Let's Player und die Mauer des Schweigens
So deutliche Worte findet nicht jeder in der Branche. Im Laufe unserer Recherchen haben wir andere bekannte und unbekannte Youtuber, aber auch große und kleine Publisher kontaktiert. Auffallend viele schwiegen: Statt die Chance zu nutzen, sich und ihre Arbeit transparent in der Öffentlichkeit darzustellen, will sich niemand so recht äußern.
Einer der mutmaßlichen Gründe: Obwohl zumindest seriöse Let's Player letztlich kaum anderes als Journalisten sind, die in einem neuen Format arbeiten, gehen die Publisher derzeit meist noch anders mit ihnen um. Während klassische Redaktionen - auch Golem.de - im Kontakt mit den PR-Managern stehen, aber keinerlei Verbindung zu den Marketing- und Werbeverantwortlichen haben, fließen Informationen bei vielen mittleren und kleinen Let's-Playern anders.
Viele sind Privatpersonen, die sowohl die redaktionelle Arbeit erledigen als auch für das Business zuständig sind. Das gilt insbesondere für Amateure, deren Videos oft nur ein paar Dutzend oder ein paar hundert Mal abgerufen werden. Im Grunde handelt es sich bei diesem Personenkreis um eine eigene Szene, die inzwischen fast nichts mehr mit den Branchenpromis zu tun hat - und auch wenig mit den großen und bekannten Blockbustern.
Wer sich in den entsprechenden Kanälen auf Youtube umsieht, findet übrigens erstaunlich viele Personen, die offensichtlich vor allem am schnellen Geldverdienen interessiert sind. Fans, die einfach nur über ihr Lieblingsspiel im Video reden wollen, sind zumindest nach unserem Eindruck in der Minderheit.
Geschäfte mit der kleinen Browsergame-Insel
Statt um spannende Indiegames oder um spektakuläre Actiontitel geht es deshalb sehr oft um Free-to-Play-Spiele oder um Browsergames. Ein Beispiel dafür ist Tiny Island des Hamburger Entwicklerstudios Playa Games. "Unsere Spiele werden über Advertising-Netzwerke vermarktet. Dazu gehört, dass Youtuber gefragt werden, ob sie über unsere Spiele berichten möchten", sagt Marketingchef Thorsten Rohmann. Für die Videos bekommen die Youtuber eine "Aufwandsentschädigung" - um welche Beträge es geht, verrät Rohmann uns nicht. Er sagt, damit seien "keine inhaltlichen Auflagen verbunden und auf die redaktionelle Darstellung des Spiels nehmen wir keinen Einfluss".
Ein Sprecher von Playa Games sagt im Gespräch mit Golem.de, dass das Unternehmen im Grunde nichts gegen die Kennzeichnung der Youtube-Videos als Werbung habe. Aber dafür sei die Agentur zuständig, die den direkten Kontakt zu den Let's Playern hält.
Diese Vermittlungsagenturen spielen eine wichtige Rolle in der Szene, allerdings vor allem bei der Masse an kleineren Youtubern - die Stars der Branche arbeiten inzwischen meist direkt mit den Spieleherstellern. Auch große Firmen greifen inzwischen auf halbautomatisiert ablaufende und abgerechnete Deals zurück. Electronic Arts etwa hat ein Programm namens Ronku, über das unter anderem Let's-Play-Videos für Battlefield 4 generiert wurden.
Electronic Arts und Microsoft
Wer daran teilnimmt, erhält für 1000 Videoabrufe auf seinem Kanal rund 10 US-Dollar; die Maximalsumme ist allerdings begrenzt. Auch Microsoft hatte für die Vermarktung seiner Xbox One zu einem ähnlichen Verfahren gegriffen. Beide Firmen achten inzwischen zumindest offiziell darauf, dass die Teilnehmer ihre Filme als bezahlt kennzeichnen.
Derlei Transparenz ist vielleicht das wichtigste Ziel der Szene, die ihren guten Ruf verteidigen muss. Langfristig sollten für die Let's Player die gleichen Regeln gelten wie für klassische Medien, bei denen es grundsätzlich die strikte Trennung von Redaktion und Anzeigengeschäft gibt.
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Let's Player: "Es gibt Spiele, für die man bezahlt wird" |
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Vielleicht sollte man das Gelesene auch mal richtig verarbieten. Er meint nämlich nicht...
Ich bin in den letzten Tagen auf ein Mädchen aufmerksam geworden. Bin beim stöbern nach...
nein, es sind letzendlich kleine erwachse, behandle sie auch so und es bleiben zumindest...
Ja. Wenn ein Spiel ein oder zwei solcher Elemente implementiert hat, hab ich ja auch gar...