Kryptowährungen: Was Trumps Wiederwahl für Bitcoin bedeuten könnte

Die USA stehen mitten im Wahlkampf für die Präsidentschaft des Landes. Einer darf sich trotz aller Kritik an seiner Person Hoffnungen auf eine zweite Amtszeit machen: Ex-Präsident Donald Trump. Sollte er wieder gewählt werden, könnte sich das direkt auf den Markt für Kryptowährungen auswirken.
Aktuelle Haltung der USA: Nein zu Bitcoin, CBDC vielleicht
Die aktuelle Haltung der US-Institutionen zu Kryptowährungen und digitalen Assets lässt sich am treffendsten als ambivalent beschreiben. Die Börsenaufsicht SEC, insbesondere deren Präsident Gary Gensler, lehnt vor allem den Bitcoin ab. Seiner Ansicht nach handelt es sich dabei um ein reines Spekulationsobjekt.
Die ablehnende Haltung bekräftigte der Präsident im Namen seiner Behörde jüngst im Kontext der Zulassung erster auf Bitcoin basierender ETFs. In der Stellungnahme(öffnet im neuen Fenster) heißt es, dass der "Bitcoin in erster Linie ein spekulativer, volatiler Vermögenswert ist, der auch für illegale Aktivitäten wie Ransomware, Geldwäsche, Umgehung von Sanktionen und Terrorismusfinanzierung genutzt wird."
Etwas anders sieht die Situation bei der Entwicklung einer digitalen Zentralbankwährung (Central Bank Digital Currency, kurz CBDC) aus. Vor rund zwei Jahren gab der amtierende US-Präsident Joe Biden grünes Licht für die Untersuchung einer offiziellen US-CBDC(öffnet im neuen Fenster) .
Greifbare Ergebnisse liegen bislang noch nicht vor. In einem Zwischenbericht(öffnet im neuen Fenster) kommt die Zentralbank zu dem Schluss, dass eine US-CBDC die Stabilität der US-Finanzmärkte in mehrfacher Hinsicht beeinflussen könnte. Das soll allerdings nicht als Ablehnung verstanden werden, sondern einen Beitrag zur Diskussion liefern.
Donald Trump: Der Bitcoin-Saulus-Paulus
Bidens Herausforderer Donald Trump hat eine erstaunliche Wandlung beim Thema Bitcoin und Krypto vollzogen. 2019 erklärte er als Präsident öffentlich, dass er "kein Fan" des Bitcoins sei. Der Markt reagierte prompt und fiel(öffnet im neuen Fenster) .
Davon kann heute keine Rede mehr sein. Im März verkündete Trump in einem Interview(öffnet im neuen Fenster) , dass er "Spaß an Kryptos habe und etwas Geld damit machen würde."
Und Trump wäre nicht Trump, wenn er in diesem Zusammenhang nicht verkündet hätte, der Retter des vor sich hin dümpelnden Marktes für NFTs zu sein. Allein, weil er eine "Mugshot Edition" in Form von NFTs herausgeben ließ, die ihn in seinem Prozess-Outfit zeigen.
Mit Trump zum Krypto-Bullenmarkt?
Mittlerweile positioniert sich Trump als regelrechter Fan des Bitcoins. Vergangene Woche saß er zum ersten Mal mit Bitcoin-Mining-Experten zusammen(öffnet im neuen Fenster) und schrieb nach dem Treffen(öffnet im neuen Fenster) : "Bitcoin-Mining könnte unsere letzte Verteidigungslinie gegen einen CBDC sein" - also gegen eine digitale Zentralbankwährung. Er wolle das gesamte verbleibende Bitcoin-Mining in den USA halten.
Auch können inzwischen Spenden an ihn per Bitcoin abgegeben werden. Angeblich sollen so auch bereits fünf Millionen US-Dollar zusammengekommen sein(öffnet im neuen Fenster) . Eine CBDC für die USA lehnt Trump indes ab und schwört, dass es unter seiner Präsidentschaft niemals eine digitale Zentralbankwährung in den USA geben werde(öffnet im neuen Fenster) .
Die gewandelte Haltung Trumps zu Kryptos fällt auf. So schrieb Avichal Garg, Mitbegründer des VC-Unternehmens Electric Capital, das viel Geld in Start-ups des Kryptosektors steckt, in einem Post auf X,(öffnet im neuen Fenster) dass die Berater Trumps mit dem Thema einen Volltreffer landen würden.
Donald Trump hat also offenbar das Thema Krypto und insbesondere Bitcoin für seinen Wahlkampf entdeckt. Erstaunlich für jemanden, der noch im Sommer 2021 den Bitcoin mit ''erscheint mir einfach wie ein Betrug'' klassifizierte(öffnet im neuen Fenster) . Nun sieht er sich selbst als ''ersten Krypto-Präsidenten'' der US-Geschichte(öffnet im neuen Fenster) . Sofern er denn wiedergewählt wird.
Die Krypto-Industrie zumindest ist sofort auf den Zug aufgesprungen. Vermutlich jedes Online-Magazin und jedes Blog der USA, aber auch hierzulande, sieht im Meinungswechsel von Trump ein positives Signal. Die Erwartungen sind klar: Mit einem Präsidenten Trump wird es weniger Regulierung und mehr Liberalität auf dem Markt für Kryptos geben.
Das regt die Fantasie über die zukünftigen Kurse des Bitcoins an. Analysten und Führungskräfte von Krypto-Börsen überbieten sich regelrecht bei der Erwähnung neuer Höchststände. David Bailey, CEO des Bitcoin Magazine, sieht den Bitcoin sprichwörtlich durch die Decke gehen. Um das Thema Krypto im Wahlkampf weiter zu stärken, versucht er gerade, eine Kampagne in Höhe von 100 Millionen Dollar aufzutreiben. Was laut einem Tweet(öffnet im neuen Fenster) auch nicht unmöglich scheint.
Der Grund liegt auf der Hand: Weniger Regulierung dürfte weitere Anbieter in die USA ziehen und eine gleichsam offizielle Unterstützung von Kryptos erwartungsgemäß das Vertrauen der Anlegerinnen und Anleger in das Segment stärken. Das Wirtschaftsmagazin Forbes stellte jüngst die These in den Raum, dass der Bitcoin die ideale Alternative zu den US-Staatsanleihen sein könnte, deren Beliebtheit schon einmal deutlich größer war.
Mit einem Wahlsieg Trumps wäre eine Marktkapitalisierung allein des Bitcoins in Höhe von vier Billionen US-Dollar denkbar.(öffnet im neuen Fenster) Bei einem solchen Kursanstieg dürften alle, die sich an der erwähnten Kampagne beteiligen und sich jetzt noch mit Bitcoin eindecken, am Ende ihren Schnitt machen.
Wenn das Wörtchen wenn nicht wäre
Über Donald Trump lässt sich vieles schreiben, allerdings kaum, dass er besonders verfassungskonform agiere oder gar überparteilich regiere. Sollte er tatsächlich wieder gewählt werden, werden die Bitcoin-Lobbyisten ihre Belohnung für die Unterstützung im Wahlkampf einfordern.
Vermutlich dürften damit auch die Tage von Gary Gensler in seinem Amt gezählt sein, sobald Donald Trump in das Weiße Haus einzieht. Und damit wäre eine der stärksten Bremsen unkontrollierter Krypto-Assets kein Hindernis mehr. Da die Finanzindustrie bei der Entwicklung von Derivaten ja bekanntlich einfallsreich ist, dürften mehr wenige regulierte Papiere und Assets auf Basis von Kryptos auf den Markt kommen.
Ein Wahlsieg Donald Trumps wird ohne Zweifel den Kurs von Bitcoin (und deren Alternativen) beeinflussen - und gemessen an seinen Wahlversprechen vermutlich auch positiv. Das Potenzial für einen Bullenmarkt ist also da. Jedenfalls, sofern der Präsident Trump sich an seine Versprechen erinnern sollte. Und sofern er tatsächlich der nächste US-Präsident wird.



