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Lenovo Rollables im Hands-on: Lieber rollen als klappen?

MWC 2023
Lenovos aufrollbares Notebook und Smartphone machen schon als Prototypen einen ausgereiften Eindruck und ermöglichen interessante Anwendungsszenarien.
/ Tobias Költzsch
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Das Rollable Notebook und das Rollable Smartphone von Lenovo (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
Das Rollable Notebook und das Rollable Smartphone von Lenovo Bild: Martin Wolf/Golem.de

Lenovo hat auf der Mobilfunkmesse MWC 2023 der Öffentlichkeit erstmals sein Notebook und sein Smartphone mit aufrollbaren Displays vorgeführt. Zuvor hatte der Hersteller die Geräte auf seiner Hausmesse Tech World im Oktober 2022 präsentiert , Golem.de konnte sich die beiden Konzepte nun genauer anschauen.

Das Rollable Notebook hat im Normalzustand ein 12,7 Zoll großes Display, das auf 15,3 Zoll vergrößert werden kann. Dazu wird das Displaypanel von unten nach oben geschoben; der größere Bildschirm ist entsprechend im Hochkantformat. Lenovo zufolge sollen Kreative und Geschäftskunden angesprochen werden, die das Notebook für produktives Arbeiten verwenden.

Entsprechende Befragungen hätten diese Personen als Zielgruppe ermittelt. Der Aus- und Einrollvorgang arbeitet beim aktuellen Prototyp mit einer Geschwindigkeit von 10 mm/s, Lenovo will ihn bis zum Marktstart des Geräts noch beschleunigen. Einen anvisierten Start für das Notebook gibt es noch nicht, ebenso keine Details, welche technischen Daten das Gerät letztlich haben wird.

Aufrollmechanismus soll weiter miniaturisiert werden

Das Display wird beim Einrollvorgang unter die Tastatur gezogen. Lenovo will den Motor und alle an dem Einrollvorgang beteiligten Teile noch miniaturisieren und die Widerstandsfähigkeit des Mechanismus verbessern. Der uns gezeigte Prototyp machte insgesamt schon einen sehr fortgeschrittenen Eindruck und wirkte nicht allzu fragil oder gar unfertig.

Ausrollbares Notebook und Smartphone von Lenovo
Ausrollbares Notebook und Smartphone von Lenovo (02:12)

Der Aufrollmechanismus soll 20.000- bis 30.000-mal das Display aufrollen können. Beim Display handelt es sich um den gleichen faltbaren Bildschirm, den Lenovo bereits beim Thinkpad X1 Fold verwendet. Entsprechend konzentriert sich der Hersteller bei der weiteren Entwicklung auf die Optimierung des Mechanismus zum Aufrollen des Displays.

Software-Anpassungen muss Lenovo einem Sprecher zufolge nicht vornehmen: Das Fenstermanagement von Windows 11 sei dafür ausreichend. Im ausgerollten Zustand lassen sich zwei Anwendungen unproblematisch übereinander angeordnet verwenden, wie wir ausprobieren konnten, beispielsweise ein Browser und ein Textverarbeitungsprogramm.

Beim aktuellen Prototyp muss der Bildschirm noch manuell aus- und wieder eingefahren werden. Dafür wird ein kleiner Schalter an der Seite des Notebooks verwendet. Später soll der Einrollvorgang automatisch ausgelöst werden, wenn der Laptop zusammengeklappt wird. Zusammengefaltet wirkt das Rollable Notebook wie ein herkömmlicher Laptop, das Gerät ist nicht dicker als andere 13-Zoll-Modelle. Das Scharnier sieht etwas anders aus als gewohnt, was an dem Platzbedarf für das flexible Display liegt.

Einen Veröffentlichungszeitraum hat Lenovo explizit noch nicht preisgegeben. Der Hersteller will das Konzept erst weiter ausarbeiten, bevor ein Marktstart erfolgen soll.

Motorola-Smartphone mit ausfahrbarem Display

Das zweite uns gezeigte Produkt ist ein Smartphone mit aufrollbarem Display, das unter Lenovos Marke Motorola vertrieben werden soll. Das Display des Smartphones ist im eingerollten Zustand 5 Zoll groß, entsprechend kompakt ist das Gerät. Auf Knopfdruck kann der Bildschirm nach oben verlängert werden; dann ist das Display 6,5 Zoll groß und hat ein Format, das man von herkömmlichen Smartphones gewohnt ist.

Das Rollable Smartphone kann allerdings auch automatisch die Bildschirmgröße anpassen. Schauen wir beispielsweise ein Youtube-Video und drehen das Smartphone in den Querformatmodus, fährt das Display automatisch aus. Schreiben wir eine E-Mail in Gmail, wird der Bildschirm ebenfalls vergrößert, um mehr Platz für den Text freizugeben. Diese Automatikeinstellungen sollen Nutzer anpassen können, etwa, wenn sie nicht möchten, dass bei bestimmten Apps der Bildschirm ausfährt.

Im eingefahrenen Zustand verschwindet der Bildschirm nicht im Gehäuse des Smartphones, sondern bleibt auf der Rückseite sichtbar. Lenovo hat bereits einige Ideen entwickelt, wie dieser rückseitige Teil verwendet werden kann: So lassen sich beispielsweise Benachrichtigungen anzeigen, während das Smartphone im Standby-Modus ist.

Kleines Display auf der Rückseite ist benutzbar

Außerdem können wir das kleine Display auf der Rückseite als Vorschaufenster für die rückseitige Kamera verwenden, etwa für Selbstporträts oder damit fotografierte Personen eine Vorschau erhalten. Das aktuelle Konzept des Rollable Smartphones beinhaltet allerdings auch eine Frontkamera: Diese ist unter dem Display verbaut, das bei Aktivierung der Selfiefunktion ein Stück nach unten rutscht.

Wie beim Rollable Notebook will Lenovo vor einer Markteinführung des Smartphones dessen Widerstandsfähigkeit verbessern, einen Veröffentlichungszeitpunkt oder technische Daten gibt es noch nicht. Das Produkt macht auf uns ebenfalls einen bereits recht weit entwickelten Eindruck und wirkte ausgereift; der Aufrollmotor arbeitet gefühlt etwas schneller als beim Notebook, Lenovo konnte uns diesen Eindruck aber nicht mit Geschwindigkeitsangaben zum Smartphone bestätigen.

Fazit

Lenovos aufrollbare Konzepte sind ungewöhnlich, aber durchaus interessant. Die technische Umsetzung des Aufrollmechanismus macht auf uns einen guten Eindruck, grundsätzlich wirken die Geräte alles andere als fragil.

Allerdings dürften die Motoren beim Rollable Notebook für unseren Geschmack etwas schneller sein - ein Problem, das auch Lenovo erkannt hat und verbessern will. Beim Rollable Smartphone stellen wir uns die Frage, wie widerstandsfähig ein derartiges Gerät grundsätzlich sein kann. Zum einen ist der aufrollbare Bildschirm kratzempfindlicher als ein herkömmliches Display.

Zum anderen fragen wir uns, wie gut der Aufrollmechanismus gegen Hosentaschenstaub geschützt sein wird. Diese Fragen wird sich auch Lenovo stellen und hoffentlich lösen können, bevor das Smartphone veröffentlicht wird.

Für Lenovo dürfte sich zudem die Frage stellen, wie groß der Markt für derartige aufrollbare Geräte sein wird. Bislang haben sich etwa Smartphones, die vom üblichen Konzept abweichen, nicht sonderlich auf dem Markt durchsetzen können. Bei überzeugenden Produkten könnte die Neugier bei manchen Nutzern aber geweckt werden.


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