Gute Geschichte lässt Logiklöcher vergessen
Die positiven Punkte der dritten Staffel lassen uns über einige Logiklöcher hinwegsehen – etwa den Umstand, wie sinnvoll es für eine Weltraumarmee ist, alle verfügbaren Raumschiffe für eine Parade an einem Ort zusammenzuziehen und den Rest des Herrschaftsgebietes ungeschützt zu lassen. Auch die Zuschauer scheint das nicht zu stören: Bei Rotten Tomatoes hat die dritte Staffel von Picard einen Audience Score von hohen 90 Prozent erreicht.
Dies steht im starken Gegensatz zu den ersten beiden Staffeln: Staffel 1 erreicht 52 Prozent im Zuschauer-Score, Staffel 2 sogar nur 29 Prozent. Das Beispiel Star Trek: Picard zeigt, was für ein Tanz auf dem Fan-Vulkan ein Serien-Reboot sein kann. Zum einen wollen die Macher vom Nimbus und den alten Fans derartiger Serien profitieren, zum anderen sollen natürlich auch neue Fans gewonnen werden – die sich dann vielleicht sogar noch die Folgen der ursprünglichen Serie anschauen.
Bei Picard führte das in den ersten beiden Staffeln zu einer grundsätzlich unterhaltsamen Storyline, viele Fans beklagten aber die fehlenden Gemeinsamkeiten zu TNG. Die letzte Folge von Next Generation lief im Jahr 1994 – manche Fans dürften den alten Picard vor Augen haben und könnten möglicherweise gefühlsreiche Story-Ansätze wie den aus der zweiten Staffel nicht so gut finden.
Für welche Zielgruppe ist ein Serien-Reboot gedacht?
Für die Macher von Serien-Reboots ist das Abwägen zwischen den Zuschauergruppen existenziell, was den Erfolg der Serie angeht. Mit der dritten Staffel scheint sich das Picard-Team vollkommen den alten Fans hingegeben zu haben – möglicherweise auch, weil bereits feststeht, dass es keine vierte Staffel geben soll. Nach dem Motto: Wenn wir nicht um eine Verlängerung kämpfen müssen, können wir auch Fanservice machen und neuere Zuschauergruppen außer Acht lassen.
Natürlich ist das nur Spekulation: Wir wissen schlicht nicht, ob Alex Kurtzman und sein Team die dritte Staffel nicht vor Jahren bereits genauso geplant haben. Etwas zweifeln wir aber daran, angesichts der Mühe, die sich die Autoren mit den neuen Geschichten der ersten und zweiten Staffel gemacht zu haben scheinen.
Am Ende überwiegt bei uns als alte TNG-Fans zugegebenermaßen auch das wohlige Gefühl, wenn wir die Crew um Jean-Luc Picard auf der Brücke der Enterprise-D stehen sehen. Die dritte Staffel ist für Fans von Next Generation tatsächlich das Fest, das sich in den ersten Folgen angedeutet hatte.
Eine neue Next Generation?
Ganz aufgeben wollen die Serienmacher die Enterprise übrigens wohl nicht: Am Ende der letzten Folge, und jetzt wird es extra-spoilerig, übernimmt eine neue Crew aus altbekanntem Captain und der Brückencrew der USS Titan aus der dritten Staffel eine neue Enterprise. Auch das Weiterschauen nach dem Abspann lohnt sich – zeigt sich dort doch, dass tot im Star-Trek-Universum nicht zwingenderweise tot bedeutet. Star Trek: Picard wurde zu einem guten Ende geführt, wir hoffen aber auch neue Inhalte, die den eingeschlagenen Story-Pfad weiter beschreiten.
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Letzte Folge von Picard: Ein Star-Trek-Fanfest zum Abschied |
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Es sind insgesamt 2 Leute die das so empfinden :) Mehr nicht. Ich schwör.
(...) (...) Wohl nicht nur Optisch.
Tja, dann ist ST spätestens mit dem Tod von William Shatner bzw. Patrick Stewart final...
LaForge war halt schon immer eine Lusche. Scotty hätte das in 10 Minuten geschafft.
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