einige Sekunden lang angerufen, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass derjenige, der die Nachricht erhielt, sie lesen wollte und dadurch möglichst schwer verletzt wurde.
Dem Wall Street Journal (Paywall)(öffnet im neuen Fenster) zufolge stammten die Pager aus einer neuen Lieferung, die die Gruppe erst in den vergangenen Tagen erhalten hatte. Ein Hisbollah-Vertreter sagte dem Bericht zufolge, dass Hunderte von Kämpfern solche Geräte besäßen.
Möglicherweise habe eine Schadsoftware die Geräte zur Explosion gebracht. Den Aussagen zufolge spürten einige Personen, wie sich die Pager erhitzten, und entsorgten die Geräte, bevor sie explodierten.
Nachtrag vom 17. September 2024, 21:56 Uhr
Einem Bericht der New York Times zufolge(öffnet im neuen Fenster) stattete sich die Hisbollah erst in jüngster Zeit in größerem Umfang mit den Pagern aus. Das sei eine Reaktion auf die Möglichkeit gewesen, mithilfe von Standortdaten von Smartphones hochrangige Mitglieder zu orten und durch gezielte Angriffe töten zu können. Daher sei es Mitgliedern schon seit längerem verboten gewesen, ihre Mobilfunkgeräte im Süden Libanons in der Nähe der israelischen Grenze zu nutzen. Führende Hisbollah-Mitglieder hätten die Pager schon seit Jahren genutzt.
Dieses Vorgehen sei wichtiger geworden, weil nach dem Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 hochrangige Hisbollah-Mitglieder durch Luftschläge getötet worden seien. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah soll im Februar 2024 in einer Rede vor der Nutzung von Smartphones gewarnt haben. Diese könnten von Israel überwacht werden. Daher sollten die Geräte zerstört oder vergraben werden. Tausende Hisbollah-Angehörige seien daher zuletzt zu den Pagern gewechselt, zitiert die Zeitung den jordanischen Sicherheitsexperten Amer Al Sabaileh.
Nach dem Angriff auf die Pager könnte die Hisbollah sogar dazu übergehen, vollständig auf elektronische Kommunikationsmittel zu verzichten, sagte der Libanon-Experte David Wood der New York Times.
Nachtrag vom 18. September 2024, 14:10 Uhr
Die Zahl der Todesopfer durch die explodierten Pager stieg inzwischen auf zwölf Personen, darunter zwei Kinder. Das teilte Gesundheitsminister Abiad nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters(öffnet im neuen Fenster) am 18. September 2024 mit.



