Lebenserhaltungssystem: DLR schickt einen Photobioreaktor mit Algen zur ISS

Luft zum Atmen und Biomasse zum Essen sollen auf langen Raumflügen von Algen in einem Bioreaktor erzeugt werden. Das DLR will ein solches System auf der ISS testen. Eine Rakete von SpaceX soll es am 4. Mai auf die Raumstation bringen.

Artikel veröffentlicht am ,
Photobioreaktor mit Süßwasseralge Chlorella vulgaris: geschlossener Ressourcenkreislauf
Photobioreaktor mit Süßwasseralge Chlorella vulgaris: geschlossener Ressourcenkreislauf (Bild: ISR Stuttgart)

Atemluft ist wertvoll auf der Internationalen Raumstation (International Space Station, ISS), ebenso auf künftigen Missionen zum Mond oder zum Mars. Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) habe eine Anlage entwickelt, die Atemluft und zudem noch Nahrung für Raumfahrer erzeugt. Sie soll am kommenden Wochenende zum Testen auf die ISS gebracht werden.

Bei dem Experiment handelt es sich um einen Photobioreaktor, in dem Süßwasseralgen der Spezies Chlorella vulgaris leben. Die robusten Algen absorbieren Kohlendioxid und produzieren Sauerstoff. Dafür benötigen sie nur Licht und etwas Nährlösung.

Die Algenspezies ist auf der Erde gut erforscht und gilt als sehr widerstandsfähig. Ein halbes Jahr lang soll das System auf der ISS getestet werden. Es wird mit dem Advanced Closed Loop System (ACLS) zusammenarbeiten. Das System, das sich seit September 2018 auf der ISS befindet, wandelt einen Teil des Kohlenstoffdioxids aus der Kabinenluft mit Wasserstoff, der aus der Aufspaltung von Wasser entsteht, in Methan und Wasser um. Das Wasser wiederum wird per Elektrolyse aufgespalten, um Sauerstoff zu gewinnen.

Das ACLS kann jedoch nicht das gesamte Kohlenstoffdioxid aus der Atemluft zur Wassergewinnung nutzen. Ein Teil der Rests soll von den Algen im Photobioreaktor zur Sauerstoffproduktion genutzt werden. So entsteht aus dem Zusammenspiel des biologischen Systems mit dem auf chemisch-physikalischer Basis arbeitenden ACLS das Hybridsystem PBR@ACLS.

Ziel ist ein geschlossener Ressourcenkreislauf, damit sich Astronauten auf einem langen Raumflug oder in einer Kolonie auf dem Mond oder dem Mars selbst versorgen können und weniger abhängig von Nachschublieferungen sind. Dazu kann der Photobioreaktor einen weiteren Beitrag leisten: Die Biomasse ist essbar, kann also auch zur Ernährung der Raumfahrer beitragen. Die Algen haben einen hohen Proteingehalt und könnten etwa ein Drittel der Astronautennahrung ersetzen.

In seiner aktuellen Ausführung liefert das System nicht genug Sauerstoff, um einen Menschen einen Tag lang zu versorgen. Es geht bei dem Pilotprojekt darum, die Funktionsweise des Hybridsystems zu testen. Auch wird die Biomasse aus dem Reaktor nicht den Speiseplan der ISS-Besatzung erweitern.

Das System ist für lange Raumfahrtmissionen interessant

"Mit der erstmaligen Demonstration des hybriden Ansatzes sind wir ganz vorne mit dabei, wenn es um die Zukunft von Lebenserhaltungssystemen geht", sagt Oliver Angerer, Projektleiter für den Photobioreaktor beim DLR. "Der Einsatz dieser Systeme ist natürlich vor allem für planetare Basisstationen oder sehr lange Missionen interessant. Aber wenn man nicht heute die Grundlagen legt, werden diese Technologien nicht zur Verfügung stehen, wenn man sie braucht."

Der Photobioreaktor soll am 4. Mai mit einem Versorgungsflug des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX zur ISS gebracht werden. Der Start ist für 08:48 Uhr unserer Zeit vom Startplatz Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida geplant. Ursprünglich hätte der Versorgungsflug bereits im November vergangenen Jahres stattfinden sollen. Er musste jedoch zweimal wegen Problemen mit der Stromversorgung auf der ISS sowie an der Landeplattform von SpaceX verschoben werden.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


Arsenal 06. Mai 2019

Auf zum Atem!

HabeHandy 06. Mai 2019

Jod ist nur enthalten wenn die Algen in jodhaltigen Meerwasser aufwachsen. In Sü...

Eheran 04. Mai 2019

Direkt falsch wäre es nicht, aber es gehen halt Informationen verloren. Kommt immer...

FactCheck 03. Mai 2019

Gute Idee! Die Waende sind generell gut. Ausserdem kann man so mehrere Systeme isoliert...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
25 Jahre Starcraft
Der E-Sport-Dauerbrenner

Vor 25 Jahren erschien mit Starcraft eines der wichtigsten und wegweisendsten Echtzeitstrategiespiele aller Zeiten. Macht der RTS-Hit von Blizzard auch heute noch Spaß?
Von Andreas Altenheimer

25 Jahre Starcraft: Der E-Sport-Dauerbrenner
Artikel
  1. Angeblicher ARD-Plan: Rundfunkbeitrag könnte auf über 25 Euro steigen
    Angeblicher ARD-Plan
    Rundfunkbeitrag könnte auf über 25 Euro steigen

    Laut einem Bericht wollen die öffentlich-rechtlichen Sender eine Anhebung des Rundfunkbeitrags auf bis zu 25,19 Euro pro Monat fordern.

  2. IPCEI-CIS: SAP-Projekt zur Industriecloud kann vorzeitig starten
    IPCEI-CIS
    SAP-Projekt zur Industriecloud kann vorzeitig starten

    Der Aufbau einer Industriecloud ist ein wichtiges Förderprojekt der EU. SAP soll die Cloud-Edge-Infrastruktur voranbringen.

  3. Smart-Home-Anwendung: MQTT unter Java nutzen
    Smart-Home-Anwendung
    MQTT unter Java nutzen

    Wer Daten von Sensoren oder ähnlichen Quellen von A nach B senden möchte, kann das Protokoll MQTT verwenden, dank entsprechender Bibliotheken auch einfach unter Java.
    Eine Anleitung von Florian Bottke

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • MediaMarkt-Osterangebote • 3 Spiele kaufen, 2 zahlen • Cyberport Jubiläums-Deals • Alternate: Corsair Vengeance 32 GB DDR-6000 116,89€ u. 64 GB DDR-5600 165,89€ • MindStar: AMD Ryzen 7 5800X 209€ • MSI Optix 30" WFHD/200 Hz 289€ • WD_BLACK SN850 2 TB 189€ • NBB Black Weeks [Werbung]
    •  /