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Lenkung: Mercedes führt Steer-by-Wire ein

Mercedes will ab 2026 die Steer-by-Wire-Technik einführen - die mechanische Verbindung zwischen Lenkrad und Vorderrädern entfällt.
/ Michael Linden
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Steer-by-Wire bei Mercedes-Benz (Bild: Mercedes-Benz)
Steer-by-Wire bei Mercedes-Benz Bild: Mercedes-Benz

Als erster deutscher Hersteller will Mercedes-Benz ein Steer-by-Wire-System(öffnet im neuen Fenster) auf den Markt bringen. Dabei wird die mechanische Verbindung zwischen Lenkrad und Vorderrädern überflüssig. Die Lenkbefehle werden elektrisch übertragen.

Damit soll laut Mercedes unter anderem das Manövrieren und Einparken einfacher werden, da weniger Kraftaufwand nötig ist und das Umgreifen am Lenkrad entfällt. Die Übersetzung wird automatisch angepasst, je nach Fahrsituation. So sollen sich dem Hersteller zufolge bisher gegensätzliche Lenkeigenschaften wie Sportlichkeit und Komfort gleichzeitig optimieren.

Mercedes hat einige Fahrzeuge mit einer Hinterachslenkung ausgerüstet, die einen Lenkwinkel von bis zu zehn Grad ermöglicht. Die Steer-by-Wire-Technik arbeitet damit zusammen. Stöße von Fahrbahnunebenheiten, die bisher über das Lenkrad spürbar waren, sollen so laut Herstellerangaben vollständig eliminiert werden.

Individuelle Anpassungen und mehr Gestaltungsfreiheit

Die elektronische Lenkung ermöglicht es zudem, auf Kundenvorlieben einzugehen oder für verschiedene Marken oder Modelle unterschiedliche Lenkcharakteristika zu programmieren. Für die Innenraumgestaltung wichtig: Das Lenkrad kann flacher gestaltet werden. Das soll eine bessere Sicht auf das Fahrerdisplay ermöglichen und das Ein- und Aussteigen erleichtern.

Je nach Fahrgeschwindigkeit und -situation gibt ein Aktuator am Lenkrad (Steering Feedback Unit) das Lenksignal an das Lenkgetriebe (Steering Rack Unit) weiter, das dann die Räder lenkt. Die Steering Feedback Unit erzeugt dabei das Lenkgefühl. Da keine direkte mechanische Verbindung mehr besteht, entfällt die unmittelbare Gegenkraft. Stattdessen wird der Kontakt zwischen Reifen und Fahrbahn modellbasiert berechnet und entsprechend simuliert.

Redundante Systeme

Mercedes setzt dabei aus Sicherheitsgründen auf eine redundante Systemarchitektur. Dies bedeutet, dass grundsätzlich zwei Signalpfade und die doppelte Anzahl der erforderlichen Aktuatoren vorhanden sind.

Die Daten- und Spannungsversorgung im Fahrzeug ist ebenfalls redundant ausgeführt, wodurch die Lenkfähigkeit stets gewährleistet bleibt. Selbst im unwahrscheinlichen Fall eines kompletten Systemausfalls ist dank Hinterachslenkung und gezielter Bremseingriffe über das ESP weiterhin eine Querführung des Fahrzeugs möglich.

Die Erprobung des kabelgebundenen Lenkens soll bereits auf über einer Million Testkilometer auf Prüfständen sowie einer vergleichbaren Strecke auf Testgeländen und im Straßenverkehr erfolgt sein. Die ersten Serienfahrzeuge mit der Technologie sollen 2026 auf den Markt kommen.


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