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Landtagswahl Sachsen: Wahlsoftware berechnet Sitzverteilung falsch

Probleme nach dem 117. Sitz: Trotz intensiver Tests hat eine Wahlsoftware die Sitzverteilung in Sachsen falsch ausgegeben.
/ Friedhelm Greis
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Stimmabgabe in Maxen bei Dresden (Bild: Ralf Hirschberger/AFP/Getty Images)
Stimmabgabe in Maxen bei Dresden Bild: Ralf Hirschberger/AFP/Getty Images

Die bei der Landtagswahl in Sachsen eingesetzte Auswertungssoftware hat die Sitzverteilung falsch berechnet. Obwohl die Software zuvor "intensiv getestet" und das neue Zuteilungsverfahren eingesetzt worden sei, habe sich nach der Berechnung ein Fehler herausgestellt, teilte das Büro des sächsischen Landeswahlleiters auf Anfrage von Golem.de mit. Daher sei die zunächst falsch mitgeteilte Sitzverteilung manuell nachgerechnet und neu bestimmt worden (öffnet im neuen Fenster) (PDF).

Nach Angaben von Wahlrecht.de(öffnet im neuen Fenster) werden die Mandate in Sachsen nach dem Divisorverfahren mit Standardrundung(öffnet im neuen Fenster) (Sainte-Laguë) verteilt. Bis zur Landtagswahl 2018 habe das Divisorverfahren mit Abrundung (d'Hondt) gegolten. Nach Bekanntgabe des vorläufigen Wahlergebnisses hieß es auf der Seite: "Die Sitzzahlen beim Landeswahlleiter passen nicht zu den angegebenen Stimmenzahlen des vorläufigen Ergebnisses."

Tests ergaben keinen Fehler

Das lag nicht daran, dass irrtümlich das frühere Verteilungsverfahren verwendet wurde. "Bei der Berechnung der Sitzverteilung kam eine Software zum Einsatz, die die durch die Änderung des Wahlgesetzes vorgegebene Umstellung des Sitzverteilungsverfahrens nach Sainte-Laguë benutzte, im Vorfeld intensiv getestet wurde und diese Berechnungen bei der Kommunalwahl am 9. Juni bereits fehlerfrei abbildete" , teilte der Landeswahlleiter mit.

In den Konstellationen der Wahltests zur Landtagswahl sei der Fehler nicht aufgetreten. Dieser habe sich daran gezeigt, "dass ab der Zuteilung des 117. Sitzes die Sitze nicht mehr an den mathematisch höchsten Teiler zugewiesen wurden" . Der IT-Dienstleister sei mit der Analyse und Behebung des Fehlers beschäftigt. Dem sächsischen Landtag gehören 120 Abgeordnete an.

Durch die Neuzuteilung der Sitze mussten die rechtsextreme AfD und die CDU jeweils einen Sitz an SPD und Grüne abgeben. Die AfD verlor mit einem neuen Anteil von 40 Sitzen ihre Sperrminorität im Landtag, was in sozialen Medien wie X zu wilden Spekulationen führte(öffnet im neuen Fenster) . Allerdings lässt der Grimmaer Bürgermeister Matthias Berger von den Freien Wählern offen, ob er als einzelner Abgeordneter seiner Partei sein Direktmandat wahrnehmen wird(öffnet im neuen Fenster) . Bei einem Verzicht Bergers würde die AfD wieder mehr als ein Drittel der Abgeordneten stellen.

Softwareprobleme in Brandenburg

Probleme mit einer Software zur Wahlauswertung gab es in diesem Jahr bereits in Brandenburg. Bei den Kommunalwahlen soll ein Computerprogramm die gezählten Stimmen nicht korrekt in Mandate umgerechnet haben . Dabei soll es sich um einen Ausnahmefall des Wahlverfahrens gehandelt haben, der von der eingesetzten Wahlsoftware nicht abgedeckt wurde.

Der Chaos Computer Club forderte anschließend für jede Wahlsoftware unabhängige Audits und offene Quellcodes. Das gelte nicht nur für Sicherheitsprobleme, sondern auch für die Verifikation der teils kompliziert auszuwertenden Wahlverfahren.


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