Kritische Infrastruktur: Massive Probleme im europäischen Stromnetz
Das europäische Stromnetz hatte gestern mit größeren Problemen zu kämpfen. Eine Region wurde abgetrennt, teils kam es zu Stromausfällen.

Am 8. Januar gegen 14:05 Uhr kam es zu einer Frequenzabweichung von rund 250 mHz im synchronisierten europäischen Hochspannungs-Stromnetz, teilte der Netzbetreiber Amprion auf Twitter mit. In der Folge sei die Region Südosteuropa vom europäischen Verbundnetz getrennt worden. Insgesamt soll der Strom von drei Kraftwerken in Rumänien gefehlt haben.
Das europäische Hochspannungsstromnetz reicht im Norden bis Dänemark und südlich von Marokko bis in die Türkei und wird auf 50 Hz synchronisiert. "Frequenzabweichungen kommen immer vor, weil nie genauso viel Strom erzeugt wird, wie aktuell verbraucht wird", sagte Energieversorgungsexperte Felix Stöckmann zu Golem.de. Diese könnten meist schnell ausgeglichen werden. Gelinge dies jedoch nicht oder werde die Abweichung in angeschlossenen Netzen zu groß, müssten diese abgetrennt werden. Es könne zu Stromausfällen in Teilnetzen kommen, im schlimmsten Fall zu einem europaweiten Stromausfall. "Davon waren wir hier zum Glück ein gutes Stück entfernt", sagte Stöckmann.
Abweichung von 250 mHz triggert Stufe 1 des Maßnahmenkatalogs
Ein Abweichung von 250 mHz wie im aktuellen Fall ist allerdings weit entfernt von den normalen Schwankungen und fällt unter Stufe 1 der fünf Maßnahmen zur Kompensation beziehungsweise dem Schutz vor Unterfrequenz, die zwischen 49,8 und 49 Hz greift.
"Durch koordinierte Maßnahmen und eine sofortige Reaktion der kontinentaleuropäischen Übertragungsnetzbetreiber wurde sichergestellt, dass die Systemstabilität in den meisten europäischen Ländern nicht beeinträchtigt wurde", erklärte der Netzbetreiberverband Entso-E.
Resynchronisierung nach einer Stunde
Ungefähr eine Stunde nach der Abtrennung erfolgte eine Resynchronisierung. Das europäische Stromnetz ist seitdem wieder geeint. Wie es zu dem schwerwiegenden Vorfall kam, ist bislang unbekannt. Eine Untersuchung zu der Systemtrennung dauere an. Weitere Informationen zu dem Vorfall würden zu gegebener Zeit veröffentlicht, schreibt Entso-E.
Sicherheitsexperte und CCC-Mitglied Manuel Atug twitterte, dass es in manchen Regionen sichtbare Probleme gegeben habe. Beispielsweise seien Lampen in Haushalten und auf den Straßen aufgeleuchtet oder ausgegangen. Auch elektrische Geräte seien an- und ausgegangen. Atug verweist auf den Radiosender RFI România, der von Stromausfällen in Teilen Rumäniens berichtet.
Das europäische Stromnetz zählt zur kritischen Infrastruktur (Kritis). Lassen sich Vorfälle wie am Freitag nicht in den Griff bekommen, steht Europa vor massiven Problemen. Den letzten kritischen Vorfall gab es 2018, der zwar über einen längeren Zeitraum andauerte, aber ohne größere Probleme behoben werden konnte.
Probleme wie 2006 verhindert
Im November 2006 hingegen kam es durch die Verkettung von mehreren Vorfällen zu Stromausfällen in mehreren europäischen Regionen, die teils bis zu zwei Tage andauerten. Damals schaltete RWE eine Stromleitung über der Ems ab, damit eine Werft ein Schiff ausliefern konnte. Gleichzeitig sorgte starker Wind für viel Strom von Windrädern aus Norddeutschland. Zugleich wurden Kraftwerkskapazitäten in Süddeutschland heruntergefahren, um die Stromzufuhr auszugleichen.
Die gekappte Stromleitung über der Ems triggerte die Abschaltung einer weiteren Leitung, was eine Kettenreaktion hervorrief und zu einer Netztrennung führte. Die Probleme reichten bis zu Stufe 3. Es dauerte mehrere Tage, um sie wieder in den Griff zu kriegen. Die Vorfälle zeigen, dass das europäische Stromnetz fragil ist - und damit letztlich auch die hiesige Stromversorgung.
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