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Kritische Rohstoffe: Chiles Präsident will Lithium-Abbau kontrollieren

Die Versorgung mit Rohstoffen wie Lithium ist wichtig für die Energie- und Verkehrswende . Die Bundesregierung plant dazu einen eigenen Rohstofffonds.
/ Friedhelm Greis
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Lithiumgewinnung in der chilenischen Atacamawüste. (Bild: Ivan Alvarado/Reuters)
Lithiumgewinnung in der chilenischen Atacamawüste. Bild: Ivan Alvarado/Reuters

Die Förderung strategisch wichtiger Rohstoffe und deren Nutzung werden verstärkt zur Aufgabe des Staates. Während der chilenische Präsident Gabriel Boric die dortige Lithiumproduktion unter staatliche Kontrolle stellen will, will die Bundesregierung offenbar den Zugang zu kritischen Rohstoffen über einen neu einzurichtenden Fonds finanzieren. Unterdessen hält der monatelange Preisverfall bei Lithium weiter an.

Chile verfügt nach Bolivien und Argentinien über die größten Vorräte an Lithium(öffnet im neuen Fenster) , das unter anderem für die Herstellung von Akkus verwendet wird. Allerdings ist in Chile die Produktion schon deutlich stärker ausgebaut. Im vergangenen Jahr lag das südamerikanische Land mit einer Produktion von 39.000 Tonnen hinter Australien an zweiter Stelle. Bolivien vereinbarte erst Anfang dieses Jahres mit einem chinesischen Konsortium um den Batteriehersteller CATL die Gewinnung von Lithium im größeren Maßstab .

Keine komplette Verstaatlichung

In einer Fernsehansprache kündigte Boric am 20. April 2023 an(öffnet im neuen Fenster) , ein staatliches Lithium-Unternehmen gründen zu wollen. Das Unternehmen soll sich am gesamten Produktionszyklus beteiligen.

Allerdings soll die Lithiumproduktion nicht komplett verstaatlicht werden. Vielmehr sollen die Bergbaukonzerne SQM (Chile) und Albemarle (USA), die bislang das Lithium in Chile gewinnen, eine staatliche Beteiligung einräumen müssen.

Darüber hinaus soll die Lithiumproduktion umweltfreundlicher werden. Das könnte bedeuten, dass die Firmen künftig die sogenannte Direkte-Lithium-Extraktion (DLE) einsetzen müssen. Im Gegensatz zum bislang üblichen Vorgehen, bei dem die Salzlauge in riesigen Becken verdunstet, soll DLE weniger Frischwasser verbrauchen und einen deutlich geringeren Eingriff in die Natur darstellen. Boric wolle zudem 30 Prozent der Salzseen unter Naturschutz stellen und die lokale Bevölkerung stärker in die Bergbauaktivitäten einbinden. Zu guter Letzt soll Chile auch von der Weiterverarbeitung des Lithiums profitieren.

Inwieweit die Pläne umgesetzt werden können, ist jedoch unklar. Nach Angaben der Financial Times (Paywall)(öffnet im neuen Fenster) muss der chilenische Kongress den Plänen noch zustimmen, wobei Boric dort über keine Mehrheit verfüge. Eine Verfassungsänderung, die indigenen Gruppen im Norden Chiles mehr Autonomie über ihr angestammtes Land gewährt und deren Zustimmung für neue Projekte erforderlich gemacht hätte, wurde bereits im September 2022 abgelehnt.

Lithiumpreis stark gesunken

Angesichts stark gestiegener Lithiumpreise hatte sich in Chile und Argentinien den vergangenen Jahren in der Branche eine Art Goldgräberstimmung breit gemacht. Vor allem in Argentinien lockte die Regierung mehrere ausländische Investoren an. Jedoch sank der Lithiumpreis seit einem Höchststand im November 2022 um mehr als 70 Prozent.

Über die Gründe des Preissturzes wurde in den vergangenen Monaten ausgiebig spekuliert(öffnet im neuen Fenster) . Analysten sehen eine Kombination aus gesunkener Nachfrage und gestiegenem Angebot als Ursache. Da Elektroautohersteller ihre Lieferverträge noch zu höheren Preisen abgeschlossen haben, dürften die Preise für Elektroautos vorerst nicht sinken.

Rohstofffonds mit bis zu zwei Milliarden Euro

Um den Zugang deutscher Firmen zu solch kritischen Rohstoffen sicherzustellen, plant die Bundesregierung offenbar die Schaffung eines entsprechenden Fonds. Das berichtet der Wirtschaftsdienst Bloomberg(öffnet im neuen Fenster) unter Berufung auf informierte Kreise.

Der Fonds im Wert von bis zu zwei Milliarden Euro solle den Abbau von Rohstoffen finanzieren, die für die ökologische Transformation des Landes wichtig seien. Damit solle der Rohstoffzugang gesichert und die Abhängigkeit von China verringert werden. Das Finanzierungsinstrument könne im Jahr 2024 starten. Während das Bundeswirtschaftsministerium auf Nachfrage von Bloomberg bestätigte, dass an einem solchen Fonds gearbeitet werde, waren dem Bundesfinanzministerium solche Pläne bislang nicht bekannt. FDP-Finanzminister Christian Lindner müsse noch von den Plänen überzeugt werden, hieß es.


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