Ladeinfrastruktur: Was bringt ein "Ladegipfel" für die Elektromobilität?
Mit einem "Ladegipfel" will die Autoindustrie den Ausbau der Ladeinfrastruktur beschleunigen. Lenkt sie damit nur von eigenen Versäumnissen ab?

Nun also auch noch ein "Ladegipfel". Als hätten die vielen Autogipfel der vergangenen Jahre nicht gereicht, soll das Thema Ladeinfrastruktur nun auf einem branchenübergreifenden Gipfeltreffen besprochen werden. Tankstellen, Gebäudewirtschaft, Parkplatzbetreiber, Kommunen und Energieversorger sollten endlich "einen konkreten Plan entwickeln, wie der Ausbau beschleunigt und Laden für die Menschen einfacher sowie schneller wird", sagte die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie, Hildegard Müller, dem Spiegel (Paywall). Doch was kann ein solcher Ladegipfel bringen?
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Zweifellos hält der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur derzeit nicht mit dem Verkauf von Elektroautos Schritt. Nach Angaben der Bundesnetzagentur waren zum 1. Dezember 2021 knapp 51.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte für Elektrofahrzeuge gemeldet. Das waren etwa 11.600 Ladepunkte mehr als im Vorjahresmonat. Im selben Zeitraum kamen in Deutschland fast 700.000 vollelektrische Autos und Plugin-Hybride zusätzlich auf die Straße.
Auf einen neuen Ladepunkt kamen demnach 60 neue Elektroautos. Daher ist es kein Zufall, dass sich das Verhältnis zwischen E-Autos und öffentlichen Ladepunkten im vergangenen Jahr stark verschlechtert hat. Konkret von 1 zu 13 auf 1 zu 22. Doch ist das wirklich schon ein Verkaufshindernis?
Eigene Wallbox kaum verzichtbar
Wer über keine eigene Lademöglichkeit zu Hause verfügt, sollte sich die Anschaffung eines Elektroautos in der Tat gut überlegen. Denn jede zweite deutsche Kommune verfügt noch über gar keine öffentliche Lademöglichkeit. Schnelllader stehen vor allem an Autobahnen oder an Fernstraßen. In Städten wie Berlin blockieren Carsharing-Dienste wie We Share von Volkswagen mit ihren E-Autos viele Ladesäulen.
Aber auch die Autoindustrie hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Während Tesla in Deutschland laut Spiegel schon 1.250 Ladepunkte installiert hat, hinkt das Ladenetzwerk Ionity deutlich hinterher und kommt erst auf 1.500 Ladepunkte in ganz Europa. Ionity gehört bislang den Autokonzernen BMW, Ford, Hyundai mit Kia, Mercedes-Benz sowie Volkswagen mit Porsche und Audi. Die Investmentgesellschaft Blackrock beteiligt sich künftig am Ausbau der Infrastruktur.
Hohe Strompreise bei Ionity
Allerdings schrecken die hohen Strompreise bei Ionity die Fahrer anderer Marken ab. So verlangt das Unternehmen von Nutzern ohne speziellen Herstellertarif oder Abo 79 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Die deutsche Autoindustrie trägt daher selbst nicht dazu bei, dass das Laden "für die Menschen einfacher und schneller wird". Um das zu ändern, bräuchte es sicherlich keinen Ladegipfel.
Möglicherweise steckt aber ein anderes Kalkül hinter den Forderungen. "Statt den Ausbau der Ladekapazitäten entschlossener voranzutreiben, setzen die Konzerne den Mangel als politisches Druckmittel ein", schreibt der Spiegel. Solange es in Europa zu wenig Ladesäulen gebe, dürften die Emissionsgrenzwerte für Benzin- und Dieselautos nicht weiter verschärft werden, argumentierten die Lobbyisten in Brüssel. Das Argument werde auch genutzt, um sich gegen ein generelles Verbrennerverbot zu stemmen.
Grüne: "Dreistes Ablenkungsmanöver"
Die Europaabgeordnete Jutta Paulus (Grüne) wirft der Autoindustrie daher ein "dreistes Ablenkungsmanöver" vor. Sie plädiert laut Spiegel dafür, "die Autohersteller in die Pflicht zu nehmen" und die Flottengrenzwerte schneller anzuheben. "Wenn wir den Umstieg auf die Elektromobilität beschleunigen", sagt sie, "machen wir zugleich die Installation und den Betrieb von Ladesäulen lukrativer."
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) wies in den Zeitungen der Funke Mediengruppe darauf hin, dass die Autoindustrie ein Hauptprofiteur des Ausbaus der Ladeinfrastruktur sei. Er forderte auch von ihr ein besonderes Engagement. Zugleich zeigte sich Wissing offen für Gespräche über den Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur.
Das alles bedeutet nicht, dass vor allem Gebäudewirtschaft, Parkplatzbetreiber und Kommunen nicht mehr unternehmen könnten, um Elektromobilität zu fördern.
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