Zugriffschance beim Tausch in reale Währungen
Eine große Chance, Kryptogangster zu schnappen oder zumindest zu identifizieren, biete das Eintauschen von Coins in reale Währungen wie Dollar und Euro. "Das kann beispielsweise mit Funkzellenabfragen in der Nähe von Bitcoin-Geldautomaten funktionieren oder indem Firmen oder Kryptobörsen wie Bitpanda und Coinbase strafprozessual um Informationen ersucht werden."
Bei vielen Handelsplattformen müssen Nutzer zur Registrierung ihren Ausweis vorlegen. Kriminelle umgehen das oft, indem sie Finanzagenten einstellen oder Strohpuppen-Konten nutzen, also Exchange Accounts, die meistens unwissentlich von unbeteiligten Personen erstellt wurden. Manche Börsen erheben keine Daten oder kooperieren nicht mit internationalen Ermittlungsbehörden, wenn diese sich in Staaten wie Russland befinden. Aber auch bei nicht gehosteten Wallets, bei denen sich alle Daten auf dem Endgerät befinden, ergibt sich die Zugriffschance erst beim Tausch in reale Währungen.
Ein starkes Instrument gegen die OK ist das Einfrieren ihrer Kryptovermögen. Die Emittenten von neuen Tokens/Coins, zum Beispiel Tether mit dem Token USDT, haben speziell programmierte Eingriffsmöglichkeiten wie das Einfrieren (Blacklisting) für die Verwendung ihres Tokens. Dadurch können sie, wenn sie von inkriminierten Zahlungen Kenntnis erlangen, Konten beziehungsweise Kryptoadressen sperren lassen. Anschließend können die Vermögen an die Opfer zurückgeführt oder behördlich beschlagnahmt werden.
Strategien zur Zerschlagung illegaler Netzwerke
Grundsätzlich bietet die Blockchain im Gegensatz zu traditionellen Finanzermittlungen, wo das Beweismaterial über mehrere Institutionen verteilt ist, den Vorteil eines einzigen und unveränderbaren Kassenbuchs. Das ermöglicht es den Ermittlern, Finanzbewegungen in Echtzeit zu verfolgen, Netzwerke zu kartieren und Hinweise zu erhalten, die sich über Kontinente erstrecken. Chainalysis sei in der Lage, diese Netze präventiv zu unterbrechen, schreibt das Unternehmen in seinem Blogpost Organized Crime Shows High Level of Professionalization, Low Level of Crypto Sophistication(öffnet im neuen Fenster) .
Sicherheitsorganen empfiehlt das Unternehmen drei Strategien zur rechtzeitigen Zerschlagung illegaler Netzwerke, bevor diese ihre Praktiken anpassen. Erstens kann laut Altuntas eine bessere Compliance auf Börsen- und Protokollebene helfen, Strohpuppen-Konten zu erkennen, inkriminierte Zahlungen einzufrieren und sie an die Behörden, die Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung aufdecken sollen (FIUs, Financial Intelligence Units), zu melden.
Zweitens könne eine fortschrittliche Blockchain-Intelligenz dazu dienen, solche Zahlungen zu erkennen und präventiv zu handeln. Blockchain-Intelligenz sei auch notwendig, um Straftaten zu ermitteln, Sachverhalte aufzuklären und Tatverdächtige über die Finanzanalysen zu identifizieren. Drittens sei eine globale Zusammenarbeit bei der Strafverfolgung notwendig, damit Behörden sich über die aktuellsten kriminellen Modi Operandi und Geldwäschetechniken austauschten. Kooperation sei bei Kryptoermittlungen unumgänglich, da Opfer, Tatverdächtige und Geldwäschedienste weltweit verteilt sind.



