Letzte Chance für DAB+: Nordrhein-Westfalen fragt Bedarf für Digitalradio ab

Für den digitalen Radiostandard DAB+ läuft in Nordrhein-Westfalen die Schonfrist ab. Die nordrhein-westfälische Landesmedienanstalt (LfM) hat einen Aufruf gestartet(öffnet im neuen Fenster) , um zu ermitteln, ob noch Bedarf an DAB+ besteht. Dieses hätte eigentlich längst den UKW-Funk ablösen sollen. Bislang war die Nachfrage gering: An einem DAB+-Pilotprojekt für den privaten Rundfunk nimmt in NRW nur das Kölner Domradio teil.
"Die Bedarfsabfrage ist ein Aufruf an alle, nicht nur an die Platzhirsche" , sagte LfM-Direktor Jürgen Brautmeier. Zugleich sei es vermutlich die letzte Chance für DAB+ in NRW: "Wenn das Ergebnis ist: Es kommt wieder nichts, müssen wir auch keine weiteren Versuche unternehmen, das künstlich nach vorne zu bringen. Wir hätten dann alles getan."
Bleibe der Bedarf gering, werde man nach dem Auslaufen des Pilotprojekts am Jahresende "einen Schnitt machen" und die Sendekapazitäten zurückgeben.
Keine Gründe, sich neue Geräte anzuschaffen
Obwohl DAB+ mehr Programme, bessere Klangqualität als UKW, zeitversetztes Hören und Zusatzdienste verspreche, werde der Standard nicht angenommen. Der erhoffte Durchbruch blieb bislang aus. "Der entscheidende Fehler bei der Ersteinführung war, erst einmal alle zu versorgen, die schon da waren" , sagte Brautmeier. "Man hat zu wenig darauf geachtet, dass Neues hinzukommt. Der Radiohörer hatte damit keine Gründe, sich neue Geräte zu kaufen."
Über einen sogenannten Multiplex öffnen die Medienwächter des Privatfunks nun ein Einfallstor in den als Duopol abgeschotteten Radiomarkt Nordrhein-Westfalens: "Es ist die Chance, als privater Radioanbieter in NRW Fuß zu fassen." Auch von außerhalb könnten sich Anbieter für einen der 15 Sendeplätze bewerben. Programmanbieter haben bis zum 24. September Zeit, ihr Interesse zu bekunden.
DAB-Markt ist von geringer Relevanz
Ziel sei nach wie vor, eines Tages UKW abzuschalten. "Nur der Hörfunk ist noch analog, seit zig Jahren versuchen wir, ihn über DAB zu digitalisieren." Der DAB-Markt ist allerdings von geringer Relevanz: Den bundesweit bis zu 300 Millionen UKW-Empfängern stehen lediglich geschätzte 3 bis 4 Millionen DAB-Geräte gegenüber.
Experten vermuten, die Entwicklung könnte DAB+ überspringen und UKW könnte eines Tages vom Internetradio abgelöst werden. "Angesichts der Kapazitätssprünge, die das Internet gemacht hat, finden Nischenprogramme inzwischen ihren Weg über das Netz" , bestätigte Brautmeier. "Große Massenprogramme sind aber technisch immer noch ein Problem für das Internet. Außerdem hat im ländlichen Raum noch längst nicht jeder einen Breitband-Anschluss."
Der Radioempfang über UKW (Ultrakurzwelle) sollte ursprünglich bereits 2010 beendet sein. Nach massiven Widerständen strich der Gesetzgeber diesen Termin jedoch.



