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Lenovo Ideacentre Horizon im Test: Das 9-Kilo-Ultrabook-Tablet-PC-Spielbrett

Das Ideacentre Horizon hat von allem mehr als andere Tablets: Es ist viel größer, schwerer und teurer und soll gerade deshalb alles können - egal ob als Arbeitsmaschine oder als Spieleplattform für die Familie. Einige Detaillösungen sind allerdings nicht gut durchdacht.
/ Marc Sauter
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Die Aura-Oberfläche des Lenovo Ideacentre Horizon (Bild: Golem.de)
Die Aura-Oberfläche des Lenovo Ideacentre Horizon Bild: Golem.de

Der Name impliziert bereits, was das Ideacentre Horizon(öffnet im neuen Fenster) bietet: Es soll als All-in-One-PC für tägliche Arbeiten dienen, verwandelt sich jedoch auf Wunsch nach vollbrachtem Tagwerk in ein gigantisches Tablet mit Spielen für Erwachsene und Kinder. Das Ideacentre Horizon verfügt hierzu über einen stark gefederten Standfuß, der im liegenden Zustand eingeklappt ist und im Stehen als Stütze dient. Er hält das fast neun Kilogramm schwere Riesentablet, das erstmals auf der Unterhaltungselekronikmesse CES gezeigte wurde, stabil in Position.

Lenovo Ideacentre Horizon 27 - Test
Lenovo Ideacentre Horizon 27 - Test (02:46)

Aufgerichtet fungiert das IPS-Display mit 27 Zoll und 1080p-Auflösung als normaler Computer. Lenovo legt eine drahtlose Maus-und-Tastatur-Kombination bei, die per Bluetooth mit dem Ideacentre kommuniziert. Allerdings belegt der Empfänger bereits einen der zwei USB-3.0-Anschlüsse, weitere USB-Ports sind nicht verfügbar.

Mäßige Peripherie trifft auf ein gutes IPS-Panel

Die Eingabegeräte sind für den täglichen Einsatz nur bedingt geeignet: Der Anschlag der Tasten fällt schwammig aus und Verwindungssteifheit wie Verarbeitungsqualität sind verbesserungswürdig. Der Deckel des Batteriefachs ist sehr leichtgängig - gerade wenn Kinder im Haus sind, könnte er schnell verschwinden, und dann ist die Tastatur unbrauchbar. Die Ergonomie der Maus ist fragwürdig, aufgrund mangelnder Präzision eignet sie sich weder für schnelle Spiele noch für filigrane Photoshop-Arbeiten.

Das Display ist blickwinkelstabil, die Helligkeit gibt der Hersteller mit maximal 299 Candela an, dafür spiegelt es bei Sonneneinfall sichtlich. Das Panel ist kapazitiv und multitouchfähig, Fingerabdrücke zeigen sich fast keine. Lenovo setzt auf Windows 8 samt Modern UI, was sich im Alltag etwas hakelig bedienen lässt. Die verwendete Oberfläche ist weniger glatt als bei einem Tablet, und so bleibt der Finger mitunter hängen, statt zu gleiten. Auch reagiert das Display gelegentlich etwas verzögert, was zu Fehleingaben führt. Frustrierend wird es, wenn Gesten nicht erkannt werden - nach längerer Zeit ermüden außerdem die Arme.

Ultrabook-Technik der letzten Generation

Die Technik im Inneren besteht aus Intels "Maho Bay"-Plattform samt einem Ivy-Bridge-Prozessor und HM67(öffnet im neuen Fenster) -Chip. Letzterer bietet vier USB-3.0- und acht USB-2.0-Ausgänge, weswegen unverständlich ist, warum nur zwei verbaut sind. An einem der beiden SATA-6-GBit/s-Ports ist eine Seagate SSHD angeschlossen. Diese kombiniert einen 1-Terabyte-Magnet- mit einem 8-GByte-Flash-Speicher im 2,5-Zoll-Format (5.200 Umdrehungen pro Minute), hierdurch werden der Bootvorgang und häufig genutzte Programme beschleunigt.

Schneller IVB-Prozessor, aber lahme Geforce-Grafik

Die 8 GByte DDR3-1600-Arbeitsspeicher mit hohe Latenzen von CL 11-11-11-28 stehen aufgrund des 64-Bit-Betriebssystems voll zur Verfügung. Beim Prozessor lässt Lenovo dem Käufer die Wahl zwischen zwei ULV-Chips mit 17 Watt TDP und zwei Kernen samt SMT: Der Core i7-3537U(öffnet im neuen Fenster) rechnet unter Last mit 2.000 bis 3.100 MHz, der Core i5-3337U(öffnet im neuen Fenster) taktet mit 1.800 bis 2.700 MHz. Im Leerlauf verlängern 800 MHz und gesenkte Spannungen die Akkulaufzeit - wir messen angesichts des großen Displays sehr niedrige 35 Watt. Hierfür muss jedoch der Energiesparplan "Energiesparmodus" ausgewählt werden, im Ausbalanciert-Modus taktet der verbaute 3537U konstant mit 2,9 GHz und somit dem Turbobetrieb für beide Kerne.

Auch die zusätzlich verbaute Geforce GT 620M(öffnet im neuen Fenster) samt 2 GByte DDR3-Speicher läuft im Auslieferungszustand dauerhaft mit 625/1.250/900 MHz, statt sich herunterzutakten. Die Nvidia-Grafikeinheit arbeitet nur im Spielebetrieb, in 2D springt die im Prozessor integrierte HD Graphics 4000 an - dieses Verfahren nennt sich Optimus. Die im Ideacentre Horizon eingesetzte Hardware entspricht der eines schnellen Ultrabooks von 2013, beispielsweise dem Asus Zenbook UX32 .

Wenige Schnittstellen und geringe Akkulaufzeit trotz Sparsamkeit

Wie bei einem dieser Ultrabooks stehen mehrere drahtlose Schnittstellen zur Verfügung, aber kein optisches Laufwerk: WLAN mit n-Standard und Bluetooth 4.0 sind selbstverständlich, ein HDMI-Eingang ermöglicht zudem den Anschluss eines Blu-ray-Players oder ähnlicher Geräte. Ein Card-Reader ermöglicht das Übertragen von Bildern und Videos, ein analoger Kopfhöreranschluss ist vorhanden. Alternativ stehen integrierte Lautsprecher bereit, die sich allerdings für Musik oder Filme nur bedingt eignen. Eine Buchse für ein Mikrofon gibt es ebenfalls, ein Lagesensor fehlt wenig überraschend.

Die sparsame Ultrabook-Technik ermöglicht wie erwähnt eine geringe Leistungsaufnahme im Leerlauf, dennoch sind bei maximaler Helligkeit und aktiver WLAN-Verbindung nur rund zwei Stunden Akkulaufzeit möglich, bei mittlerer Helligkeit sind es gut drei. Dies ermöglicht eine sehr eingeschränkte mobile Einsatzfähigkeit, im Spielebetrieb macht das Ideacentre Horizon trotz reduzierter Helligkeit bereits nach ein bis zwei Stunden schlapp (60 Watt bei Air Hockey) - der Lüfter dreht leicht hörbar, heiß wird das Gerät nicht.

Office-AIO, Aura-Gaming plus Android-Emulator

Lenovo hat auf dem Ideacentre Horizon abseits der Apps für Modern UI nur wenige typische Anwendungen als Testversion installiert, etwa Microsoft Office 2013 und den McAfee Security Advisor. Letzterer lastet bei unserem Testgerät den Prozessor durchweg ein Drittel aus, erst eine Deinstallation ermöglicht es, die maximale Leistung abzurufen - etwa in Spielen. Davon liefert Lenovo mehr als ein Dutzend mit (beispielsweise den Klassiker Sudoku), die meisten davon starten unter der Aura-Oberfläche. Neben Monopoly, Texas Hold 'Em und Roulette gibt es auch Air Hockey.

Spielen per Touch auf dem Horizon

Die Aura-Oberfläche ist vollständig auf Touch und für bis zu vier Spieler ausgelegt. Beispielsweise ist das Optionsmenü in Form eines drehbaren Kreises implementiert, so ist es aus jeder Richtung bedienbar. Lenovo liefert zugunsten des Spielspaßes spezielle Eingabegeräte mit: einen Würfel, vier Steuergriffel mit Stofffüßchen und vier Joysticks samt Saugnapf. Mit den Griffeln wird Air Hockey gespielt, Fishing Joy mittels der Sticks (das Spiel verfügt übrigens auch über eine Bildschirmschonerfunktion) - in beiden Fällen ist die Bedienung leicht schwammig, die Hitboxen sind recht ungenau und Dynamik kommt kaum auf. Dafür ist die Grafik an das 1080p-Display angepasst, was auf die Android-Apps nicht zutrifft. Allerdings ist zum Teil deutliches Tearing zu beobachten.

Die Android-Apps basieren auf dem App Player von Bluestacks(öffnet im neuen Fenster) und werden somit emuliert. Praktisch alle Spiele und Anwendungen laden deutlich länger als auf einem Smartphone oder Tablet. Zudem werden alle Apps schlicht hochskaliert, was insbesondere aufgrund der geringen Pixeldichte des Bildschirms nicht sehr schön aussieht. Spiele wie Real Racing 3 büßen daher an grafischer Opulenz viel ein. Neben dem chinesischen App Search hat Lenovo den 1Mobile Market installiert, Google Play hingegen fehlt. Spiele und Apps stehen jedoch auf beim 1Mobile Market zur Verfügung, wenngleich Shadowgun mit einer Parser-Fehlermeldung die Installation verweigert. Eine Kindersicherung gibt es nicht, blutige Schund-Ballerspiele sind problemlos herunterzulassen.

Schwacher Spiele-PC

Unter Windows 8 reicht die Ultrabook-Hardware für ältere sowie anspruchslose Spiele. Indiegames wie Don't Starve, Gunpoint oder Faster Than Light laufen reibungslos. Spieleklassiker wie Mafia oder Far Cry sind ebenfalls kein Problem für das Ideacentre Horizon, bei aktuellen Titeln aber ist die sparsame Technik bereits am Limit.

Ultrabook-Niveau abseits von Aura und Android

Nur 699 Punkte im Fire Strike des 3D Mark geben einen Vorgeschmack, selbst das kaum fordernde Skyrim läuft in hohen Details in 1080p (ohne MSAA und AF) nur mit 20 bis 30 Bildern pro Sekunde. Defense Grid hingegen ist mit höchsten Qualitätseinstellungen mit rund 35 fps noch passabel spielbar und auch Trine 2 mit mittleren Optionen berechnet das Riesentablet flüssig - 70 Watt zeigt unser Strommessgerät hier an.

Besonders interessiert waren wir an einer Probepartie Civilization 5 auf Lenovos großem Tablet-PC. Das Rundenstrategiespiel bietet für Windows 8 einen speziell angepassten Modus für Touch-Steuerung. Zu Beginn fasziniert es, so ein komplexes Strategiespiel mit Fingerwischen und Gesten auf einem angenehm großen Display zu bedienen. Wie im Office-Betrieb neigt das Display aber zu Fehleingaben und mit der Zeit ermüden die Arme - nach einer halben Stunde hatte sich die Faszination abgenutzt.

Verfügbarkeit und Fazit

Im Onlineversandhandel kostet die einzige hierzulande erhältliche Variante mit dem Core i7-3537U Ideacentre Horizon rund 1.800 Euro. Das i5-Pendant ist nicht verfügbar, in Lenovos US-Shop ist dieses etwa 100 US-Dollar günstiger.

Fazit

Der Hersteller preist das Ideacenter Horizon als All-in-One-PC auf Basis von Ultrabook-Technik auch als Spieleplattform mit Touch-Bedienung an. Das Konzept des Riesentablets funktioniert in der Praxis durchaus, so richtig überzeugen können aber nur ein Teil der Spiele unter der Aura-Oberfläche und einige der emulierten Android-Apps.

Für den täglichen Einsatz eignet sich der Lenovo-Rechner prinzipiell, die mäßige Peripherie und in der Praxis nur ein USB-Anschluss trüben jedoch das Bild. Als exotische Monopoly-Variante ist das Ideacentre Horizon zwar genial, als AIO funktioniert es aber mit Einschränkungen.


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