Kündigung bei Corint Media: Madsack will größeren Anteil am Leistungsschutzrecht
Der Zeitungsverlag Madsack will den Löwenanteil am Leistungsschutzrecht nicht dem Axel-Springer-Verlag überlassen.

Zwischen den großen deutschen Zeitungsverlagen zeichnet sich ein Verteilungskampf um mögliche Einnahmen aus dem Leistungsschutzrecht ab. Die in Hannover ansässige Madsack-Gruppe hat nach eigenen Angaben "vorsorglich" die Zusammenarbeit mit der Verwertungsgesellschaft Corint Media (früher VG Media) zum Ende dieses Jahres gekündigt.
"Unserer Auffassung nach sollten vor allem auch diejenigen journalistischen Angebote vom gesetzlichen Leistungsschutz profitieren, die auf kostenintensive Recherche und Qualität setzen und auf mitunter zweifelhafte Reichweitenmaximierung verzichten", sagte Verlagschef Thomas Düffert zur Begründung. Zur Verlagsgruppe gehören Titel wie die Hannoversche Allgemeine oder die Leipziger Volkszeitung.
Bundestag und Bundesrat haben in den vergangenen Wochen die deutsche Umsetzung der EU-Urheberrechtsreform beschlossen. Diese sieht auch ein neues Leistungsschutzrecht für Presseverlage vor, nachdem die deutsche Version vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) endgültig gescheitert war. Das Gesetz soll am 7. Juni 2021 in Kraft treten.
Ausschüttung fast nur nach Klickzahlen
Nach dem bisherigen Verteilungsschlüssel der Corint Media würden von möglichen Einnahmen vor allem klickstarke Angebote profitieren. Eine Auswertung von Golem.de hatte ergeben, dass der Axel-Springer-Verlag fast 64 Prozent der Einnahmen erhalten würde. Kleine Lokalzeitungen erhielten nur einen Anteil im Promille-Bereich.
Bislang würden die Einnahmen nach einem von Corint Media festgelegten Schlüssel verteilt: Zwei Prozent davon werden pauschal an alle Angebote ausgeschüttet. 74 Prozent nach den IVW-geprüften Klickzahlen an alle Angebote, 24 Prozent hingegen nur an Angebote, die mehr als fünf Redakteure haben.
Die Auswertung vom Mai 2017 (PDF) hatte gezeigt: Mit seinen Angeboten Bild.de, Computer-Bild, Auto-Bild und Welt kam der Axel-Springer-Verlag auf 63,9 Prozent der Visits. Weit abgeschlagen folgen Dumont Schauberg mit 7,7 Prozent, Funke mit 5,6 Prozent, Ippen mit 5,0 Prozent, die Rheinische Post mit 3,1 Prozent und Madsack mit 2,7 Prozent.
Dieser geringe Anteil ist der Madsack-Gruppe offenbar zu wenig. "Das Leistungsschutzrecht sollte ein Instrument sein, das die gesellschaftlich wichtigen Aufgaben der Medien - und hier ganz besonders auch die der vielen lokalen und regionalen Publikationen - in unserer Demokratie stärkt", sagte Düffert. Die aktuelle Strategie der Corint Media werde dem Anspruch des Verlags nicht gerecht. Daher wolle der Verlag bis zum Jahresende versuchen, "eine Neujustierung zu erreichen".
Auf Anfrage von Golem.de, ob die Verteilung der Einnahmen nach einem anderen Schlüssel erfolgen könnte, der sich nicht so stark an den Klickzahlen orientiert, hat Corint Media sich bislang nicht geäußert.
Nachtrag vom 1. Juni 2021, 13:47 Uhr
Auf Anfrage von Golem.de teilte der Pressesprecher von Corint Media, Bernd Delventhal, mit: "Madsacks Ankündigung zeigt, welch große Bedeutung das Presseleistungsschutzrecht hat und wie um den besten Weg zur Durchsetzung gerungen wird. Wir sind mit Madsack in konstruktiven Gesprächen und haben grundsätzlich Verständnis dafür, dass der Verlag die Zusammenarbeit von den wichtigen Ereignissen der nächsten sieben Monate abhängig macht." In den kommenden Monaten werde sich zeigen, "zu welchen Bedingungen Google, Facebook und andere Plattformen mit uns Lizenzverträge abschließen".
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Da im Artikel die LVZ erwähnt wurde: Ich habe da früher gerne hingeschaut, weil Leipzig...
Ums Schmarotzen gings doch von Anfang an?
Einfach lächerlich, wie schnell es unsere Regierung immer wieder schafft, vom deutschen...
Und vermutlich auch nicht das Script von IVW am Laufen.