Launcher One: Virgin Orbit startet fünf Militärsatelliten
Schon die erste Mission von Launcher One wird durch Militärsatelliten dominiert. Nur zwei zivile Satelliten aus Polen sind an Bord.

Am Mittwoch, dem 30. Juni 2021 flog Launcher One von Virgin Orbit die erste reguläre Mission. Die Rakete wird von einer Boeing 747 im Flug abgeworfen und benötigt deshalb keine Startplattform.
Die Nutzlast besteht aus sieben Satelliten. Zwei davon heißen Stork. Es handelt sich um Erdbeobachtungssatelliten aus Polen. Die Aufgaben der restlichen fünf Satelliten sind hingegen geheim.
Vier der fünf Satelliten wurden für das amerikanische Verteidigungsministerium gestartet. Unter der Missionsbezeichnung STP-VP27A sind sie Teil der Rapid Agile Launch Initiative (RALI) im Space Test Program (STP) des Space and Missile Systems Center (SMC).
Flexibilität ist für das Militär interessant
Das STP dient für Experimente des US-Militärs, in diesem Fall zum schnellen Start kurzfristig benötigter Satelliten. Dabei dürfte es sich wohl um Kommunikations- oder Erdbeobachtungssatelliten handeln.
Auch der fünfte Satellit ist militärischer Natur. Er heißt Brik-II. Es ist der erste Satellit der Königlichen Niederländischen Luftwaffe und wurde nach dem ersten Flugzeug der Luftwaffe, Brik, benannt.
Der 6U Cubesat soll zu Navigations-, Kommunikations- und Erdbeobachtungszwecken dienen. Auf Grundlage dieser Beschreibung soll er möglicherweise die Abweichung zwischen den teilweise verfälscht gesendeten GPS-Signalen und der tatsächlichen Position des Satelliten im Orbit vermessen.
Über eine Milliarde US-Dollar hat die Entwicklung der kleinen Launcher-One-Trägerrakete gekostet, fünf bis zehnmal so viel Geld wie die Entwicklung vergleichbar großer Raketen. Es ist der dritte Flug der Rakete.
Im Mai 2020 scheiterte ein erster Startversuch. Im Januar 2021 absolvierte sie dann einen erfolgreichen Testflug.
Hohe Kosten zwingen zur Wettbewerbsvermeidung
Die Konzentration auf Militäraufträge schon beim ersten Flug zeigt, dass sich Virgin Orbit wohl der geringen Chancen der Rakete auf dem kommerziellen Markt bewusst ist, der von wesentlich günstigeren Raketen dominiert wird.
Am gleichen Tag startete beispielsweise eine Falcon 9 von SpaceX zur Transporter-2-Mission mit 88 Satelliten an Bord. Die Transporter-Missionen fliegen derzeit halbjährlich und ab 2022 quartalsweise den kommerziell wichtigen sonnensynchronen Orbit in 500 km Höhe an. Dabei können größere Satelliten zu günstigeren Preisen gestartet werden.
Die Flexibilität durch den Start vom Flugzeug aus ermöglicht es, Raketen in beliebige Richtungen zu starten, ohne dabei auf bestimmte Startkorridore beschränkt zu sein und sie für den Fall von Fehlstarts freiräumen zu müssen.
Ähnliche Flexibilität lässt sich auch durch Starts von Schiffen aus erreichen, mit viel kleineren Einschränkungen in der Startmasse und Komplexität der Trägerrakete und der zum Start notwendigen Technik. Flugzeuge sind jedoch schneller und in der Lage, Gebieten mit schlechtem Wetter auszuweichen.
Virgin Orbit dürfte künftig versuchen, auch um Nutzlasten von Militärs aus anderen Ländern zu werben. Durch die Konzentration auf Aufträge von Militär und anderen Regierungsorganisationen könnte das Unternehmen dem kommerziellen Wettbewerb ausweichen.
Außerdem kann Virgin Orbit anschließend hoffen, die Versorgungseinrichtungen für Flughäfen zu verkaufen, in denen Raketen zum Start mit Flugzeugen vorbereitet werden. Mit entsprechend hohen Preisen könnten so die hohen Entwicklungskosten von Launcher One wieder hereingeholt werden.
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Man kann die Raketen aber auch einfacher und billiger konstruieren, wenn man sie nicht in...
Ah.. se flying brick...
Dass es nicht friedlich ist liegt nicht am Militär, sondern am Menschen an sich;) Ohne...
5 Satelliten vs. 88 Satelliten sagt mir nicht viel, wie ist denn die Nutzlast im...