LG Gram +View im Test: Mit dem zweiten Bildschirm ins Natur-Office

Sommer, Sonne, Sonnenschein: Da möchten wir glatt den Laptop einpacken und nur noch auf der Parkbank oder direkt am See arbeiten und währenddessen eine frische Brise spüren. Das ist in vielen Unternehmen tatsächlich möglich, allerdings schränken wir uns mit einem einzelnen kleinen Notebookbildschirm produktiv selbst ein.
Portable Displays wie das LG Gram +View(öffnet im neuen Fenster) sollen das ändern. Wir haben das Panel an der frischen Luft getestet und können sagen: Der Extraplatz auf dem Desktop ist eine Riesenhilfe. Allerdings müssen wir auch schneller wieder in die Zivilisation zurückkehren - dorthin, wo es eine Stromquelle gibt. Denn ein zweiter Bildschirm benötigt mehr Energie, das merken wir an einer wesentlich kürzeren Akkulaufzeit.
| Displaygröße | 16" (40,6 cm) IPS (entspiegelt, 2.560 x 1.600 Pixel, 16:10, 60 Hz) |
|---|---|
| Displaywerte | 321 cd/m² Helligkeit, 98,3 Prozent DCI-P3, 85,6 Prozent Adobe RGB |
| Ports | 2x USB-C-Eingang mit DP Alternate Mode |
| Maße | 360 x 246 x 8,3 mm, 990 Gramm Gewicht (mit Cover) |
| Ergonomie | höhenverstellbar (105 und 120 Grad), Pivot-Funktion |
| Zubehör | magnetisches Cover, USB-C-Kabel |
| Energiebedarf | 8,5 Watt |
| Preis (Testmuster) | 300 Euro |
In der Praxis sind zwei Bildschirme definitiv von Vorteil. So können wir auf dem Hauptbildschirm etwa Textverarbeitungsprogramme öffnen, während wir Browsertabs und Kollaborationssoftware auf dem +View laufen lassen. Mit 16 Zoll (40,6 cm) Bilddiagonale ist der Monitor sogar größer als das integrierte Panel unseres Office-Notebooks - ein Razer Book 13 (Test) mit 13,4-Zoll-Panel. Außerdem stellt der LG-Bildschirm 2.560 x 1.600 Pixel im 16:10-Format dar und ist damit den meisten handelsüblichen Notebooks überlegen.
Mobil und hell
Es ist daher sinnvoll, den +View als primären Bildschirm zu verwenden, und das nicht nur wegen der guten Auflösung und größeren Bilddiagonale. Das IPS-Panel ist zusätzlich entspiegelt und stellt Farben gut dar. Wir messen eine Farbabdeckung von 98,3 Prozent DCI-P3 (85,6 Prozent Adobe RGB). Die meisten Laptops sind entweder weniger farbgenau oder als spezielle Workstations sehr teuer.
















Nun ist das +View mit 300 Euro nicht unbedingt günstig. Das ist eben der Preis, den wir für einen kompakten Monitor zahlen, der in die Rucksacktasche passt. Er misst 360 x 246 x 8,3 mm und ist mit 990 Gramm (inklusive Displayschutz) relativ leicht. Für Transporte legt LG ein magnetisches Displaycover bei, das gleichzeitig als Standfuß dient. Zwei Einstellungswinkel sind durch Zusammenfalten der Abdeckung möglich: 105 und 120 Grad.
LG hätte sich hier aber auch vom Microsoft Surface Pro oder der Nintendo Switch OLED inspirieren lassen und einen integrierten, dynamisch verstellbaren Klappständer verbauen können. Der Faltstandfuß ist nämlich außerhalb geradestehender Tische eher instabil. Das gilt auch für die Picknickdecke und den darunterliegenden unebenen Boden.
Die Bildschirmhelligkeit des +View liegt mit durchschnittlich 321 cd/m² in einem guten Bereich. Allerdings stoßen wir hier auf ein weiteres Problem im Natur-Office: Bei Sommersonne sind Bildinhalte sowohl auf unserem Notebook, als auch dem Panel nicht mehr gut ablesbar. Wir sollten daher ein schattiges Plätzchen als unseren Arbeitsplatz auswählen, etwa die Wiese unter einem großen Baum. Glücklicherweise gibt es in Berliner Parks und im Brandenburger Umland davon reichlich. Alternativ: Für traditionellere Arbeitsplätze im Büro, am Zugtisch oder im Café ist die Helligkeit mehr als ausreichend.
USB-C nur für Bild- und Energieübertragung
Übrigens sind die beiden einzigen Knöpfe am +View für die Helligkeitsregelung gedacht. Einen Power-Schalter gibt es nicht. Stattdessen schaltet sich das Display an, sobald wir es in eine der zwei freien USB-C-Buchsen stecken. Das mitgelieferte Kabel eignet sich dafür gut, es können aber auch viele andere USB-C-auf-USB-C-Kabel genutzt werden.
















Die beiden USB-C-Ports sind wirklich nur für Bildsignale per DP Alternate Mode und die Energieübertragung vom Hostgerät zum Display gedacht. Wir können die zweite Buchse also nicht verwenden, um darin etwa das USB-C-Netzteil unseres Notebooks oder einen USB-C-Stick hineinzustecken. Wollen wir unser Razer Book aufladen, benötigen wir bei Bedarf also mindestens zwei USB-C-Ports.
Und ein Netzteil brauchen wir im mobilen Office, ansonsten ist schnell der Akku leer.
Eine Herausforderung für die Akkulaufzeit
Das +View kommt ohne eigenen integrierten Akku aus und bezieht seine Leistung daher direkt aus der USB-Buchse des Hostgerätes. Unter normaler Last werden etwa 8 bis 8,5 Watt benötigt. Zum Vergleich: Das im Notebook verbaute Tiger-Lake-SoC benötigt unter leichter Arbeitslast typischerweise ebenfalls etwa 8 bis 10 Watt. Es ist daher klar, dass die Akkulaufzeit darunter leidet.
Wie genau der Energiebedarf einschlägt, haben wir mit einem einfachen Test nachgestellt: Wir haben das Notebook im Leerlauf mit und ohne angeschlossenes +View laufen lassen und die Laufzeit gemessen. Ohne zweites Display werden innerhalb einer Stunde (bei 250 cd/m² Helligkeit) 9 Prozent des Akkus benötigt. Das Notebook könnte so also theoretisch knapp 11 Stunden laufen.
Mit angeschlossenem Panel - das wir ebenfalls auf 250 cd/m² Helligkeit einstellen - steigt der Leistungsbedarf auf 21 Prozent Akkufüllung pro Stunde, also eine maximale Laufzeit von etwa fünf Stunden. Es handelt sich hier um ein Worst-Case-Szenario. Unter Last wird der Unterschied zwischen den beiden Werten weniger groß sein, da das SoC dann verhältnismäßig mehr Energie benötigt.
Externe Software nervt
Wir sollten im Natur-Office ohne externe Stromquelle also entweder nur in Teilzeit arbeiten oder schnell die Zivilisation aufsuchen können. Ein mobiler Arbeitsplatz mit Stromquelle ist nicht unbedingt ein unrealistisches Szenario. In Bahnen, Hotels oder im Flugzeug lässt sich ein externer zweiter Bildschirm ebenso gut nutzen wie unter der alten Eiche im Park, zumindest wenn Platz auf dem Tisch ist. Denn auch hier gilt: Mehr Desktopfläche kann ein großer Vorteil sein.
















Da der +View außerhalb von Helligkeitsreglern keine weiteren Schalter verwendet, verlagert LG weitere Einstellungsmöglichkeiten auf die proprietäre Software Onscreen Control. Das knapp 300 MByte große Paket steht auf der LG-Downloadseite bereit.
Mit Onscreen Control können wir den Kontrast unseres Panels einstellen und vorgefertigte Profile für diverse Medien wie Serien und Games umschalten. Außerdem gibt es einen Fenster-Manager, mit dem wir geöffnete Programme in vorgefertigten Layouts anordnen können.
Auf einem 49 Zoll großen 32:9-Bildschirm ergibt das allerdings mehr Sinn als auf unserem doch vergleichsweise kleinen 16-Zoll-Panel. Hier passen sowieso maximal zwei weitere Fenster nebeneinander - zumindest, wenn sie noch halbwegs gut ablesbar sein sollen. Das lässt sich auch mit dem in Windows integrierten Fenster-Snapping gut umsetzen.
Display im Pivot-Modus
Haben wir die Software installiert, können wir das Panel jederzeit hochkant im Pivot-Modus nutzen. Onscreen Control erkennt die jeweilige Ausrichtung automatisch und passt die Auflösung und GUI-Ausrichtung entsprechend an. Zudem können wir eigene Displayprofile bestimmten Anwendungen zuordnen.
















Am liebsten wäre es uns aber gewesen, hätte LG all dies in die Firmware des Displays eingebaut. Externe Software verlangsamt Bootzeiten und ist zudem nicht für alle Betriebssysteme verfügbar. So gibt es Onscreen Control zwar für Windows und MacOS, nicht jedoch für Linux-Distributionen.
Im Natur-Office müssen wir eben auch Kompromisse machen.
LG Gram +View - Verfügbarkeit und Fazit
Das +View kann bei LG im Onlineshop für 300 Euro bestellt werden. Im Lieferumfang sind das magnetische Displaycover und ein USB-C-Kabel enthalten. Die externe Software Onscreen Control muss aus dem Internet geladen werden.
Fazit
Portable Bildschirme wie der Gram +View von LG haben in Zeiten von Remote-Work einen interessanten neuen Stellenwert erhalten. Tatsächlich arbeitet es sich mit einem zusätzlichen 16-Zoll-Display wesentlich angenehmer.
Das LG-Panel ist zudem heller und farbtreuer als die meisten integrierten Notebook-Displays und daher auch als primäres Arbeitsgerät für kreative Profis einen Blick wert. Developer können sich zudem über den Pivot-Modus für mehr Code auf einen Blick freuen.
Allerdings versteckt LG diese und andere Einstellungen in der proprietären Onscreen-Control-Software. Sie bringt unnötige Komplexität ins Software-Portfolio des Arbeitgebers und ist nicht für Linux verfügbar.
















Das +View verfügt außerdem nicht über eine eigene Stromquelle. Der Akku des Host-Notebooks leert sich daher besonders schnell. Das Remote-Office in der Natur ist also entspannt und besonders, aber auch ohne Steckdose recht kurzlebig. Schade ist zudem, dass die USB-C-Ports wirklich nur für Bild- und Energieübertragung geeignet sind.
Lohnt sich die Anschaffung des +View also? Wir finden: Solange flexible Arbeitsplätze erlaubt sind und wir viel mobil arbeiten, sind die 300 Euro gut in eine spürbare Effizienzsteigerung angelegt.
Und was überzeugt Arbeitgeber mehr als das?



