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Militär: Bundeswehr will mit eigenem Satellitennetz weltweit agieren

Die Bundeswehr will ein neues, eigenes Satellitennetzwerk für mehrere Milliarden Euro. Militärausgaben sind von der Schuldenbremse ausgenommen.
/ Achim Sawall
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2020: Mit kleinsten Satellitenanlagen können Verbindungen hergestellt und betrieben werden. (Bild: Bundeswehr/Andrea Bienert)
2020: Mit kleinsten Satellitenanlagen können Verbindungen hergestellt und betrieben werden. Bild: Bundeswehr/Andrea Bienert

Die Bundeswehr plant in den kommenden Jahren ein Netz aus knapp 300 Kleinsatelliten aufzubauen. Das geht aus einer neuen geheimen Militärstrategie hervor, die dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel vorliegt. Danach sei "Kernziel des militärischen Handelns" , die "Sicherheit und Souveränität Deutschlands im Weltraum zu gewährleisten" .

Bis 2029 könnte so ein rudimentäres Netz entstehen, das später ausgebaut werde. "In Zukunft braucht jeder Panzerkommandant alle paar Sekunden neue Bilder aus der Luft, ohne ein eigenes Satellitennetz wird das nicht funktionieren" , sagte ein hochrangiger Bundeswehrgeneral dem Spiegel.

Die Bundeswehr verfügt zwar mit einigen wenigen Kommunikationssatelliten über eigene Verbindungen. Das System SATCOMBw reiche jedoch lediglich für Auslandseinsätze wie in Afghanistan oder Mali, die durch geostationäre Satelliten abgedeckt werden konnten.

COMSATBw-1 und COMSATBw-2 seien obsolet

Die Bundeswehr gab Ende Juni 2022 bekannt(öffnet im neuen Fenster) , die Bodenstationen für ihr Satellitenkommunikationssystem modernisiert zu haben. In 36.000 Kilometern Höhe kreisen die zum System gehörenden Satelliten COMSATBw-1 und COMSATBw-2 auf einer geostationären Umlaufbahn. Als Gegenstücke auf der Erde nutzt die Bundeswehr verlegefähige Bodenstationen des Systems SATCOMBw in unterschiedlichen Varianten. Dabei gehe es um die "Einsatzbereitschaft der Nato-Taskforce" , sagte der Kommandeur des IT-Informationstechnik-Bataillons 281, Oberstleutnant Sascha Günther. Der Ausbau hörte sich indes bescheiden an: So wurde die Datenrate von 3 x 10 MBit/s auf bis zu 40 MBit/s gesteigert. Zudem wurde ISDN-Technik innerhalb der Bodenstationen durch IP-Telefonie ersetzt.

Für die Kriegsführung im Inland oder im Bündnisfall im Rahmen der Nato sei der Ansatz SATCOMBw "weitgehend obsolet" , sagte ein Bundeswehrgeneral dem Spiegel weiter. Nötig sei ein umfassendes Netzwerk von Kommunikationssatelliten, mit dem die Bundeswehr weltweit agieren könne.

Die Pläne liegen in der Schublade, die Notwendigkeit des Projekts hat die Leitung des Wehrressorts bereits bejaht. Das Milliardenprojekt ist realistisch, weil Militärausgaben von der Schuldenbremse weitgehend ausgenommen wurden.

Nach einem früheren Bericht soll das neue Bundeswehr-Satellitennetz Kommunikation und Erdbeobachtung bieten. Das System soll über nur wenige Bodenstationen verfügen, weil diese im Kriegsfall besonders angreifbar sind. Stattdessen soll durch Laserkommunikation zwischen den Satelliten ein Datenaustausch stattfinden.

Bislang betont das deutsche Militär bei Satellitensystemen stark von Verbündeten abhängig zu sein, insbesondere von den USA.

Projekt Sarah oder die vielen Satelliten des deutschen Militärs

In Wahrheit verfügt die Bundeswehr bereits über verschiedene Satellitennetze. So soll das Projekt Sarah weltweite Aufklärungsmöglichkeiten aus dem Erdorbit bieten. Im Sommer 2022 startete der erste Satellit , der von Airbus hergestellt wurde, mit einer Falcon-9-Rakete des US-Unternehmens SpaceX in den Weltraum. Zwei weitere, vom Bremer Unternehmen OHB gebaute, folgten 2023.

Sarah gilt als Nachfolgeprojekt von SAR-Lupe, das von der Bundeswehr seit 2007 genutzt wurde. Beide Systeme verwenden Synthetics Aperture Radar (SAR), das den Satelliten auch ihren Namen gibt. SAR nutzt elektromagnetische Wellen, um Landstriche vom All aus zu kartographieren. Zusätzlich können Kameras genutzt werden.


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