Künstliche Intelligenz: Europa soll 20 Milliarden Euro in KI-Forschung stecken
Die Europäische Kommission sieht in der Künstlichen Intelligenz eine Schlüsseltechnik für die Zukunft Europas. Mit höheren Investitionen will man konkurrenzfähig zu den USA und China bleiben.

Die Europäische Kommission fordert vom privaten und öffentlichen Sektor deutlich höhere Investitionen im Bereich Künstliche Intelligenz (KI). "Wie die Dampfmaschine oder der elektrische Strom in der Vergangenheit ändert KI unsere Welt grundlegend. Damit sind neue Herausforderungen verbunden, die wir in Europa gemeinsam meistern müssen, damit die Vorteile der KI allen Menschen zugute kommen können. So müssen wir bis Ende 2020 mindestens 20 Milliarden Euro investieren", sagte EU-Vizekommissionspräsident Andrus Ansip am Mittwoch in Brüssel. Dazu will die Kommission ihre Investitionen für das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 in den Jahren 2018 bis 2020 auf 1,5 Milliarden Euro aufstocken.
Die Kommission erhofft sich dadurch zusätzliche Investitionen für bestehende öffentlich-private Partnerschaften in Höhe von 2,5 Milliarden Euro, beispielsweise in den Bereichen Big Data und Robotik. Die Mittel sollen dazu beitragen, "die KI-Entwicklung in Schlüsselbereichen - vom Verkehr bis zum Gesundheitswesen - zu unterstützen, KI-Forschungszentren in ganz Europa zu vernetzen und zu stärken und KI-Tests und ‑Versuche zu fördern". Die Kommission wird zudem die Entwicklung einer "Plattform für KI auf Abruf" unterstützen, die allen Nutzern in der EU Zugang zu relevanten KI-Ressourcen verschaffen soll.
Ethische Leitlinien bis Ende 2018
Darüber hinaus will die Kommission bis Ende 2018 ethische Leitlinien für die KI-Entwicklung erarbeiten. Diese sollen auf der Charta der Grundrechte der Europäischen Union beruhen. Bei der Entwicklung der Leitlinien wird die Kommission nach eigenen Angaben mit allen beteiligten Akteuren in einer Europäischen KI-Allianz zusammenarbeiten. Bis Mitte 2019 will die Kommission zudem "eine Leitlinie zur Auslegung der Produkthaftungsrichtlinie vorlegen, um Verbrauchern und Herstellern Klarheit über ihre Rechte und Pflichten bei Produktmängeln zu verschaffen".
Zusätzlich will die Kommission den Zugang zu Daten erleichtern. Dazu schlägt sie neue Rechtsvorschriften zur Bereitstellung weiterer Daten für die Weiterverwendung und Maßnahmen zur Erleichterung des Datenaustauschs vor. Dazu zählen auch Daten öffentlicher Versorgungsunternehmen sowie Umwelt-, Forschungs- und Gesundheitsdaten. Ein am Mittwoch vorgelegter Aktionsplan soll EU-Bürgen den Zugang zu ihren Gesundheitsdaten sichern und es erlauben, diese Daten grenzüberschreitend zu teilen. Die Verwendung größerer Datensätze soll individuellere Diagnosen und medizinische Behandlungen ermöglichen sowie dazu beitragen, Epidemien besser vorherzusehen.
Bekenntnis zu Open Data und Open Access
EU-Forschungskommissar Carlos Moedas verwies bei der Vorstellung der Pläne darauf, dass in der überarbeiteten Richtlinie über die Weiterverwendung von Informationen des öffentlichen Sektors (PSI-Richtlinie) künftig auch wissenschaftliche Daten berücksichtigt werden sollen. "Warum sollte man dafür bezahlen, die Ergebnisse von öffentlich finanzierter Forschung zu sehen?", fragte Moedas. Die Ergebnisse sollten zudem nicht als PDF, sondern in weiterverwendbarer Form veröffentlicht werden. Moedas forderte zudem die Mitgliedstaaten auf, ihren Bürgern einen hundertprozentig offenen Zugang zu Publikationen zu gewährleisten. Das sei auch für die Gründung neuer Unternehmen erforderlich.
Mit Blick auf die geforderte Transparenz bei Algorithmen erläuterte Ansip: "Wir wollen keine exakten Algorithmen kennen." Aber man müsse verstehen können, wie sie funktionieren. Es sei nicht zu viel verlangt, das zu erfahren. Es gehe nicht um Geschäftsgeheimnisse.
Hardware ebenfalls fördern
Die Kommission will nun damit beginnen, bis Ende des Jahres mit den Mitgliedstaaten einen koordinierten Plan für die KI zu entwickeln. Dessen Hauptziele sollen darin bestehen, "die Wirkung von Investitionen auf EU- und nationaler Ebene zu maximieren, die Zusammenarbeit in der gesamten EU zu fördern, empfehlenswerte Verfahren zu verbreiten und gemeinsam die weitere Vorgehensweise zu bestimmen, um die weltweite Wettbewerbsfähigkeit der EU sicherzustellen".
Zudem will die Kommission weiterhin in zentrale KI-Initiativen investieren. Diese betreffen demnach die Entwicklung effizienterer Elektronikkomponenten und -systeme, wozu beispielsweise speziell für KI-Anwendungen konzipierte Computerchips gehören. Auch Hochleistungscomputer sowie zentrale Projekte in den Bereichen Quantentechnik und Human Brain Mapping sollen gefördert werden.
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